„Die drei Verkehrsminister kamen aus Bayern“
Privater Zugbetreiber packt aus: DB kümmert sich nicht um Netzausbau in Bayern - „Kein Einzelfall“
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Schlechter Ausbau, zu wenig Gleise: Privater Bahnunternehmer in Bayern sieht bei der Deutschen Bahn erheblichen Nachholbedarf. Aber es passiert zu wenig.
München – Bayerns Bahnstrecken sind in weiten Teilen in einem Ausbauzustand, der noch aus der Dampflokzeit stammt, teilweise wurden sogar in den vergangenen Jahrzehnten Gleise abgebaut. Durch fehlende Begegnungsmöglichkeiten entstehen viele Verspätungen. Ein privater Bahnbetreiber packt jetzt aus, wie sehr der Zustand von Bayerns* Schienennetz den Zugverkehr ausbremst.
Ärger bei Bahnunternehmen Go-Ahead: 80 Prozent der Verspätungen gehen auf externe Ursachen zurück
Seit einem Vierteljahr bedient das britische Bahnunternehmen Go-Ahead die elektrifizierte Bahnstrecke München-Lindau. In einer ersten Bilanz schlagen die privaten Bahnbetreiber Alarm. Die Strecke ist völlig unzureichend ausgebaut, da sie weitgehend eingleisig ist. Ein Problem, unter dem Pendler auch auf anderen Strecken leiden.
Nach Startproblem seien mittlerweile 90 Prozent der Züge pünktlich, so Go-Ahead. Aber: „Wir stellen fest, dass fast 80 Prozent unserer Verspätungen Ursachen haben, die wir nicht beeinflussen können“, so Go-Ahead-Sprecher Fabian Amini. „Ob ein Sturmschaden auf den Schienen, ein Bahnübergang, an dem die Schranken nicht schließen oder lange, eingleisige Streckenabschnitte, die belegt sind. Unsere Züge müssen in solchen Fällen stehen bleiben.“
Gleisausbau lässt zu Wünschen übrig: Strecke nach Lindau nur eingleisig
Vor allem der 107 Kilometer lange eingleisige Abschnitt von Buchloe nach Hergatz (Kreis Lindau*) sorge für Wartezeiten im Begegnungsverkehr. Ab Geltendorf Richtung München müsse sich Go-Ahead die Gleise mit S-Bahn, Nah-, Fern- und Güterverkehr teilen – da komme es schnell zum Stau auf der Schiene. Amini: „Wir würden unsere Fahrgäste gerne pünktlich ans Ziel bringen, doch leider ist das nicht immer zu schaffen.“
Die Allgäuer Strecke ist keine Ausnahme. „Eingleisige Strecken sind in Bayern kein Einzelfall“; so Norbert Moy vom Fahrgastverband Pro Bahn. Von 6000 Kilometern Bahnstrecke sind die Hälfte eingleisig, darunter 31 Prozent des Münchner S-Bahn-Netzes.
Hier einige Beispiele:
- Die Werdenfelsbahn von München-Mittenwald ab Tutzing südwärts.
- Die Südostbayernbahn Markt Schwaben-Mühldorf-Freilassing.
- Die Oberlandbahn ab Holzkirchen nach Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries mit Langsamfahrstrecken wegen unbeschrankter Bahnübergänge.
- Die S7 ab Giesing bzw. Höllriegelskreuth.
- Die S4 im Abschnitt Grafing-Ebersberg und weiter der Filzenexpress bis Wasserburg.
- Die S8 im Abschnitt Wessling-Herrsching.
- Die S2 Markt Schwaben-Erding und Dachau-Altomünster.
Moy: „Das Netz der Bahn* wird vom Bund finanziert, der konzentriert sich aber auf den Ausbau von Netzen des Fern- und Güterverkehrs.“ Der Bund habe Jahrzehnte im Ausbau verschlafen, viele Gleise seien abgebaut worden. „Die letzten drei Verkehrsminister kamen aus Bayern“, so Moy. Mittlerweile gebe es zwar mehr Geld, doch es dauere viele Jahre, um ein neues Projekt anzustoßen. „Der Freistaat konnte darüber hinaus initiativ werden und Projekte anstoßen, Planungen voranbringen.“ *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA