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Nach Eklat beim EM-Spiel: Razzia beim Piloten der missglückten Greenpeace-Aktion

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Von: Felix Graf

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Fußball EM - Frankreich - Deutschland
Ein Greenpeace-Aktivist landet auf dem Spielfeld. © Christian Charisius/dpa 

München - Ein Greenpeace-Aktivist muss kurz vor Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Frankreich mit einem Gleitschirm mitten im Stadion notlanden. Zwei Menschen werden verletzt - es hagelt Kritik von allen Seiten.

Update, 2. Juli - Razzia beim Piloten der missglückten Greenpeace-Aktion

Offenbar kommt es nun knüppeldick für den Rosenheimer Piloten des Ultraleichtflugzeugs aus , das beim Spiel gegen Frankreich in die Allianz Arena flog. Wie die BILD berichtet, wurde dessen Wohnsitz in Pforzheim (Baden-Württemberg) von Ermittlern der Staatsanwaltschaft München I und des Staatsschutzes des Münchner Polizeipräsidiums durchsucht. Dies soll am Freitagmorgen (2. Juli) geschehen sein.

Update, 18. Juni, 11.53 Uhr - Einsatzbilanz der Polizei

Die Mitteilung der Polizei im Wortlaut:

Wie bereits berichtet landete am Dienstag (15. Juni) ein propellerbetriebenes Ultraleichtflugzeug im Vorfeld des Europameisterschaftsspiels zwischen Frankreich und  Deutschland auf dem Spielfeld der Fußball Arena München. Die bei der Tat verletzten zwei Personen (ein 42-jähriger Ukrainer und ein 36-jähriger Franzose) sind bereits beide wieder aus den behandelnden Krankenhäusern entlassen. 
Am Spieltag des Samstags (19. Juni) in München, werden nach der aktuellen  Lagebewertung insgesamt rund 1.500 Polizeibeamte eingesetzt.

Im Rahmen des polizeilichen Gesamteinsatzes anlässlich der Spieltage der EURO 2020 in München sind  neben geschlossenen Einheiten und vielen weiteren Einsatzkräften des Polizeipräsidiums  München auch die Polizeihubschrauberstaffel und die Spezialeinheiten aus Bayern mit integriert. Der Vorfall vom vergangenen Dienstag mit der Greenpeace-Aktion in der Fußball-Arena-München hat natürlich zu einer Überprüfung und Anpassung des  bestehenden polizeilichen Einsatzkonzepts geführt. Dies führt im Ergebnis zu einer Intensivierung der polizeilichen Maßnahmen sowohl am Boden als auch in der Luft.  

Die Ermittlungen gegen den tatverdächtigen 38-Jährigen laufen nach aktuellem  Ermittlungsstand u.a. wegen Verstoß gegen das Luftverkehrsgesetz, gefährlicher  Körperverletzung, Gefährdung des Luftverkehrs und Hausfriedensbruch.  

Wie inzwischen anhand erfolgter Mitteilungen von Einsatzkräften des 15. Juni nachvollzogen werden konnte, erging nahezu zeitgleich zum eigentlichen Ereignis von einer Person ein Hinweis auf die Aktion. Noch bevor diese Information über Funk weiter übermittelt werden konnte, erfolgte bereits die Landung des Piloten im Fußballstadion. 

Pressemitteilung Polizeipräsidium München

Update, 12.53 Uhr - Scharfschützen standen zum Abschuss bereit

Wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im Gespräch mit der „BILD“ zur Auskunft gab, sei der Greenpeace-Aktivist kurz vor dem Abschuss durch Scharfschützen gestanden: „Man hat aufgrund der Beschriftung ‚Greenpeace‘ davon abgesehen, dass Scharfschützen hier eingegriffen haben. Wenn die Polizei zu einer anderen Einschätzung gekommen wäre, dass es sich um einen Terror-Anschlag handeln könnte, dann hätte der Flieger die Aktion möglicherweise mit seinem Leben bezahlen müssen“, so Herrmann. Für die Dauer der Europameisterschaft gilt über der Allianz Arena in München-Fröttmaning ein totales Flugverbot.

Auch interessant: Rosenheimer Greenpeace-Aktivist bei EM in München (Plus-Artikel)

„Es ist aus meiner Sicht eine völlig unverantwortliche, eine rücksichtslose Aktion, die noch zu viel schlimmeren Verletzungen oder sogar zu Toten hätte führen können“, so Herrmann weiter. „Der Propeller hat sich nach der Landung auch immer weitergedreht. Wäre er mit diesem drehenden Propeller in Zuschauer gestürzt, wären sicherlich noch viel, viel mehr Verletzungen entstanden“, zitiert das Nachrichtenmagazin „Focus“ den bayerischen Innenminister.

Die Aktion hatte kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Frankreich für einen Schockmoment bei den Zuschauern im Stadion und vor den Fernsehern gesorgt: Der Motorschirm-Flieger war über der Münchner Arena ins Taumeln geraten und Zuschauern gefährlich nahe gekommen, bevor er unsanft auf dem Rasen landete.

Bei dem Vorfall am Dienstagabend waren zwei Personen durch die Aktion verletzt worden.

