Im bisher durchforsteten östlichen Teil des Ortes gebe es keine Todesopfer, alle dort lebenden Menschen seien in Sicherheit. „Aber das ist noch nicht die ganze Stadt.“ Die Lage in Erftstadt sei „wegen der Dynamik“ zurzeit „ganz besonders kritisch“ und noch sehr unübersichtlich.
Die Zahl der Toten in Folge des Unwetters und der Überschwemmungen ist auch in Belgien weiter gestiegen. Über Nacht fanden die Einsatzkräfte in der Wallonischen Region weitere Tote - somit forderte das Unwetter bisher mindestens 14 Menschenleben, wie die Nachrichtenagentur Belga am Freitag berichtete.
Der Ministerpräsident von Wallonien, Elio Di Rupo, sagte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF, dass Häuser eingestürzt seien und vom Hochwasser Betroffene nicht erreicht werden könnten, wie Belga berichtete. Mittlerweile beruhige sich das Wetter in Belgien; der Regen lasse nach. Zudem war der Schienenverkehr in ganz Wallonien gestört. Mehr als 20.000 Menschen hatten zeitweise keinen Strom, und in manchen Regionen war das Trinkwasser verunreinigt.
Bei der Hochwasserkatastrophe ist ein Jugendlicher in Baden-Württemberg nach Feuerwehrangaben in einen offenen Gully gesogen worden. Dies sei auf einer vom Wasser gefluteten Straße in Inzlingen im Kreis Lörrach passiert. Der Vater des Jungen und ein benachbarter Feuerwehrmann hätten den 17-Jährigen in der lebensgefährlichen Lage festhalten können, sagte Feuerwehrkommandant Thomas Muck am Freitag.
Weitere Einsatzkräfte hätten geholfen, den Teenager zu retten. Er habe einen Schock erlitten, sei aber nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus wieder von dort entlassen worden. In der Nacht habe die Freiwillige Feuerwehr in Inzlingen 28 Einsätze gehabt, berichtete Muck.
Das Verteidigungsministerium hat wegen der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands einen militärischen Katastrophenalarm ausgelöst. Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe die Entscheidung getroffen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin. „Das bedeutet, dass die Entscheidungsinstanzen weit nach vorn, nämlich genau dorthin verrückt werden, wo sie gebraucht werden. Als Beispiel kann jetzt eine Verbandsführerin vor Ort entscheiden, ob der Bergepanzer, ob der militärische Lkw, ob das Stromaggregat bereitgestellt wird, wenn es denn verfügbar wird“, sagte der Offizier.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind mehr als 850 Soldaten im Einsatz, und die Zahl steige. Die Bilder aus dem Katastrophengebiet erfüllten mit Bestürzung. Der Sprecher sagte: „Die Bundeswehr steht natürlich an der Seite der anderen Helfer, ob das THW, Feuerwehr, Polizei und andere sind.“ Es werde nun dafür gesorgt, bundesweit verfügbares Material für die Hilfe vor Ort zur Verfügung zu stellen. Bundesweit seien alle Kräfte angewiesen, nötiges Großgerät verfügbar zu machen.
Die Zahl der Todesopfer bei der Hochwasserkatastrophe im nördlichen Rheinland-Pfalz ist auf 60 gestiegen. Dies teilte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitag nach einer Sondersitzung des Kabinetts in Mainz mit. Insgesamt gab es damit mindestens 103 Tote durch das Hochwasser.
Nach der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands waren am Freitag Tausende Helfer in Rettungseinsätzen unterwegs. Wegen der Vielzahl der Notsituationen wollte die Bundeswehr nicht mehr nur auf Anträge zur Hilfeleistung warten, sondern sich auch auf eine eigene Lagebewertung stützen, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Bereits am Vortag war bei Gefahr für Leib und Leben sogenannte Soforthilfe geleistet worden.
In Nordrhein-Westfalen unterstützten Soldaten die Einsätze zur Rettung und Bergung mit 495 Männern und Frauen in elf Landkreisen und Städten. In Rheinland-Pfalz waren mehr als 200 Soldaten in neun Landkreisen und Städten im Einsatz. Die Gesamtzahl der Soldaten lag insgesamt aber höher, da Besatzungen von Fahrzeugen teils nicht mitgezählt wurden.
