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Mindestens 58 Tote bei Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands - darunter zwei Feuerwehrler

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Von: Markus Zwigl, Sebastian Aicher, Martin Weidner, Martina Hunger

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Unwetter-Katastrophe im Südwesten Deutschlands
In den von den Unwettern am stärksten betroffenen Gebieten ist am Donnerstag nur noch eine Spur der Verwüstung sichtbar. © Marius Becker/Boris Roessler/Christoph Reichwein/dpa (Montage)

Düsseldorf/Wiesbaden - Die Unwetter haben am Mittwoch (14. Juli) die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz am stärksten erwischt. Die Lage bleibt vielerorts noch immer angespannt. Nicht überall gibt es Entwarnung. Für zwei Feuerwehrmänner im Märkischen Kreis endeten ihre Einsätze tödlich.

Update, 22.07 Uhr - Acht Kräfte der Wasserwacht Rosenheim im Einsatz

Aufgrund der verheerenden Wetterlage in Teilen Deutschlands, sind Einheiten aus dem Bereich der Kreiswasserwacht Rosenheim bereits seit dem 9. Juli in erhöhter Alarmbereitschaft.

Seit dem 15. Juli sind aufgrund der Entwicklungen und Geschehnisse bereits die Air Rescue Specialists der Kreiswasserwacht Rosenheim abflugbereit bei der Polizeihubschrauberstaffel Bayern stationiert. Diese Spezialisten sind speziell dafür ausgebildet im Rahmen der Hubschraubergestützten Wasserrettung Personen unter anderem aus dem Wasser oder von Dächern zu retten.

In den Abendstunden des 15. Juli wurde zudem der Tauchtrupp der Kreiswasserwacht Rosenheim angefordert. Dieser ist fester Bestandteil des Wasserrettungszuges der Wasserwacht Oberbayern und tritt noch in der Nacht die Anfahrt in den Einsatz in Nordrhein-Westfalen an. Vor Ort können die Rettungstaucher verschiedene Einsatzszenarien absolvieren. Dies umfasst zum Beispiel Deichsicherungsmaßnahmen, Rettung von eingeschlossenen Personen, aber auch Evakuierungseinsätze.

Derzeit befinden sich acht Kameraden der Wasserwachten aus Stadt und Landkreis Rosenheim im Einsatz. Weitere stehen bei Bedarf für regionale und überregionale Einsätze zur Verfügung.

Update, 21.05 Uhr - Mindestens 58 Tote bei Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands

Ganze Landstriche sind verwüstet, Häuser weggespült: Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind mindestens 58 Menschen gestorben. In Rheinland-Pfalz werden Dutzende Menschen vermisst. Politiker äußerten ihr Mitgefühl, dankten den Helfern und Einsatzkräften und machten sich auf den Weg ins Katastrophengebiet.

Die Lage war nach dem Dauerregen vielerorts in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen unübersichtlich. Retter und Retterinnen brachten Menschen in überschwemmten Orten zum Teil mit Booten in Sicherheit. Viele suchten auf Bäumen und Hausdächern Schutz vor den Fluten, Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Es sei schwierig, die Vermissten zu erreichen, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei, sagte die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), am Donnerstag in Mainz. „So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend.“

NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) machte sich in Altena und in Hagen ein Bild von der Lage. Rund 440 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk und 100 Kräfte der Bundeswehr waren allein in Hagen unterwegs, um der Wassermassen Herr zu werden. Eine Reise durch Süddeutschland hatte Laschet abgebrochen und auch seine Teilnahme an der CSU-Klausur im Kloster Seeon abgesagt.

