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Impfdurchbrüche: So gut schützt die Impfung wirklich - das sind die Fakten

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Von: Markus Zwigl

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Wie gut schützt die Corona-Impfung vor einem schweren Verlauf bzw. vor einer Behandlung im Krankenhaus.
Wie gut schützt die Corona-Impfung vor einem schweren Verlauf bzw. vor einer Behandlung im Krankenhaus. © Montage dpa/Wolfgang Kumm/Sven Hoppe

Die vierte Welle in der Corona-Pandemie nimmt weiter an Fahrt auf. Die Inzidenzen in Deutschland liegen an vielen Orten jenseits der 100er-Marke. Und auch in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen müssen immer mehr Patienten behandelt werden. Dennoch ist etwas anders in dieser vierten Welle - der Impffortschritt. Doch auch von Impfdurchbrüchen ist immer wieder die Rede: Die Wahrheit über den Schutz der Impfung.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat vor einer heftigen vierten Corona-Welle im Herbst gewarnt. „Wenn wir die aktuellen Impfquoten nicht drastisch steigern, dann kann die aktuelle vierte Welle im Herbst einen fulminanten Verlauf nehmen“, sagte Wieler am Mittwoch in Berlin. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“ Schon jetzt steige die Zahl der Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssten – insbesondere auch bei jüngeren Menschen. Die allermeisten von ihnen seien ungeimpft. Doch könnte eine höhere Impfquote eine vierte Welle und letztendlich auch die Pandemie brechen?

Immer wieder wird vom RKI „dringend empfohlen, die Angebote für die Impfung gegen Covid-19 wahrzunehmen“. Und das hat einen Grund:

Impfeffektivität und der Schutz vor schweren Verläufen

Die Impfungen schützen laut Experten und Zahlen zuverlässig vor einer schweren Covid-19-Erkrankung. Denn obwohl sich derzeit viele Menschen infizieren, müssen deutlich weniger Patienten als noch in der zweiten oder dritten Welle auf der Intensivstation behandelt werden. Noch krasser ist dieser Effekt, wenn man die Daten von Geimpften und Ungeimpften getrennt voneinander analysiert.

Alter 12-17Alter 18-59Alter ≥ 60
Fälle im KH gesamt18948362590
Davon Impfdurchbrüche2274513
Anteil Impfdurchbrüche1,1%5,7%19,8%
Fälle auf Intensiv gesamt2496411
Davon Impfdurchbrüche02178
Anteil Impfdurchbrüche0,0%4,2%19,0%
Verstorbene Fälle gesamt154338
Davon Impfdurchbrüche0092
Anteil Impfdurchbrüche0,0%0,0%27,2%

Wahrscheinliche Impfdurchbrüche nach Altersgruppe im Zeitraum KW 32 bis 35 (Datenstand 8. September - RKI)

Insgesamt 30.880 wahrscheinliche Impfdurchbrüche wurden mit Meldedatum seit der 5. Kalenderwoche identifiziert, davon 20.341 nach einer abgeschlossenen Impfserie mit Comirnaty (BioNTech/Pfizer), 4911 mit COVID-19-Vakzine Janssen, 2229 mit Vaxzevria (AstraZeneca), 1322 mit Spikevax (Moderna), 1168 mit einer Kombination Vaxzevria/Comirnaty und 194 mit einer Kombination Vaxzevria/Spikevax.

Definition wahrscheinlicher Impfdurchbruch:

Ein wahrscheinlicher Impfdurchbruch ist definiert als SARS-CoV-2-Infektion (mit klinischer Symptomatik), die bei einer vollständig geimpften Person mittels PCR oder Erregerisolierung diagnostiziert wurde. Ein vollständiger Impfschutz wird angenommen, wenn nach einer abgeschlossenen Impfserie (zwei Dosen Moderna-, BioNTech- oder AstraZeneca-Vakzine bzw. eine Dosis Janssen-Vakzine) mindestens zwei Wochen vergangen sind.