Update, 10.48 Uhr - Ermittlungen nach missglückter Protestaktion laufen - Söder: „Das ist kein Kavaliersdelikt“

Nach der missglückten Protestaktion vor dem EM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich ermittelt die Polizei wegen verschiedener Delikte nach dem Strafgesetzbuch - und dem Luftverkehrsgesetz. Das teilte das Polizeipräsidium München am Mittwoch mit. Ein 38 Jahre alter Mann aus Baden-Württemberg war am Vorabend kurz vor dem Anpfiff des Fußballspiels mit einem Motorschirm auf dem Platz in der Münchner EM-Arena gelandet und hatte im Landeanflug zwei Männer verletzt, die ins Krankenhaus kamen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte Konsequenzen an. „Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. „Das ist kein Kavaliersdelikt.“

Aktivist verletzt bei missglückter Protest-Aktion zwei Personen - es hagelt Kritik von allen Seiten

Schreckmoment kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Frankreich: Plötzlich gerät ein Motorschirm-Flieger über der Münchner Arena ins Taumeln, kommt Zuschauern gefährlich nahe und landet unsanft auf dem Rasen. Eigentlich wollte die Umweltorganisation damit gegen Volkswagen, den Sponsor des Spiels, protestieren. Der Aktivist sei festgenommen worden, sagt ein Sprecher der Münchner Polizei. Später entschuldigt sich Greenpeace - und erntet heftige Kritik.

Fußball EM - Frankreich - Deutschland
Ein Aktivist, der zu Beginn des Spiel mit einem Gleitschirm im Stadion gelandet war, sitzt auf dem Rasen. © Matthias Hangst/Getty Pool/dpa

Der Motorschirm-Pilot flog zunächst über dem Stadion und versuchte, einen großen gelben Ball in die Arena sinken zu lassen. Dabei geriet er in eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und kam ins Trudeln. Nur mit großer Mühe konnte er einen Absturz in die Zuschauerränge verhindern. Nach der Notlandung eilten ihm noch zwei Spieler der deutschen Mannschaft zur Hilfe - dann wurde er von zwei Sicherheitskräften abgeführt. Auf Bildern ist zu sehen, wie er zuvor noch einige Zuschauer streifte.

Wie die Polizei München in einer Pressemitteilung verlauten ließ, wurden bei der waghalsigen Aktion zwei Personen verletzt. Der Pilot, ein 38-jähriger Mann aus Baden-Württemberg, wurde nach der Landung festgenommen. Gegen ihn wird nun in Zusammenhang mit verschiedenen Delikten ermittelt. Die Polizei betonte dass es „keinerlei Verständnis für solche unverantwortlichen Aktionen gibt, bei denen eine erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen wird.“

Über die Schwere der Verletzungen machte die Polizei keine Angaben, allerdings war wohl „keine akute notärztliche Versorgung“ notwendig.

Auch interessant: „Das kotzt mich ein bisschen an“: Die Stimmen zum Spiel Deutschland gegen Frankreich“

Die Folgen der missglückten Aktion trifft die Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ schwer. Die Kritik kommt von allen Seiten. Die NGO bezog kurz nach dem Vorfall Stellung. Eigentlich hätte laut „Greenpeace“ alles ganz anders ablaufen sollen: Die Umweltorganisation forderte bei Twitter von Volkswagen, keine klimaschädlichen Diesel- und Benzinautos mehr zu verkaufen. Ein Sprecher räumte noch während des laufenden Spiels ein, dass die Aktion missglückt sei - und entschuldigte sich. „Das tut uns wahnsinnig leid“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Auf dem Twitteraccount von Greenpeace hieß es: „Dieser Protest hatte nie die Absicht das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzten.“ Greenpeace Aktionen seien immer friedlich und gewaltfrei.

Eigentlich sei der Plan gewesen, dass der Pilot mit einem großen Latexball über das Stadion schwebt, erklärte der Sprecher. Der Ball hätte dann hinab sinken sollen - der Pilot, der auch einen Propeller auf dem Rücken festgeschnallt hatte, sollte gar nicht landen. Technische Schwierigkeiten hätten ihn aber zur Notlandung auf dem Spielfeld gezwungen.

Der Gegenwind an empörten Stimmen ist derweil heftig. Die Europäische Fußball-Union UEFA sprach von einer „rücksichtslosen und gefährlichen Aktion“, die schwerwiegende Folgen für viele Menschen hätte haben können. Auch der Deutsche Fußball-Bund verurteilte den Protest. „Derjenige hat nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet und verletzt. Das ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar“, sagte Verbandssprecher Jens Grittner bei der Pressekonferenz nach dem 0:1 zum Turnierstart gegen Frankreich. „Der Vorgang wird jetzt auch geprüft, bei der Polizei, bei den Behörden hier in München und der UEFA.“

Auch der Automobilkonzern „Volkswagen“, gegen den die Protestaktion gerichtet war, äußerte sich. Das Unternehmen kritisierte, Greenpeace habe mit der Protestaktion „Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer und Fans eines Fußballspiels in Gefahr gebracht und es wurden sogar Menschen verletzt.“ VW sei offen für den kritischen und konstruktiven Dialog in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit und bekenne sich klar zum Pariser Klimaabkommen bis 2050.

Auch in den Sozialen Medien erntete Greenpeace Spott und scharfe Kritik. „Wichtiges Thema, aber krass idiotische und unverantwortliche Aktion“, schrieb der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz bei Twitter. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nannte den Piloten in der „Bild“-Zeitung einen unverantwortlichen Abenteurer, „der seine Flugkünste selbst maßlos überschätzt hat und dadurch Leib und Leben von Zuschauern im Stadion ernsthaft gefährdet hat“

fgr/dpa

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