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) unterbrach wegen des Hochwassers seinen Urlaub. Der Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat machte sich zusammen mit Dreyer ein Bild von der Lage im Katastrophengebiet. Er zeigte sich betroffen von der „gewaltigen Zerstörung, die die Natur angerichtet hat“. Aber diese Naturkatastrophe habe „sicher auch etwas damit zu tun“, dass der Klimawandel mit Geschwindigkeit fortschreite, sagte er. Auch die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock kehrte vorzeitig aus dem Urlaub zurück.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte den Betroffenen Unterstützung zu. „Dies sind für die Menschen in den Überschwemmungsgebieten entsetzliche Tage. Meine Gedanken sind bei ihnen.“ Sie könnten darauf vertrauen, dass alle Kräfte des Staates gemeinsam alles daran setzen würden, auch unter schwierigsten Bedingungen Leben zu retten, Gefahren abzuwenden und Not zu lindern. „Ich möchte den Helfern von ganzem Herzen für ihren Einsatz danken, von dem wir wissen, dass er zum Teil wirklich sehr, sehr gefährlich ist.“

Die Bundesregierung plant nach Angaben von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ein Hilfsprogramm für die Betroffenen. „Wir werden als Bundesregierung ein Soforthilfeprogramm auflegen“, kündigte Klöckner am Donnerstag an. Die Bundeswehr schickte mindestens 850 Männer und Frauen zur Unterstützung der Rettungsarbeiten in die betroffenen Regionen, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Abend sagte.

In Rheinland-Pfalz waren mehrere Orte in der Eifel besonders schwer von dem Hochwasser betroffen. Mindestens 28 Menschen kamen in dem Bundesland ums Leben. Auch mögliche weitere Opfer seien angesichts der großen Zahl von rund 40 bis 60 weiterhin vermissten Menschen zu befürchten, machte Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) am Abend deutlich. Mehrere Tausend Bürger seien vor den Fluten in Sicherheit gebracht worden. An allen Behörden in Rheinland-Pfalz werden die Fahnen am Freitag auf halbmast gesetzt.

In Schuld an der Ahr wurden in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben der Polizei in Koblenz vier Häuser völlig und zwei weitere Häuser zur Hälfte weggespült. Eine Vielzahl weiterer Gebäude ist einsturzgefährdet. Die Fluten schnitten mehrere Orte von der Außenwelt ab. Etwa 50 Menschen wurden von Hausdächern gerettet, auf denen sie Zuflucht gesucht hatten.

In dem Stadtteil selbst lief die Evakuierung der Wohnhäuser. „Es geht um etwa 100 bis 150 Menschen“, sagte Schmitz. „Wir nutzen Boote oder dort, wo die Strömung zu stark ist, eben Radlader.“ Rund 200 Rettungskräfte seien im Einsatz. „Plus 60 bis 70 Menschen von der Stadt. Jeder, der laufen und eine Schaufel halten kann, hilft.“ Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden Menschen in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen. Die Bewohner von mehreren Gemeinden waren von Stromausfall und Einschränkungen der Trinkwasserversorgung betroffen.

In Trier wurden wegen des Hochwassers Teile der Ortslage Alt-Ehrang sowie ein Krankenhaus und ein Seniorenheim evakuiert. „Aus dem Heim wurden etwa 125 Menschen und aus dem Krankenhaus etwa 70 bis 80 Menschen weggebracht - einige frisch operiert“, sagte Stadtsprecher Michael Schmitz.

In Nordrhein-Westfalen blieb die Lage ebenfalls weiter angespannt. Nach dem Abklingen des Starkregens kämpften Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Orten mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Mindestens 30 Menschen starben nach Angaben des Innenministeriums. 57 Personen seien zudem verletzt.

Im Sauerland starben zwei Feuerwehrleute. Einer von ihnen war in Altena bei der Rettung eines Mannes ertrunken. In einem überfluteten Keller eines Hauses in Geilenkirchen wurden zwei leblose Menschen gefunden. Nach ersten Ermittlungen handelte es sich um zwei Bewohner im Alter von 74 und 78 Jahren.

An der Steinbachtalsperre wurden die Orte Schweinheim, Flamersheim und Palmersheim evakuiert. Die Talsperre sei von einem Sachverständigen als „sehr instabil“ eingestuft worden, sagte der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (SPD), der Deutschen Presse-Agentur. Von der Evakuierung seien 4500 Einwohner betroffen. Gerüchte, wonach die Talsperre bereits gebrochen sei, hatte der benachbarte Kreis Ahrweiler zuvor dementiert.

Im Rhein-Erft-Kreis appellierte ein Sprecher der Polizei an Schaulustige, die Rettungsarbeiten nicht zu behindern. „Die aktuelle Situation, in der viele Menschen um Angehörige bangen und sich um ihr Hab und Gut sorgen, ist nicht der richtige Zeitpunkt für Schaulust“, sagte Thomas Held der dpa.

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands überschritten. Für Wuppertal und Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises warnte der DWD am Donnerstagabend allerdings erneut vor schweren Gewittern mit heftigem Starkregen.

Update, 20.25 Uhr - Lewentz: Neun weitere Tote durch Hochwasser-Katastrophe

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) geht von neun weiteren Todesopfern durch die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz aus. „Wir gehen davon aus, dass wir neun weitere Tote bergen konnten durch die Feuerwehr, das ist jedenfalls die Meldung der technischen Einsatzleitung“, sagte Lewentz am Donnerstagabend im SWR Fernsehen.

Update, 19.36 Uhr - Zwei Tote in überflutetem Keller in Geilenkirchen

Rettungskräfte haben in einem überfluteten Keller eines Hauses in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag zwei leblose Personen gefunden. Die Wiederbelebungsversuche blieben nach Mitteilung der Polizei erfolglos.

Nach ersten Ermittlungen handelte es sich um zwei Bewohner des Hauses im Alter von 74 und 78 Jahren. Sie starben noch am Einsatzort. Die genaue Todesursache ist noch Teil der Ermittlungen, wie die Polizei mitteilte.

Update, 18.51 Uhr - Bayerische Einsatzkräfte retten 16 Menschen in Rheinland-Pfalz

Zwei bayerische Luftrettungsspezialisten haben am Donnerstag 16 Menschen in Rheinland-Pfalz vor Hochwasser gerettet. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) sind nach Angaben des BRK darin geschult, sich aus Hubschraubern abzuseilen und Menschen aus Häusern zu retten. Sie waren am Donnerstagmorgen in „Edelweiß“-Hubschraubern der Bayerischen Bereitschaftspolizei nach Rheinland-Pfalz geflogen. Bei den Einsätzen in der Eifel und um Trier hätten sie Menschen von ihren Dächern und aus Situationen, in denen weder Fahrzeuge noch Boote sie erreichen konnten, gerettet.

Das BRK gab derweil an, dass es weitere Hilfegesuche aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bedienen und weitere Rettungskräfte entsenden könne. „Ganze Kontingente“ an Kräften der Berg- und Wasserwacht sowie Sonderkräfte aus Tauchern und Bootstrupps und des Katastrophenschutzes seien bereit, „in kürzester Zeit“ zu starten, so Pressesprecher Sohrab Taheri-Sohi.

Mehr als 40 Menschen sind nach Angaben der Polizei nach Überflutungen und Dauerregen in Deutschland gestorben. In Rheinland-Pfalz werden auch am Abend noch Dutzende vermisst, so das rheinland-pfälzische Innenministerium.

Update, 17.03 Uhr - Polizei appelliert an Hochwasser-Schaulustige nicht zu kommen

Mit einem Aufruf hat der Sprecher der Polizei des Rhein-Erft-Kreises an Schaulustige appelliert, die Rettungsarbeiten in den Hochwassergebieten nicht zu behindern. „Die aktuelle Situation, in der viele Menschen um Angehörige bangen und sich um ihr Hab und Gut sorgen, ist nicht der richtige Zeitpunkt für Schaulust“, sagte Thomas Held am Donnerstagnachmittag der Deutschen Presse-Agentur.

Entlang der Erft forderte der Kreis wegen des Hochwassers die Kommunen auf, Evakuierungen und die Unterbringung der Menschen vorzubereiten.

Update, 16.02 Uhr - DWD erwartet „Entspannung der Wetterlage“

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands überschritten. Der DWD-Meteorologe Marco Manitta erwartete am Donnerstag „eine Entspannung der Wetterlage“. Zwar könne es weiterhin „punktuellen Starkregen“ geben, dieser sei aber nicht mehr so verbreitet wie in der vergangenen Nacht, sagte Manitta der Deutschen Presse-Agentur. „Das Unwetterpotenzial sinkt deutlich.“

Die größten Niederschlagsmengen gab es Manitta zufolge in einem breiten Streifen vom Sauerland über das Bergische Land und die Eifel, den Großraum Köln/Bonn bis zur Grenze nach Luxemburg. Spitzenreiter war Rheinbach-Todenfeld (Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen) mit 158 Millimeter Wasser im Messzeitraum 24 Stunden - wobei das meiste davon in kürzerem Zeitraum vom Himmel fiel, wie der Experte erklärte.

Update, 15.34 Uhr - Zahl der Toten nach Unwetter-Katastrophe steigt auf 42

Nach den heftigen Unwettern im Westen Deutschlands stieg die Zahl der Toten auf mindestens 42. In Rheinland-Pfalz werden noch immer Dutzende Menschen vermisst. „So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstag in Mainz.

Die Lage ist nach dem Dauerregen vielerorts in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen nach wie vor unübersichtlich. Es sei schwierig, die Vermissten zu erreichen, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei, sagte Dreyer.

Update, 15.08 Uhr - Söder: Hochwasser zeigt Bedarf für vorausschauenden Klimaschutz

Die Hochwasser-Katastrophen in Westdeutschland zeigen nach Ansicht von CSU-Chef Markus Söder die hohe Bedeutung für einen langfristig angelegten Klimaschutz. „Der Klimawandel wird uns weiter beschäftigen. Deswegen ist es einfach notwendig, dass wir bei diesem Thema nicht nur Klima-Anpassungsmaßnahmen und Klima-Hilfen machen, sondern vorausschauenden Klimaschutz betreiben. Ich glaube, das ist am Ende ganz entscheidend“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Donnerstag zum Abschluss der CSU-Klausur im Kloster Seeon.

Heimat bewahren, Klima gestalten und gleichzeitig Wohlstand zu sichern, dies seien die Herausforderungen, vor denen alle stünden. In einem Twitter-Post schreibt der bayrische Ministerpräsident außerdem, Bayern biete Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz jedwede Hilfe an, um die Schäden des katastrophalen Unwetters zu beseitigen.

Update, 14.55 Uhr - Allein die Polizei Köln meldet 20 Tote nach Unwetter in NRW

Die Zahl der Todesopfer steigt immer weiter an. Allein die Polizei Köln berichtet von 20 Toten in der Region. Neben zwei in Köln gefundenen Toten seien bislang aus Euskirchen 15 und aus Rheinbach drei Tote gemeldet worden, teilte die Polizei am Donnerstagnachmittag mit.

Das Ausmaß nach dem Unwetter in NRW und Rheinland-Pfalz ist schockierend.
Das Ausmaß nach dem Unwetter in NRW und Rheinland-Pfalz ist schockierend. © dpa/Montage

Update, 14.31 Uhr - Zahl der Toten in Ahrweiler steigt auf 18

Die Zahl der Unwettertoten im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler ist auf 18 gestiegen. Die Polizei in Koblenz teilte am Donnerstag mit, dass sich die zuletzt mit fünf angegebene Zahl der Todesopfer in dem Kreis entsprechend erhöht habe. Damit starben in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen insgesamt mindestens 33 Menschen.

Update, 14.02 Uhr - Kriminelle plündern geflutete Läden in Stolberg

In Stolberg bei Aachen nutzen bereits Kriminelle die Hochwasserlage aus: Dort sei es zu einzelnen Plünderungsversuchen von Geschäften gekommen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Demnach hatten in drei Fällen Zeugen gemeldet, dass sich Personen in überschwemmten Läden befänden. Die Polizei nahm an einem Juweliergeschäft einen Verdächtigen fest.

Unwetter in Nordrhein-Westfalen
Weggespülte Autos Schlamm und Schutt liegen auf einer Straße in Stolberg. Der Vichtbach war hier über die Ufer getreten. © Ralf Roeger/dpa

Als die Beamten an den anderen Tatorten - einem Supermarkt und einer Drogerie - eintrafen, sind demnach mehrere Unbekannte geflüchtet. Ob etwas gestohlen wurde, war zunächst unklar. Eine Hundertschaft der Polizei sei nun in Stolberg, um die verlassenen Wohnhäuser und Geschäfte vor Plünderungen zu schützen.

Update, 13.29 Uhr - „Jahrhunderthochwasser“: 130 Menschen in Solingen gerettet

Die Einsatzkräfte in Solingen haben in den vergangenen Stunden etwa 130 Menschen im Stadtgebiet aus akuter Not vor dem Hochwasser gerettet. Das sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Donnerstag. „Wir haben die Menschen über Drehleitern, Boote, Bojen herausgeholt. Es war alles improvisiert.“ In zwei Situationen hätten sich Einsatzkräfte zudem auf Tanklöschfahrzeugen in Sicherheit bringen müssen.

Unwetter in Nordrhein-Westfalen
Ein Mann steht auf einem Gerüst und betrachtet die überflutete Straße vor dem Haus in Solingen. © Gianni Gattus/dpa

Die Einsatzkräfte sprechen nach den starken Regenfällen in Solingen nach Angaben eines Stadtsprechers von einem „Jahrhunderthochwasser“. „Unsere Heimatstadt ist von einer großen Katastrophe heimgesucht worden“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). „Dieses Ausmaß an Überflutung ist nicht mehr zu bekämpfen. Das Wasser ist stärker.“ Kurzbach hatte am Morgen den besonders betroffenen Stadtteil Unterburg besucht. Die dortige Lage beschrieb er als „bedrohlich und beängstigend“. Der Leiter des Krisenstabes bat die Menschen zudem um Geduld. „Es wird Tage, möglicherweise auch Wochen dauern, bis wir einen bestimmten Zustand wieder erreicht haben.“

Update, 12.55 Uhr - Merkel: „Ich bin erschüttert über die Katastrophe“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich erschüttert zu den Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen geäußert und den Helfern gedankt. „Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwasser​gebieten durchleiden müssen“, erklärte Merkel laut einem Tweet von Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Vermissten. Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen.“

Update, 12.19 Uhr - Mindestens 20 Tote in Rheinland-Pfalz und NRW

Ganze Landstriche sind überflutet, Orte von der Außenwelt abgeschnitten, Häuser eingestürzt: Nach Dauerregen im Westen Deutschlands sind mindestens 20 Menschen gestorben. Im Eifel-Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz kamen fünf Menschen ums Leben. Alle seien nach bisherigen Erkenntnissen in den Fluten zu Tode gekommen, teilte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) mit. Der gesamte Landkreis ist von der Unwetterlage betroffen. Mehrere Orte waren laut Polizei wegen des Hochwassers von der Außenwelt abgeschnitten.

Auch in Nordrhein-Westfalen bleibt die Lage angespannt. Nach dem Abklingen des Starkregens kämpfen Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Orten mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Mindestens 15 Menschen starben.

Unwetter in Rheinland-Pfalz
Die von der Polizei zur Verfügung gestellte Luftaufnahme zeigt den vom Ahr-Hochwasser überfluteten Ortsteil Altenburg. © Polizei/dpa

Update, 11.59 Uhr - Polizei: Schaulustige behindern Rettungseinsatz in Eifel-Ort Schuld

Nach der Hochwasserkatastrophe im Eifel-Ort Schuld im Norden von Rheinland-Pfalz haben Schaulustige nach Angaben der Polizei den Rettungseinsatz behindert. „Bitte haltet die Rettungswege frei!!!!!“, schrieb das Polizeipräsidium Koblenz am Donnerstag auf Twitter. Die Beamten riefen auch dazu auf, Straßensperren zu beachten und in Sicherheit zu bleiben. In überfluteten Gebieten seien die Gefahren unkalkulierbar.

Update, 11.20 Uhr - Weiterhin Dutzende Vermisste nach Unwettern in der Eifel

Nach den schweren Unwettern im Eifel-Ort Schuld im Landkreis Ahrweil werden weiterhin Dutzende Menschen vermisst. In der Nacht zum Donnerstag waren dort laut Polizei Koblenz infolge der Überflutungen vier Häuser komplett und zwei weitere Häuser zur Hälfte weggespült worden. Eine Vielzahl weiterer Gebäude sei instabil, es bestehe Einsturzgefahr.

Mindestens vier Menschen kamen den Angaben zufolge bei der Unwetterkatastrophe im Landkreis Ahrweiler ums Leben. Ob die Todesfälle mit den Hauseinstürzen in Verbindung stehen, war zunächst unklar. Die Toten wurden einem Polizeisprecher zufolge an verschiedenen Orten im Landkreis gefunden. Die genaue Anzahl der Vermissten nach dem Einsturz der Häuser in Schuld ist laut Polizei ungewiss. Einige der zunächst etwa 70 Fälle hätten sich zwischenzeitlich wohl aufgeklärt, sagte ein Sprecher am Donnerstagvormittag.

Update, 11.04 Uhr - Allein acht Tote im Kreis Euskirchen

Bei dem schweren Unwetter im Kreis Euskirchen im Süden von Nordrhein-Westfalen sind nach ersten Erkenntnissen der Behörden mehrere Menschen ums Leben gekommen. „Derzeit sind uns acht Todesfälle bekannt“, hieß es am Donnerstag auf der Facebook-Seite des Kreises. Genauere Angaben - etwa weshalb genau die Menschen im Zusammenhang mit dem Unwetter starben - machte der Kreis zunächst nicht.

In mehreren Orten sei die Lage sehr kritisch. „Es finden Menschenrettungen statt“, hieß es weiter. Teilweise bestehe kein Zugang zu den Orten. Im Kreisgebiet sei die Kommunikation weitgehend ausgefallen. Auch der Feuerwehr-Notruf 112 und die Kreisverwaltung seien nicht zu erreichen. Wegen der Verbindungsprobleme könne der Kreis derzeit nur unregelmäßig informieren.

Update, 10.47 Uhr - Mehrere Menschen aus eingeschlossenen Häusern gerettet

Im Eifel-Kreis Bitburg-Prüm sind wegen der Hochwasserlage mehrere Menschen in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen worden, unter anderem in Waxweiler. Das sagte der Kreissprecher am Donnerstag in Bitburg. Menschen mussten gerettet werden - Meldungen über Tote, Verletzte oder Vermisste gebe es jedoch bislang nicht. Der Kreissprecher berichtete auch von mindestens einem eingestürzten Haus.

Nach den heftigen Regenfällen kommt es in mehreren Gemeinden des Kreises Bitburg-Prüm zu Einschränkungen in der Trinkwasserversorgung. Grund seien Stromausfälle, teilte der Katastrophenschutz des Kreises über Facebook mit. Die Versorgung sei voraussichtlich „auf Tage eingeschränkt“. Die Bewohner wurden aufgerufen, mit dem vorhandenen Wasser sparsam umzugehen und auf Reinigungsarbeiten zu verzichten.