Mittlerweile liegt die Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz bei 52. Innenminister Roger Lewentz (SPD) sagt: „Man muss im Moment feststellen, mit dem Leerlaufen von Kellern oder dem Leerpumpen von Kellern stoßen wir immer wieder auf Menschen, die ihr Leben gelassen haben in diesen Fluten, so dass ich über die Zahl, wo wir dann am Schluss in etwa landen werden, gar nichts sagen kann“, so Lewentz. „Aber das hier ist schon eine Katastrophe. Das ist dramatisch.“
Auch die Helfer erlebten schlimme Szenen. „Das sind natürlich dramatische Bilder, die sich den ehrenamtlichen, aber auch den professionellen Rettern bieten. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Keller, stehen noch teilweise im Wasser, es ist eine katastrophale Umgebung, und dann finden Sie eine Tote, einen Toten nach dem anderen. Das nimmt die Menschen, die helfen wollen, ganz enorm mit.“
Die Zahl der Unwettertoten ist in Nordrhein-Westfalen auf mindestens 43 gestiegen. Das hat das NRW-Innenministerium am Freitag auf Anfrage mitgeteilt. Bislang war die Zahl auf mindestens 30 beziffert worden. Zusammen mit den 50 Toten in Rheinland-Pfalz sind damit bislang mindestens 93 Menschen durch die Jahrhundert-Flut ums Leben gekommen.
Ob die in Erftstadt-Blessem befürchteten Todesopfer in der Zahl bereits enthalten sind, blieb zunächst unklar. Dort hatten gewaltige Erdrutsche Häuser und Autos mitgerissen. Luftbilder zeigen das enorme Ausmaß der Zerstörung. Immer wieder kamen Notrufe aus dem Ort unweit von Köln. Wie viele Menschen vermisst werden, war zunächst unklar. Die Situation sei unübersichtlich. Ein Erkundungstrupp des Katastrophenschutzes sei im Ort unterwegs.
Besonders grausam schlugen die Fluten in der Nacht auf Donnerstag in Sinzig im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler zu. Dort starben zwölf Menschen mit Behinderung in einem Haus des Vereins Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler. Wie die Bild den Geschäftsführer zitiert, kam die Hilfe für die Bewohner zu spät: „Auf Bitte der Feuerwehr hätte das Gebäude evakuiert werden sollen. Doch als der Mitarbeiter rüber ist, kam die Flutwelle – er kam nicht mehr raus und konnte keine Hilfe leisten.“ Das rheinland-pfälzische Innenministerium bestätigte dies.
Die Wucht der 100 Meter entfernten Ahr traf das Haus mit voller Wucht. Der Geschäftsführer des Vereins sagt weiter: „Unsere Mitarbeiter sind traumatisiert, helfen aber noch, so gut sie können.“
Beim Einsturz von Häusern in Erftstadt-Blessem sind Menschen ums Leben gekommen. „Es gibt Todesopfer“, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln am Freitag. In der Ortschaft war es zu massiven und schnell fortschreitenden Unterspülungen von Häusern gekommen.
In Erftstadt-Blessem (NRW) sind Häuser massiv unterspült worden und einige eingestürzt. Erste Bilder des Rhein-Erft-Kreises zeigen nun, wie dramatisch die Lage ist. Es werden etliche Personen vermisst. Aus den Häusern kommen Notrufe, aber eine Rettung ist vielfach nicht möglich. Auch weil es nicht genug Retter und Boote gibt. Der Katastrophenschutz ist vor Ort.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) rechnet bei den Bergungsarbeiten in Rheinland-Pfalz damit, dass Rettungskräfte weitere Tote finden. Die Zahl von 50 Toten sei inzwischen überschritten, sagte Lewentz am Freitag im Deutschlandfunk. Aus Sicht der Polizei würden knapp unter 100 Menschen vermisst.
Im Zusammenhang mit der Frage, wie sich die Zahl der Toten im Bundesland entwickeln könne, mache er sich Angaben zu insgesamt 1300 Vermissten nicht zu eigen. „Allerdings war das gestern auch ein Tag, wo die Übersicht sehr schwierig zu erlangen war“, sagte er. Die Menschen hätten fluchtartig ihre Gebäude verlassen und seien umhergeirrt.
„Man muss im Moment feststellen, mit dem Leerlaufen von Kellern oder dem Leerpumpen von Kellern stoßen wir immer wieder auf Menschen, die ihr Leben gelassen haben in diesen Fluten, so dass ich über die Zahl, wo wir dann am Schluss in etwa landen werden, gar nichts sagen kann“, so Lewentz. „Aber das hier ist schon eine Katastrophe. Das ist dramatisch.“
Trotz Überlaufens der Rurtalsperre in der Eifel hat sich die Lage in Düren über Nacht leicht entspannt. „In der Nacht gab es nur einen geringen Anstieg der Rur“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Düren am Freitagmorgen. „Aufgrund des Anstiegs ist es zu keinen zusätzlichen Einsätzen gekommen.“ Am Freitagmorgen liefen demnach keine Einsätze im Stadtgebiet Düren.
Die Rurtalsperre war in der Nacht zu Freitag „mit einer geringen Dynamik“ übergelaufen, wie der Wasserverband Eifel-Rur mitgeteilt hatte. Deshalb wurde damit gerechnet, dass der Unterlauf der Rur überschwemmt und somit Keller und Häuser im Kreis Düren überflutet werden könnten. Das sollte zunächst Obermaubach, dann Düren und schließlich Jülich treffen. Die Rur entspringt in Belgien, durchläuft die Eifel in Nordrhein-Westfalen und mündet in den Niederlanden in die Maas.
