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Wilderei wohl das Motiv: Polizisten durch Kopfschüsse getötet - beide Verdächtige sollen geschossen haben

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Von: Markus Zwigl, Martin Weidner, Martina Hunger

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Kusel Verdächtige festgenommen Andreas Johannes S. Alexander K.
Mit diesen beiden Bilder fahndete die Polizei nach Andreas Johannes S. (38) © Polizei (Montage)

Kusel/Kaiserlautern – Einen Tag nach dem Mord an zwei jungen Polizisten sitzt der Schock in der Pfalz und darüber hinaus tief. Am Montagnachmittag waren zwei mutmaßliche Täter festgenommen worden. Beide stehen unter Mordverdacht. Kurz vor der Tat sollen sie als Wilderer unterwegs gewesen sein und wurden womöglich zufällig entdeckt. Noch sind die Ermittlungen zu dem Fall aber noch nicht abgeschlossen.

Update, 15.02 Uhr - Wilderei wohl das Motiv - Polizisten wurden durch Kopfschüsse getötet

Im Fall der beiden erschossenen Polizisten in der Pfalz gehen die Ermittler davon aus, dass die mutmaßlichen Täter eine vorherige Wilderei verdecken wollten. Gegen die beiden 32 und 38 Jahre alten Verdächtigen erging Haftbefehl wegen Mordes, sie sind in Untersuchungshaft, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag auf einer Pressekonferenz mitteilten.

Am frühen Montagmorgen waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz in der Nähe der Kreisstadt Kusel erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später setzte einer von ihnen einen Notruf ab mit den Worten „Die schießen“. Am Nachmittag nahm die Polizei die beiden Männer im Saarland fest.

Die beiden Tatverdächtigen sollen als Wilderer in die Polizeikontrolle geraten sein. Wie genau die Beamten auf die beiden aufmerksam wurden, ist unklar. Die Ermittler vermutet aber, dass das Auto der Verdächtigen dort am Straßenrand stand. In dem Laderaum ihres Kastenwagens hätten sich zahlreiche getötete Wildtiere befunden, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen.

Der 32 Jahre alte Tatverdächtige räumte nach Darstellung der Staatsanwaltschaft die Wilderei ein. Er habe auch die Polizeikontrolle geschildert. „Er hat aber bestritten, selbst geschossen zu haben“, sagte Orthen. Der 38-Jährige mache von seinem Schweigerecht Gebrauch.

Die Ermittler gehen nach jetzigem Stand allerdings davon aus, dass beide Verdächtige Schüsse abgegeben haben. Bei den Ermittlungen seien eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr sichergestellt worden. Bislang lägen keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat oder Verbindungen der Verdächtigen in die sogenannte Reichsbürgerszene vor.

Die 24 Jahre alte Polizistin wurde mit einem Schuss in den Kopf getötet. Der 29 Jahre alte Oberkommissar wurde nach Darstellung der Ermittler von vier Schüssen getroffen, davon einer in den Kopf. Er selbst habe 14 Mal geschossen, nach bisherigen Erkenntnissen sei aber keiner der beiden Verdächtigen getroffen worden. Die 24-Jährige fast fertig ausgebildete Polizeianwärterin sei arglos gewesen, sie habe womöglich eine Taschenlampe und die Papiere in der Hand gehalten und nicht geschossen.

Die beiden Tatverdächtigen waren laut Staatsanwaltschaft nicht rechtskräftig vorbestraft. Der 38-Jährige sei der Polizei aber früher bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, sagte Kriminaldirektor Frank Gautsche. Der 32-Jährige sei der Polizei wegen Betrugsdelikten bekannt.

Die getötete Polizeianwärterin stand nach Angaben der Ermittler kurz vor dem Ende ihrer Ausbildungszeit. Sie habe alle Ausbilungs- und Trainingseinheiten absolviert. Das Zivilfahrzeug, mit dem sie und ihr Kollege unterwegs gewesen seien, werde üblicherweise nicht für Verkehrskontrollen eingesetzt.

Pressekonferenz: „Tödliche Schüsse auf Polizisten“ - Ermittler äußern sich

Die Polizei Rheinland-Pfalz streamt die Pressekonferenz: Tödliche „Schüsse auf Polizeibeamte“ live aus dem Justizzentrum in Kaiserslautern. Anwesende Sprecher sind die Oberstaatsanwälte Dr. Udo Gehring, Stefan Orthen sowie Michael Denne, Heiner Schmolzi und Frank Gautsche vom Polizeipräsidium Westpfalz. Desweiteren ist die Pressesprecherin Melanie Morbach vom Landespolizeipräsidium Saarland anwesend.

Update, 14.04 Uhr - Großes Waffenarsenal sichergestellt

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten aus dem Saarland haben die Ermittler bei den Tatverdächtigen ein großes Waffenarsenal sichergestellt. Wie am Dienstag aus Sicherheitskreisen verlautete, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und Munition. Die Ermittler gehen den Angaben zufolge davon aus, dass der festgenommene 38-jährige Tatverdächtige Zugang zu den Waffen hatte.

Im Haus des zweiten Tatverdächtigen seien zwei Langwaffen entdeckt worden, hieß es. Der 32-Jährige habe seine Bereitschaft erklärt, auszusagen.

Am frühen Montagmorgen waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz in der Nähe der Kreisstadt Kusel erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie „Die schießen“. Der Polizist soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben - ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz.

Der Deutsche Jagdverband erklärte, der 38-Jährige sei nicht im Besitz eines gültigen Jagdscheins gewesen. Nach derzeitigem Kenntnisstand habe die zuständige Behörde im Saarland seinen Antrag, erneut einen Jagdschein zu lösen, wegen fehlender Zuverlässigkeit abgelehnt. Der Verband zeigte sich entsetzt über den „kaltblütigen Polizistenmord“ und forderte die Behörden auf, rasch zu klären, woher die Tatwaffen stammen und wie sie in den Besitz des Tatverdächtigen gelangen konnten.

Update, 13.40 Uhr - Amtsgericht erlässt Haftbefehl gegen die beiden Tatverdächtigen

Gegen die beiden Festgenommenen hat das Amtsgericht Kaiserslautern am Dienstagvormittag Haftbefehl erlassen, wie saarbruecker-zeitung.de berichtet. Somit scheint sich auch der Tatverdacht gegen den zweiten Festgenommenen, einen 32-Jährigen, erhärtet zu haben. bild.de erläutert, dass der Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Mordes in zwei Fällen und wegen Wilderei erlassen wurde.

Weiter berichtete die SZ, dass der Tatverdächtige Andreas S. keinen gültigen Jagdschein besitzt und damit auch keine Berechtigung Jagdwaffen zu besitzen. Bereits für das Jahr 2020 habe die zuständige Behörde im Saarland seinen Antrag auf einen Jagdschein abgelehnt.

Update, 8.30 Uhr - Kanzler Scholz fordert „schnelle Aufklärung“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Angehörigen der beiden in der Pfalz erschossenen Polizisten sein Beileid ausgesprochen. Was in Kusel passiert sei, bedrücke ihn sehr, schrieb Scholz auf Twitter. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der beiden jungen Opfer.“ Er denke auch an die vielen Polizisten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Bürger zu schützen. „Wir müssen die Hintergründe der Tat schnell aufklären“, schrieb Scholz weiter.

Die Erstmeldung:

Die Fahndungsmaßnahmen werden fortgesetzt, weil nach Polizeiangaben nicht ausgeschlossen werden kann, dass es möglicherweise weitere Mittäter gibt. Am Dienstag (1. Februar) wollen sich die Ermittler in Kaiserslautern zum aktuellen Stand äußern. Um 14 Uhr soll es eine entsprechende Pressekonferenz geben.

Die Beamten hatten am Montagabend nach einer Großfahndung zwei Festnahmen vermelden können – verhaftet wurden Andreas Johannes S. (38) und sein Mittäter (32). Zunächst stellte sich S. - ein Wildhändler aus dem saarländischen Kreis Neunkirchen - der Polizei, nachdem sie öffentlich mit Fotos nach ihm gefahndet hatte. Der Verdächtige habe sich über seine Anwältin bei der Polizei gemeldet und sei vor einem Haus im saarländischen Sulzbach festgenommen worden, berichtete ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa). S. ist nach einer Unfallflucht und illegalem Wildhandel laut Medienberichten bereits polizeibekannt gewesen. Zudem soll er eine waffenrechtliche Erlaubnis besessen haben, die ihm aber vor einiger Zeit entzogen worden sein soll.

Mittäter in Haus von Kumpel festgenommen

Sein Kumpel wurde wenig später festgenommen, nachdem er sich im Haus seines Kumpels versteckt hatte. In welchem Zusammenhang er zu den Schüssen stehe, müssten die Ermittlungen ergeben. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses wurden laut Polizei auch Waffen sichergestellt. Beide Verdächtigen werden am Dienstag (1. Februar) dem Haftrichter vorgeführt. Bislang haben sie sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Am frühen Montagmorgen (31. Januar) gegen 4.20 Uhr waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz in der Nähe der Kreisstadt Kusel erschossen worden. rosenheim24.de hatte bereits darüber berichtet. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden.

Später meldeten sie „Die schießen“. Der Polizist soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben - ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz. Während die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, nach Polizeiangaben sofort tot war, habe ihr Kollege zunächst noch gelebt. Er sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen.

mw/mh

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