„Grob fahrlässig“ - Mundschutz-Hersteller erhebt schwere Vorwürfe gegenüber Spahn
Es gibt viel zu wenige Atemschutzmasken in Deutschland. Die Schuld dafür soll laut einem Hersteller auch beim Gesundheitsministerium liegen. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen Jens Spahn.
- Mundschutzmasken sind in der Corona*-Krise zur Mangelware geworden.
- Ein Hersteller der Masken macht Gesundheitsminister Jens Spahn* dafür mitverantwortlich.
- Er habe den Minister schon im Februar gewarnt.
München - Es gibt Dinge, die braucht man nie, aber wenn man sie braucht, dann unbedingt. Das beste Beispiel: Atemschutzmasken*. In der Corona-Krise sind diese zu einem der wichtigsten Accessoires überhaupt geworden, um sich und andere vor der Übertragung von Covid-19 zu schützen. Doch die Masken sind vergriffen. Schuld daran soll auch die Politik sein, meint ein Hersteller. Oder konkret: Gesundheitsminister Jens Spahn.
Achim Theiler ist Geschäftsführer des Buchloer Unternehmens „Franz Mensch“, das Hygienebekleidung, Mundschutz und Atemschutzmasken herstellt. Zum „Spiegel“ sagte Theiler: „Wir haben [die Behörden] gemahnt, und keiner hat uns gehört. […] Das ist grob fahrlässig und verschärft die Krise unnötig.“
Coronavirus: Hersteller mahnte an, dass zu viele Masken nach China exportiert wurden
Bereits am 5. Februar, als das Virus vor allem in China grassierte*, habe er eine Mail an den Gesundheitsminister geschrieben und gewarnt, dass es zu bedenklichen Engpässen kommen könnte, was die Versorgung mit Schutzmasken für Krankenhäuser angeht. Sein Vorschlag: Die Vorräte prüfen und Ware bei den Herstellern reservieren. Deutschland exportierte dagegen massenhaft Masken nach China.
Theiler schrieb Spahn laut „Spiegel“: „Ich appelliere an Sie, unterschätzen Sie die Problematik dieses Virus nicht.“ Er habe entschieden, keine Neukunden zu beliefern, um die Bestände in Deutschland zu sichern.
Laut Theiler bekam er keine Rückmeldung von Spahn. In einer zweiten Mail wies er darauf hin, dass es nun bereits Lieferengpässe gebe. Spahn antwortete wieder nicht.
Coronavirus: Gesundheitsministerium verteidigt sich gegen Vorwürfe
Das Ministerium bestätigte dem „Spiegel“, die Mails erhalten zu haben. Diese seien jedoch an das Beschaffungsamt der Bundeswehr weitergeleitet worden, das hierfür zuständig sei.
Die Erklärung hierfür: „Das ist die übliche Vorgehensweise für Angebote, die uns in Bezug auf die persönliche Schutzausrüstung erreichen. Auf eine Beantwortung der zahlreichen Angebote mussten wir aufgrund der Priorisierung der Aufgaben in der Ausnahmesituation verzichten. Das BMG (Bundesministerium für Gesundheit, d. Red.) war auch bereits im Februar schon mit Herstellern und den Ländern im Gespräch, um die Versorgungslage zu ermitteln.“
Bleibt nur zu hoffen, dass Wirtschaft und Politik aus dieser Episode lernen, in künftigen Krisen mit mehr Weitsicht zusammenzuarbeiten.
Massive Kritik lebt auch im Juni noch einmal gegen das Gesundheitsministerium von Jens Spahn auf. Hat sich die Bundesbehörde verzockt und Händler geprellt? Die betroffenen Lieferanten von Schutzausrüstung wollen offenbar klagen.
cg
Die Corona-Krise nimmt auch Deutschland immer stärker in die Mangel. Am Mittwoch wendet sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung.
Aktuell sind mangelhafte Atemschutzmasken im Umlauf. Das europäische Schnellwarnsystem RAPEX hat diese nun zurückgerufen und davor gewarnt.
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