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„So negativ, so verheerend“: Lauterbach macht „Rolle rückwärts“ bei Corona-Quarantäne

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Von: Martin Weidner

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Corona-Quarantäne
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). © dpa/Screenshot Twitter (Montage)

Berlin/München – Die zum 1. Mai geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten soll es nun doch nicht geben. Seine „Rolle rückwärts“ kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am späten Dienstagabend (5. April) im TV an.

In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ sagte Lauterbach: „Diesen Punkt, dass die Infizierten, dass die sich selbst isolieren, und nicht mehr durch das Gesundheitsamt aufgefordert werden, den werde ich wieder einkassieren.“ Das wolle er am Mittwoch (6. April) offiziell machen (News-Ticker Mittwoch, 6. April). Bleiben solle eine verkürzte Isolation von fünf Tagen.

Parallel dazu hatte der Minister auch auf Twitter zu seiner Kehrtwende Stellung bezogen. „Die Beendigung der Anordnung der Isolation nach Corona-Infektion durch die Gesundheitsämter zugunsten von Freiwilligkeit wäre falsch und wird nicht kommen“, so Lauterbach, der sogar noch deutlicher wurde: „Hier habe ich einen Fehler gemacht. Das entlastet zwar die Gesundheitsämter. Aber das Signal ist falsch und schädlich.“ Weiter hieß es auf seinem Kanal: „Corona ist keine Erkältung. Daher muss es weiter eine Isolation nach Infektion geben. Angeordnet und kontrolliert durch die Gesundheitsämter.“ Zudem verwahrte er sich gegen den Vorwurf, er sei von Seiten des Koalitionspartners FDP, der seit jeher für starke Lockerungen eintritt, unter Druck gesetzt worden.

Quarantäne-Befreiung war zum 1. Mai angedacht

Nach Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatte der Minister am Montag (4. April) ursprünglich mitgeteilt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen ab 1. Mai in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen. Infizierten sollte demnach nur noch „dringend empfohlen“ werden, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden - für Kontaktpersonen von Infizierten sollte es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts sollte wegfallen.

Lauterbach sagte im ZDF, das wäre zur Entlastung der Gesundheitsämter auch sinnvoll gewesen. Das Signal aber, dass ein Infizierter selbst über eine Isolation entscheide, sei „so negativ, so verheerend“, dass es an diesem Punkt eine Veränderung geben müsse. Der „symbolische Schaden“, Corona sei nicht gefährlich, sei so schlimm, dass man diese Isolationsordnung so nicht machen könne. Der 59-Jährige stellte klar: „Es bleibt dann dabei, wenn jemand krank ist, also hat sich infiziert, dann ordnet das Gesundheitsamt weiter an. Und wenn jemand nur Kontaktperson ist, und es ist Quarantäne, dann macht man es selbst.“ Für die Quarantäne brauche man die Gesundheitsämter nicht.

Die Reaktionen auf Lauterbachs Rückzieher fielen in den sozialen Netzwerken unterschiedlich aus. Während einige Nutzer vielsagend mit Worten wie „Oh je, Karl...“ kommentierten, bekam der Minister für seine Entscheidung auch Unterstützung. „Zu irren ist menschlich! Dazu zu stehen und es zu korrigieren macht einen guten Politiker aus! Respekt“, hieß es unter anderem.

mw

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