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Sturmflut setzt St. Pauli unter Wasser - Mann durch Plakat getötet - Person beinahe von Baum erschlagen

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Von: Martin Weidner

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Eine Sturmflut erreichte in der Nacht auf Sonntag die Hansestadt Hamburg. © dpa (Montage)

Hamburg – Umgestürzte Bäume, eine Sturmflut auf St. Pauli, ein Frachter in Seenot und Chaos bei der Deutschen Bahn - das Sturmtief „Nadia“ hat am Samstagabend (29. Januar) und in der Nacht auf Sonntag (30. Januar) in Norddeutschland für hunderte Einsätze von Polizei und Feuerwehren gesorgt. Inzwischen gibt es auch ein Todesopfer zu beklagen.

Update, 13.10 Uhr - Ein Schwerverletzter in Bremen

Sturmtief „Nadia“ ist mit gefährlichen Böen über Norddeutschland hinweggefegt und hat mehrere schwere Unglücke verursacht. Im brandenburgischen Beelitz kam ein Fußgänger ums Leben, weil ein Wahlplakat umgeweht wurde und auf ihn stürzte. In Bremen erlitt ein Mensch in einem Park schwere Verletzungen, als ein Baum auf ihn fiel. Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu knapp 130 Stundenkilometern fegte „Nadia“ in der Nacht zu Sonntag über viele Teile Norddeutschlands hinweg.

Die höchste Windgeschwindigkeit wurde auf Hallig Hooge (Kreis Nordfriesland) mit 127 km/h gemessen, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Sonntagmorgen. In List auf Sylt, Kap Arkona auf Rügen und Glücksburg bei Flensburg wurden Werte von 119 km/h in der Spitze gemessen.

Update, 10.45 Uhr - Schiffsunglück auf der Elbe

Am Samstagabend gegen 21 Uhr kam es auf der Elbe zu einem Schiffsunglück: Im Hamburger Hafen fuhr sich ein Binnenschiff unter einer Brücke fest. Nach ersten Erkenntnissen blieb es beim Durchfahren mit dem Steuerhaus wohl an der Freihafen-Elbbrücke hängen und verklemmte sich, so ein Polizeisprecher. An Bord des Schiffes befanden sich zwei Menschen. Sie konnten gerettet werden. Verletzte gab es ersten Erkenntnissen zufolge nicht. Die Unfallursache war zunächst unklar. Es sei möglich, dass sich der Kapitän wegen des steigenden Wasserstandes der Elbe verschätzt habe, hieß es.

Update, 9.20 Uhr - Spezialkräfte retten Frachter in Nordsee

Nun gibt es weitere Details zu Frachter „Vienna“, der in der Nacht stundenlang manövrierunfähig in der Nordsee trieb: Die 190 Meter lange Schiff hatte erkennbar Probleme zu manövrieren. Die Maschine sei zu schwach gewesen, um das Schiff gegen Wind und Wellen zu halten. Daher wurden unter anderem Notschlepper zu dem Havaristen entsandt. Der Frachter sei nach etwa sechs Stunden gesichert worden. „Hätten wir nicht eingegriffen, wäre das Schiff zu einem Risiko für die Küste geworden. Wir hoffen, dass die Verbindung zwischen dem Notschlepper und dem Schiff hält“, sagte ein Sprecher.

Der Frachter, der unter der Flagge der Marshallinseln fährt, trieb den Angaben nach etwa 16 Seemeilen (etwa 30 Kilometer) vor der ostfriesischen Küste. Die 24 Crew-Mitglieder blieben nach ersten Erkenntnissen unverletzt. Das Schiff sei nicht beschädigt worden. Zur Herstellung der Schleppverbindung wurden demnach mehrere speziell ausgebildete Seeleute von einem Bundespolizei-Hubschrauber auf den Frachter abgeseilt. Das Sturmtief über der Nordsee habe den Einsatz aber erheblich erschwert. Bei Windstärke 10 seien die Wellen auf der Nordsee sechs bis sieben Meter hoch gewesen, hieß es.

