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Viel Spielspaß bei FIFA 19

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Auf der Gamescom konnten die Spieler FIFA19 schon anspielen. Doch besteht das Spiel auch den Praxistest?
Auf der Gamescom konnten die Spieler FIFA19 schon anspielen. Doch besteht das Spiel auch den Praxistest? © dpa

Deutschland – Die Zeit zwischen Anfang Juli bis Mitte August ist für eingefleischte Fußball-Fans bekanntlich am härtesten. Kaum interessante Spiele, lediglich Transfers wie die von Cristiano Ronaldo zu Juve, Kepa Arrizabalaga zu Chelsea oder Thomas Lemar zu Atletico Madrid sorgten für Aufsehen.

FIFA- Spielern erging es fast noch schlimmer: spätestens nach der WM in Russland war das Spiel praktisch „tot.“ Doch damit ist es nun vorbei: seit dem 28. September ist die neue Ausgabe der beliebten Fußball-Simulation im Handel erhältlich!

EA Access-Besitzer konnten es bereits vor der Veröffentlichung auf der Xbox spielen, die Vorbesteller seit dem Dienstag vor dem Erscheinungsdatum und nun kann es auch jedermann im Handel kaufen: FIFA 19. Mit dabei: neue Lizenzen und vor allem ein Gameplay, das sich doch sehr vom alten abhebt. Vorab sei gesagt: nicht immer im Positiven.

Keine Verbesserungen im Karrieremodus, viel Spaß beim Anstoß garantiert

Doch mal von vorn: Was ist neu, was bleibt beim Alten? Fans des Seasons- und des Karrieremodus werden auch diese Spielzeit auf Verbesserungen vergeblich warten. Lediglich einige Cutscenes, wie mehr Spielervorstellungen nach getätigten Transfers oder das Verlassen des Vereinsbusses sind neu. Cutscenes allein sind also nicht zufriedenstellend.

Anders sieht's jedoch beim Anstoß aus: Neben dem Standardmodus, in dem ein Spieler gegen den Computer oder mehrere Spieler gegeneinander antreten, wurden gleich mehrere Varianten eingeführt: so zum Beispiel der Survival-Mode, in dem immer ein Spieler (maximal vier) der eigenen Mannschaft vom Platz fliegt, wenn man ein Tor schießt oder der No-Rules-Modus, wo (fast) alles erlaubt ist – der Spaß ist garantiert. Ebenso fließt jedes Spiel gegeneinander in eine private Statistik ein, sodass es keinerlei Zweifel mehr geben wird, wer der bessere Spieler ist.

Ein Haufen neuer Lizenzen für noch mehr Authentizität

Mit an Bord beim neuen FIFA sind auch jede Menge neuer Lizenzen. Allen voran: die der Champions League und der Euroleague. Jahrelang hatte diese der Konkurrent Pro Evolution Soccer (PES) vom japanischen Konkurrenten Konami inne. Doch nun hat EA alle Rechte auf die beiden bedeutendsten transkontinentalen Wettbewerbe. Der Todesstoß für PES? Die Zukunft wird’s zeigen. Mit der Champions-League konnte EA sogar den oscar-prämierten Hans Zimmer für einen Remix der Hymne gewinnen, dessen musikalische Handschrift Filme wie Fluch der Karibik oder König der Löwen tragen. 

Nicht aber nur die Champions League-Lizenz ist neu. Sondern auch: die der Chinese Super League (CSL), die in den letzten Jahren mit spektakulären Transfers für Aufruhr sorgte. Ebenso sind vier osteuropäische Vereine neu in dem Spiel: Dinamo Zagreb, Slavia Prag, Viktoria Pilsen und Dinamo Kiew. Darüber hinaus dürfen sich die Fans über 24 weitere Stadien freuen. Am interessantesten für deutsche Anhänger sicherlich: der Dortmunder Signal-Iduna-Park (Westfalenstadion), der nach Beendigung der Kooperation mit PES wieder mit dabei ist. In der spanischen LaLiga wiederum sind fast alle Stadien erhältlich, bis auf das Camp Nou von Barça: diese arbeiten als einer der letzten Vereine mit den Japanern zusammen. Auf die weltbekannte Pralinenschachtel, die Bombonera in Buenos Aires und Heimspielstätte der Boca Juniors, muss heuer ebenso verzichtet werden: weder für Stadion, noch für Verein konnten die Rechte gesichert werden. Freunde des italienischen Fußballs können wiederum auf die letzte, wieder lizenzierte, Top-Liga zurückgreifen: hieß die oberste Spielklasse in den letzten Jahren Calcio A, so wird in dieser Spielzeit wieder der authentische Name Serie A TIM benutzt.

