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Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lokführer

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Trümmer werden am Montag (31.01.2011) am Ort des Eisenbahnunglücks bei Hordorf beseitigt. © dpa

Hordorf - Nach dem schweren Zugunglück mit zehn Toten in Hordorf hat die Staatsanwaltschaft Magdeburg ein Ermittlungsverfahren gegen den 41-jährigen Lokführer des Güterzuges eingeleitet.

Es besteht ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und der Gefährdung des Bahnverkehrs, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Der Anfangsverdacht stütze sich unter anderem auf die Aussage eines Zeugen. Der Lokführer soll möglicherweise ein Haltesignal überfahren haben. Der Verdacht beziehe sich “auf einige wenige Indizien“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Es sollten auch noch weitere Zeugen befragt, Gutachten angefordert und die Spurenlage untersucht werden. Nähere Angaben zum Zeugen und zu seiner Aussage wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen.

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Der Lokführer erlitt bei dem Unglück leichte Verletzungen und einen Schock. Er wurde bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Er soll laut Staatsanwaltschaft in den kommenden Tagen vernommen werden. Es gab auch Spekulationen, dass der Zugführer des Güterzugs sich bei dem schweren Unfall nicht im Führerhaus befunden habe. Nach Einschätzung des Bundesverkehrsministeriums darf er das nicht. “Der Lokführer hat an der Spitze des Zuges zu stehen, das gilt gleichermaßen für Güter- wie für Personenzüge“, sagte ein Sprecher unter Berufung auf die Eisenbahnbau- und Betriebsordnung.

Die eingleisige Strecke zwischen Magdeburg und Halberstadt, auf der sich der Unfall ereignete, ist derzeit noch nicht mit einem Sicherheitssystem ausgestattet, dass beim Überfahren eines Haltesignals eine automatische Zwangsbremsung auslöst. Wie der Sprecher des Verkehrsministeriums bestätigte, seien diese Systeme nur auf solchen Strecken erforderlich, auf denen Züge mehr als 100 Stundenkilometer fahren dürften. Dies sei auf der Strecke Magdeburg-Halberstadt nicht der Fall. Eine Nachrüstung sei für dieses Jahr vorgesehen.

Acht Tote noch nicht identifiziert

Bei dem Zusammenstoß eines Güterzugs mit einem Triebwagen der Veolia-Tochtergesellschaft HarzElbeExpress (HEX) wurden am Samstagabend zehn Menschen getötet, 23 weitere verletzt. Bislang konnten nur zwei Personen zweifelsfrei identifiziert werden. Es handele sich um einen 63-Jährigen und einen 74-Jährigen, die beide aus dem Harz stammten. Die Identifizierung der anderen acht Toten sei schwierig, hieß es. Unter den Toten sollen laut Veolia auch der Lokführer und die Zugbegleiterin des Regionalzuges sein.

Von den 23 verletzten Personen wurden den Angaben zufolge 13 bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Zehn Verletzte seien noch in den Kliniken. Zwei Menschen seien “schwerstverletzt“. Unter den Verletzten seien auch zwei georgische, eine portugiesische und eine brasilianische Staatsangehörige. Die Unfallstelle wurde inzwischen komplett geräumt. Der Personenzug sei zerlegt und für weitere Untersuchungen abtransportiert worden. Die Auswertung der Fahrtenschreiber beider Züge dauert noch an. Wann die Bahnstrecke wieder freigegeben wird, stand zunächst noch nicht fest. Auf der Strecke ist Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Manager des privaten Eisenbahnunternehmens Veolia gedachten an der Unglücksstelle in Hordorf der Opfer. Der Generaldirektor von Veolia Transport, Cyrille du Peloux, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Veolia Verkehr, Ragnar Nordström und der Geschäftsführer des HarzElbeExpress (HEX), Andreas Putzer, legten an der Unfallstelle Blumenkränze nieder. Unmittelbar an den Gleisen waren bereits am Sonntag ein Holzkreuz errichtet und Kerzen angezündet worden. Das Innenministerium ordnete bis einschließlich Freitag (4. Februar) Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden an. Mehrere Veranstaltungen wie eine Zugtaufe der Bahn und der Modelwettbewerb für ein Schülerferienticket wurden abgesagt. 

dapd 

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