Wer steckt sich häufiger an?

Im aktuell gemeldeten Infektionsgeschehen haben Geimpfte nicht nur mit Blick auf symptomatische Verläufe nur einen kleinen Anteil. Vor allem die knapp 40 Prozent der Menschen, die bis 31. August 2021 noch nicht vollständig gegen den Sars-CoV-2-Erreger geimpft waren, sind derzeit besonders gefährdet, sich anzustecken. Das zeigen die Analysen einiger Bundesländer, die mittlerweile die Inzidenz bei Geimpften und Ungeimpften separat ermitteln:

Die Zahl der Impfdurchbrüche verunsichert dennoch viele Menschen. Allerdings ist dies für die Wissenschaft kein überraschendes Phänomen. „Wir wussten von Anfang an, dass die Impfung nicht zu 100 Prozent wirksam ist“, erklärt Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der Technischen Universität Dortmund, der dpa. „Selbst in den Zulassungsstudien (der Impfstoffe) hatten sich vollständig Geimpfte infiziert.“

Derartige Infektionen sind allerdings kein Zeichen dafür, dass die Spritzen nicht wirken. Der Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité betont: Das Risiko, schwer zu erkranken, sei bei vollständig Geimpften bedeutend kleiner.

Klinikeinweisung trotz Impfung - wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?

Das zeigt auch der jüngste RKI-Wochenbericht vom 9. September: Über einen Zeitraum von etwa vier Wochen (Kalenderwochen 32 bis 35) waren knapp 90 Prozent (89,63 Prozent) der Corona-Patienten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das zeigt eine neue RKI-Auswertung von Donnerstag. So lag das Risiko einer Klinikeinweisung in Verbindung mit Corona bei Ungeimpften zuletzt mehr als acht Mal so hoch wie bei Geimpften. Die Impf-Effektivität mit Blick auf eine Klinikeinweisung gibt das RKI mit rund 95 Prozent für Menschen ab 18 Jahren an.

Das Risiko, mit Corona ins Krankenhaus zu müssen, ist für Geimpfte laut RKI derzeit äußert gering. Die geschätzte Impfeffektivität gegen weitere Covid-19-assoziierte Endpunkte für den Zeitraum der letzten vier Wochen (32. bis 35. KW) im Überblick:

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft und Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, bei Menschen, die vollständig mit einem der beiden mRNA-Mittel (Biontech/Pfizer oder Moderna) geimpft sind, um etwa 95 Prozent geringer als bei Ungeimpften. Beim Impfstoff von Astrazeneca sind es bis zu 80 Prozent. Auch das Mittel von Johnson&Johnson schützt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge mindestens zu 80 Prozent gegen eine schwere Erkrankung. 

Wie viele Menschen sind trotz Impfung an Covid-19 gestorben?

Betrachtet man den Anteil der Impfdurchbrüche an allen Covid-19-Fällen wird deutlich, dass nur ein geringer Anteil der hospitalisierten, auf Intensivstation betreuten bzw. verstorbenen Covid-19-Fälle als Impfdurchbruch zu bewerten ist. Unter den insgesamt 449 Covid-19-Fällen mit Impfdurchbrüchen, die verstorben sind, waren 355 (79 Prozent) 80 Jahre und älter. Das spiegelt laut RKI auch das generell höhere Sterberisiko - unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe - für diese Altersgruppe wider.

Unter den auf Intensivstation betreuten Fällen sind in der 32. bis 35. Kalenderwoche deutlich mehr 18- bis 59-Jährige als größer/gleich 60-Jährige zu finden, was als Effekt der Impfkampagne und den hier bislang noch unzureichend hohen Impfquoten unter den 18- bis 59-Jährigen interpretiert werden kann. Zusammengefasst bestätigt die Anzahl der wahrscheinlichen Impfdurchbrüche die geschätzte Wirksamkeit der eingesetzten Impfstoffe die hohe Wirksamkeit aus den klinischen Studien.

mz

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