Hunters letzte Etappe

Seit zwei Jahren kann neben den Mannschaften auch die Karriere von Alex Hunter erlebt werden. Als einfacher Kicker emporgekommen erlebte dieser in „The Journey“ einen kometenhaften Aufstieg in der Premier League. Höhen und Tiefen begleiteten seine Karriere wie eine Verletzung, die seinen Erfolg in der höchsten englischen Spielklasse ausbremste. Leih-Deals wie in die Championship, der englischen zweiten Liga oder in die amerikanische MLS, waren die Folge. 

Immer wurde er aber von seinem Großvater und Mentor Jim Hunter unterstützt, der Ende der 1960er Jahre selbst ein gefeierter Premier League-Held war. Es sei verraten: Auszüge aus Jims Karriere sind in diesem Part von „The Journey“ spielbar! Doch nicht nur Hunter senior mischt mit.

Ebenso Alex' Schwester Kim und sein bester Freund Danny Williams, die man schon im letzten Teil steuern konnte, erhalten im finalen Akt (so laut Ankündigung von EA) dieser Serie umfangreichere Rollen. Während Kim mit der Frauen- Nationalmannschaft der USA den WM-Titel anstrebt, geht der Stern für Danny Williams in der Premier League auf. Alex Hunter ist jedoch auf einem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Gemeinsam mit seinem Verein (mehrere europäische Top-Clubs werden wählbar sein) wird er versuchen, am Ende der Saison den „Henkelpott“ der Champions League in die Höhe zu heben.

Neues Gameplay mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Doch wie sieht es denn nun eigentlich mit dem Gameplay aus? Nun, es wird in dieser Ausgabe noch viel mehr auf Gefühl und Timing ankommen. Eine ganze Reihe von Neuerungen hat EA eingeführt: Zuerst einmal ist festzustellen, dass beispielsweise der Spielaufbau viel langsamer als beim Vorgänger vonstatten geht. Nachdem man sich in FIFA 18 mit feinstem Tiki-Taka durchkombinieren konnte, muss man sich nun genauestens überlegen, wie man die Bälle spielt und schließlich Torchancen zum Abschluss bringt. Zu dieser Änderung des Gameplays haben einige Neuerungen beigetragen: Beim Timed Finishing muss der Schießen-Button nach Festlegen der Schussstärke noch einmal gedrückt werden, um ihn optimal zu treffen. Klingt erst einmal realistisch, doch im Eifer des Spielgefechts können meistens nur wirklich erfahrene Spieler Kapital daraus schlagen – vorerst zumindest.

Überarbeitete Spieler-Intelligenz für authentischeres Feeling

Auf der anderen Seite wird nämlich noch viel energischer verteidigt: man muss sich genauer überlegen, wie man die Bälle spielt. So richtig aushebeln kann man die Abwehr nämlich nur noch mit Diagonalbällen in den Lauf oder den passenden Skill-Bewegungen. Die neuen 50/50-Battles bringen viel mehr Dynamik in den Zweikampf, der dadurch verbissener geführt wird als je zuvor. 

Und der nervige Ausfallschritt, obwohl der Verteidiger meterweit vom Angreifer entfernt ist, ist auch größtenteils passé: während in den letzten FIFA's zu Recht moniert wurde, dass das ganze Tempo aus dem Spieler genommen wird, wenn versehentlich der Verteidigen-Button gedrückt wurde und der Angreifer dadurch auf und davon war, so sind die Bewegungen diesmal smoother: Lediglich ein bisschen wird das Bein bei größerer Entfernung rausgestellt, die Geschwindigkeit des Verteidigers aber bleibt nahezu gleich, sodass der Zweikampf weiterhin möglich ist.

Das liegt auch an der überarbeiteten Spieler-Intelligenz, die immer öfter mit der Spieler-Persönlichkeit zusammenhängt: durch die Real Player Motion Technology sehen die Bewegungen, wie zum Beispiel von Arjen Robben, aus wie in echt. Doch nicht nur die Moves im Lauf wurden aufgehübscht: auch die Ballannahme ist deutlich individueller. Durch das Active Touch System unterstreichen Spieler wie Neymar oder James Rodriguez schon bei der Ballannahme ihre Persönlichkeit und ihren Spielstil. Skills wie der nur vom brasilianischen Ligue 1-Star ausführbare spezielle Rainbow-Flick oder Andrés Iniestas „La Croqueta“ sind genauso neu, wie weitere Torjubel. So kann heuer eine Bude im Stile von Kylian Mbappé oder Mohamed Salah gefeiert werden.

Nervige ingame-Probleme trüben Spielspaß

Die letzte größere Neuerung sind die Dynamischen Taktiken: Diese sind laut EA Sports „das reinste Rasenschach“. So kann nun festgelegt werden, wie viele Spieler beispielsweise beim Eckball vorne sind, oder wie zum Ball gegangen wird, sollte das Team in die Defensive geraten. Aufpassen muss man jedoch, wenn ingame die Aufstellung geändert wird: man sollte sich im Klaren sein, dass momentan die Formation wieder zurückgesetzt wird, wenn eine offensivere oder eine defensivere Gangart durchgegeben wird – für alte Hasen, die schon mehrere Teile der Fußball-Simulation gezockt haben, ist das erst einmal nervig!

Nicht weniger nervig ist, dass gefühlt jeder zweite Ball beim Gegner hängen bleibt und somit viele Spiele in ein einziges Hin- und Her im Mittelfeld ausarten, in denen dann kaum Torchancen kreiert werden. Ebenso trübt die Spielfreude die verminderte Authentizität durch die Tatsache, dass fast jeder Spieler aus dem Nichts einen Seitfallzieher-, oder einen Fallrückzieherpass spielen kann. Was früher nur Maradona oder heute Messi im Spiel gelang, schaffen in FIFA 19 auch Zakaria oder Neuer und das nicht nur einmal, sondern gleich vier oder fünf Mal im Spiel – sorry EA Sports, aber das ist alles andere als realistisch! 

Zudem sind die „alten Bekannten“ immer noch nicht bereinigt: besonders nach Abstößen wird oft Abseits gepfiffen, was genauso unrealistisch ist. Denn welcher Spieler denkt sich in Echt beim ruhenden Ball: „Der Torhüter schlägt den Ball ins Feld...also beweg' ich mich davor erstmal hinter den letzten gegnerischen Mann!“ 

Und auch die Linienziehung bei Abseitsentscheidungen ist weiterhin dürftig: so befindet sich der eigene oder der gegnerische Spieler im Abseits, aber nur dadurch, dass die virtuelle Abseitslinie völlig willkürlich gezogen wurde und mit dem Abseits im eigentlichen Sinne dann nichts mehr zu tun hat. Bei all den negativen Sachen gibt es aber Hoffnung: EA hat bereits einen Patch angekündigt, der hoffentlich die Spielfreude noch merklich nach oben triebt.

Klein aber fein: angenehme Mini-Animationen im Spiel

Neben den großen positiven wie negativen Neuerungen gibt es auch viele kleine, erst auf den zweiten Blick erkennbare Annehmlichkeiten: So läuft die Uhr auch in der Nachspielzeit weiter, sodass noch genauer vorhergesagt werden kann, ob sich noch ein Angriff ausgeht oder ob die Messe gelesen ist. 

Praktisch ist auch, dass im Spiel verwendete Schnelltaktiken nun angezeigt werden. Nach dem Ratespiel der letzten Teile wird das beispielsweise auf die Schnelle aktivierte „Team-Pressing“ nun durch einen grünen Balken signalisiert. Zudem wird nun der nächste zu wechselnde Spieler durch ein transparenteres Dreieck angezeigt. Hier hat sich aber EA bei den japanischen Konkurrenten bedient. Nicht weniger unnütz ist das modifizierte Radar, das vor allem für Farbenblinde ein Segen ist: Spieler der eigenen Mannschaft werden jetzt durch Kreise dargestellt, die der gegnerischen durch Dreiecke. So werden Handicaps, die zu Fehlern im Aufbauspiel führen können, adäquat aus dem Spiel genommen.

Nicht nur neue Wettbewerbe in FIFA Ultimate Team

Last but not least gibt es auch im beliebtesten FIFA-Modus, Ultimate Team (FUT), einige Neuerungen: War der Online-Ligamodus Bestandteil seit Anbeginn von FUT (2009), wurde er heuer durch Division Rivals ersetzt. Ähnlich aufgebaut beeinflusst dieser nun auch die Weekend League (WL), die 2016 eingeführt wurde. 

Wollte man sein Niveau halten, mussten Wochenende für Wochenende 40 Partien durchgeprügelt werden. Jetzt ist der Modus auf 30 Spiele abgespeckt worden. Die Höhe der Belohnungen und auch der Rang konnte bislang nur durch die WL festgelegt werden, heuer fließen aber auch die Resultate aus den Division Rivals in die Wertung mit ein. 

Die „Rewards“, die man für erbrachte Leistungen erhält, erscheinen diesmal nicht mehr wöchentlich und monatlich, sondern nur noch Woche pro Woche. Je nach Rang kann man zudem zwischen Coins, tauschbaren oder der doppelten Menge untauschbaren Packs wählen. 

Überdies gibt’s Qualifikationspunkte für die WL, an deren Teilnahme man mit momentan 2000 Punkten berechtigt ist. Das Daily Knockout Turnier ist also auch Geschichte. Doch nicht nur in Puncto Wettbewerb hat sich etwas getan, sondern auch bei den weit über 10.000 Spielerkarten: zwar ist das Design der Standardkarten nahezu gleich geblieben, aber die Pack-Animationen sind wieder erneuert worden. So gibt es neue Walkouts (bei einem Rating von 86 oder Höher), die durch den grauen EA Sports-Schriftzug angekündigt werden, Special Cards wie die Ones to Watch oder Ikonen wiederum durch verschiedene Farben des Rings um das Logo. 

Apropos Ikonen: Zu den bekannten stoßen dieses Jahr einige neue wie Johan Cruyff, Michael Ballack oder Steven Gerrard dazu. Den Ikonen wird auch vor Beginn des Spiels mitunter in Stadion-Choreografien gehuldigt, so zum Beispiel Diego Maradona bei Napoli oder Lothar Matthäus bei den Bayern.

Ebenso ist die Verwaltung der Karten überarbeitet worden: so ist nach etwas Übung das Team leichter auszumisten, indem man diese, zum Beispiel nach dem Öffnen eines Packs, mit dem rechten Knüppel gleich in die Transferliste oder in den Schnellverkauf schieben kann. Genauso praktisch ist, dass nun der direkte Einfluss der Team-Chemie und der Chemistry Styles auf die Spieler sichtbar wird. War es früher ein Ratespiel, wie stark die Spieler wirklich sind, so können einige Ingame-Stats der Spieler nun bis um 15 Punkte hochgepusht werden.

Fazit

Alles in Allem hat EA Sports also wirklich ein solides Spiel auf die Reihe gestellt, das bis jetzt richtig Spaß macht. Abgesehen der einigen wenigen Ärgernisse bleibt zu hoffen, dass diese bald behoben werden und nicht wie in der letzten Ausgabe durch noch größere Probleme ersetzt werden. Demzufolge bekommt FIFA 19 in der Wertung 8,5 von 10 Punkten! Begründung dafür ist das zwar langsame und teilweise unrealistische Gameplay, das von der weiter gewachsenen Authentizität, sei es in puncto Spieler (-Stile) oder in puncto Stadion-Ambiente, und den guten Parts im Gameplay in den Schatten gestellt wird.

FIFA 19 ist erhältlich für: PS4, Xbox One, PC und Nintendo Switch Preis: 59,99€ (PC, Switch) oder 69,99€ (PS4, Xbox One) bis 89,99€ (PC) beziehungsweise 99,99€ (PS4, Xbox One)

Simon Schmalzgruber

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