Update, 7.55 Uhr - Erstes Todesopfer in Brandenburg

Nun wurde auch das erste Todesopfer im Zusammenhang mit Sturmtief „Nadia“ gemeldet. In Beelitz in Brandenburg wurde am Samstagabend gegen 22 Uhr ein Mann von einem Wahlplakat erschlagen, dass durch den starken Wind umgerissen worden und auf eine Fußgängergruppe gestürzt war. Der Mann wurde dabei schwer am Kopf getroffen. Eine Reanimation durch Ersthelfer und hinzugerufene Rettungskräfte blieb erfolglos. Ein Begleiter des Mannes wurde ebenfalls verletzt.

Die Erstmeldung:

Allein in Hamburg habe es bislang rund 300 Unwetter-Einsätze gegeben, sagte ein Polizeisprecher am frühen Sonntagmorgen. Zuvor hatte kurz nach Mitternacht eine schwere Sturmflut den Fischmarkt im Stadtteil St. Pauli unter Wasser gesetzt. Ein Sprecher der Feuerwehr der Hansestadt war zunächst nicht zu erreichen.

Auch in Schleswig-Holsteins kam es bis Sonntagmorgen zu zahlreichen Einsätzen. Allein im Norden des Landes mussten die Feuerwehren etwa 120 Mal ausrücken. Das sagte ein Sprecher der Regionalleitstelle, die unter anderem für Flensburg, Schleswig und Husum zuständig ist. Für andere Landesteile lagen noch keine genaue Zahlen vor. Es habe aber etliche Einsätze gegeben, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Feuerwehr in Bremen war nach Angaben eines Sprechers in der Nacht mehr als 40 Mal im Einsatz. Im Kreis Aurich in Ostfriesland wurde die Feuerwehr rund 25 Mal zu Hilfe gerufen. Auch dort waren Bäume oder Bauzäune umgestürzt. Dem niedersächsischen Innenministerium in Hannover lagen am frühen Sonntagmorgen noch keine genaue Zahlen vor. Größere Einsätze habe es zunächst aber nicht gegeben, sagte ein Sprecher.

Das Sturmtief über der Nordsee bescherte auch Feuerwehr und Polizei in Mecklenburg-Vorpommern viele Einsätze. In Schwerin und Umgebung sei man knapp 200 Mal ausgerückt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Auch in Stralsund berichtete das Lagezentrum, dass man alle Hände voll zu tun habe. Über Verletzte war in der Nacht zunächst nichts bekannt.

Frachter gerät auf Nordsee in Seenot

Auf der Nordsee geriet ein Frachter in Seenot. Vor der Küste von Ostfriesland trieb ein unbeladener Frachter mehrere Stunden im Meer. Die 190 Meter lange „Vienna“ hatte wegen des Sturms erkennbar Probleme zu manövrieren, wie ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven am Sonntagmorgen mitteilte. Die Maschine sei zu schwach gewesen, um das Schiff gegen Wind und Wellen zu halten. Daher wurden unter anderem Notschlepper zu dem Havaristen entsandt. Der Frachter sei nach etwa sechs Stunden gesichert worden. Seeleute mussten sich bei sechs bis sieben Meter hohen Wellen und Windstärke 10 von einem Hubschrauber der Bundespolizei zum Frachter abseilen, um eine Schleppverbindung herstellen zu können.

In ganz Norddeutschland kam es auch zu erheblichen Problemen im Bahnverkehr. Am frühen Samstagabend stellte die Deutsche Bahn den Fernverkehr in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen für etwa 50 Minuten komplett ein. Betroffen waren insbesondere die ICE-Strecken zwischen Hamburg und Bremen sowie zwischen Hamburg und Berlin. Dort komme es auch weiterhin zu großen Beeinträchtigungen, wie ein Sprecher sagte. Im Regionalverkehr gibt es laut Bahn ebenfalls Zugausfälle und Verspätungen.

Und ausgestanden scheint das Ganze noch nicht: Das Sturmtief mit schweren Orkanböen soll wohl noch anhalten - zumindest noch bis zum späten Sonntagvormittag. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte im Vorfeld entsprechende Warnungen veröffentlicht.

mw (mit Material von dpa)

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