Die Feuerwehr hat am Donnerstagabend drei Menschen aus dem Fluss Wurm gerettet, die dort gedroht hatten zu ertrinken. Wie die Kreispolizeibehörde Heinsberg mitteilte, waren zwei Männer und eine Frau ersten Erkenntnissen nach auf einem Boot bei Übach-Palenberg (Kreis Heinsberg) auf der Wurm unterwegs. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten sie in Sicherheit bringen, ein Rettungswagen brachte sie schwer verletzt in ein Krankenhaus.
In der Nähe sei außerdem eine weitere Person aufgefunden worden, die anschließend im Rettungswagen medizinisch behandelt wurde, teilte die Polizei weiter mit. Auch sie war offenbar auf einem Boot auf dem Fluss unterwegs gewesen, wie erste Ermittlungen der Polizei ergaben. Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass sich noch weitere Personen auf den Booten befanden, suchten Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei sowie der Rettungsdienst nach weiteren möglichen Verletzten.
In Erftstadt-Blessem ist eine Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt. Das hat die Kölner Bezirksregierung am Freitagmorgen mitgeteilt. Ursache seien massive und schnell fortschreitende Unterspülungen der Häuser.
Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit aber nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden. Dazu erschwere ein nicht abstellbarer Gasaustritt die Rettungsarbeiten. Mehrere Pflegeheime würden geräumt.
Nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Toten auf 50 gestiegen. „Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz am Freitagmorgen.
In Wangen im Allgäu im Landkreis Ravensburg ist aufgrund des Starkregens am späten Donnerstagabend ein Wohngebiet überflutet worden. Wie das Polizeipräsidium Ravensburg am frühen Freitagmorgen mitteilte, wurden zunächst zwei Brückendurchflüsse des Epplingser Bachs durch Treibgut blockiert. Dadurch sei das Ufer übergetreten und hätte das angrenzende Wohngebiet Epplingser Halde überschwemmt.
Nach Angaben der Einsatzkräfte stand das Wasser im Wohngebiet zum Teil kniehoch - zahlreiche Keller und Garagen liefen voll mit Wasser. In einem Blockheizkraftwerk stand das Wasser demnach bis zu 1,60 Meter hoch. Wie viele Häuser von der Überflutung betroffen sind, war zunächst unklar.
Nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz (News-Ticker von Donnerstag) wollen Bund und Länder rasch helfen, um die immensen Zerstörungen zu beseitigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach den Betroffenen Hilfen, das nordrhein-westfälische Landeskabinett berät an diesem Freitag in einer Sondersitzung darüber. Rheinland-Pfalz hat bereits als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereitgestellt, um etwa Schäden an Straßen, Brücken und anderen Bauwerken zu beheben. In den Hochwassergebieten gehen an diesem Freitag die Aufräum- und Bergungsarbeiten weiter. Viele Menschen werden noch vermisst.
„Das ist eine einmalige Katastrophe mit bisher nicht gekanntem Ausmaß“, bewertete der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, die Flutkatastrophe. „Es geht nach dem Schadensbild um Milliarden Euro“, sagte Landsberg dem Magazin „Kommunal“. „Es muss jetzt darum gehen, den Menschen, die teilweise alles verloren haben, aber auch den betroffenen Kommunen, deren Infrastruktur zerstört ist, schnell und unbürokratisch zu helfen.“ Hier vertraue man auf die bereits erklärten Zusagen des Bundes und der betroffenen Länder.
Mindestens 59 Menschen kamen ums Leben, nachdem stundenlanger Starkregen aus kleinen Flüssen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz reißende Wassermassen gemacht hatte. Das NRW-Innenministerium sprach am späten Donnerstagabend von 30 Toten. In Rheinland-Pfalz waren es bislang 28 Todesopfer. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) befürchtete am Abend im SWR-Fernsehen, dass die Zahl angesichts der Zahl von rund 40 bis 60 weiter vermissten Menschen steigen könnte. Im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler werden rund 1300 Menschen vermisst, wie die Kreisverwaltung am Abend mitteilte.
Eine Sprecherin verwies darauf, dass viele Menschen wegen des lahmgelegten Mobilfunknetzes nicht erreichbar seien. „Wir hoffen, dass sich das klärt“, sagte sie zu der hohen Zahl.
Die Rettungskräfte setzen unterdessen die Suche nach Vermissten fort. Die Bundeswehr hat zur Unterstützung inzwischen etwa 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt. Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in NRW soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen zwar gesunken. Die Brauchwasser-Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war von einem Sachverständigen am Vortag als „sehr instabil“ eingestuft worden. Deswegen wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Ortschaften evakuiert. Betroffen waren rund 4500 Einwohner.
mh/dpa
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