Update, 10.30 Uhr - Hotline für Angehörige von Vermissten

Die Polizei hat zur Hochwasserkatastrophe in der rheinland-pfälzischen Eifel eine Hotline für Angehörige sowie ein Internetportal für Videos und Bilder eingerichtet. Unter der Nummer 0800-6565651 könnten sich Menschen melden, die Angehörige vermissen, schrieb das Polizeipräsidium Koblenz am Donnerstag auf Twitter. Unter dem Hinweisportal https://rlp.hinweisportal.de könnten Videosequenzen und Fotos hochgeladen werden, „die Hinweise auf vermisste Personen und Tote geben können“.

Update, 10.15 Uhr - Polizei bestätigt: Zwei weitere Unwettertote in ihren Kellern aufgefunden

Die Feuerwehr hat bei Einsätzen in Köln-Bocklemünd-Mengenich und in Köln-Lövenich am späten Mittwochabend zwei Tote in ihren überfluteten Kellern gefunden. Bei den Opfern handelt es sich um eine 72 Jahre alte Frau und einen 54-jährigen Mann. In beiden Fällen hat die Polizei Ermittlungen zur genauen Todesursache aufgenommen.

Update, 10.08 Uhr - Mobilfunknetz in Katastrophengebieten teils ausgefallen

Nach der Hochwasserkatastrophe in Teilen von Rheinland-Pfalz läuft seit Stunden ein großangelegter Rettungseinsatz. Polizeihubschrauber seien unterwegs, um Menschen von Hausdächern oder aus Bäumen zu retten, berichtete Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstag zu Beginn der Landtagsplenarsitzung in Mainz. Auch die Bundeswehr helfe mit rund 200 Soldaten. Es gebe sehr viele Vermisste, sagte Dreyer. Es sei unklar, ob sie sich selbst hatten retten können. Sie zu erreichen sei schwierig, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei.

Unwetter in Nordrhein-Westfalen
Ein Anwohner schaut sich die Schäden an, die die Überflutung der Nahma am Vorabend in Hagen mit sich gebracht hat. Durch die heftigen Regenfälle war das Flüsschen zum reissenden Fluss geworden. © Roberto Pfeil/dpa

Update, 9.57 Uhr - Zahl der Vermissten nach Unwettern in der Eifel steigt auf knapp 70

In dem vom Hochwasser schwer getroffenen Eifel-Ort Schuld im Landkreis Ahrweiler ist die Zahl der Vermissten laut Polizei Koblenz inzwischen auf knapp 70 gestiegen. Dort waren den Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag sechs Häuser eingestürzt. Eine Vielzahl an Häusern sei instabil, es bestehe Einsturzgefahr. Der Katastrophenfall sei ausgerufen worden.

Der gesamte Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz sei von der Unwetterlage betroffen, sagte der Sprecher. Mehrere Orte waren demnach wegen des Hochwassers von der Außenwelt abgeschnitten. Ungefähr 50 Menschen befänden sich nach wie vor auf Hausdächern und müssten gerettet werden.

Update, 9.49 Uhr - Laschet bricht Besuch in Seeon wegen Unwettern ab

CDU-Chef Armin Laschet hat wegen der dramatischen Hochwasserlage in der Eifel seinen geplanten Besuch bei der Klausur der CSU-Landesgruppe in Seeon abgesagt. Das teilte die Staatskanzlei in Düsseldorf am Donnerstag mit. Laschet habe seine Reise durch Süddeutschland abgebrochen und sei noch in der Nacht nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Er habe die Absage, die er mit CSU-Vorsitzenden Markus Söder abgesprochen habe, mit der Zusage verbunden, zeitnah im August mit der CSU-Landesgruppe zusammenzukommen, hieß es weiter.

Am Donnerstagmorgen wollte Laschet die von den Unwettern besonders betroffene Stadt Hagen besuchen, um sich dort mit dem Oberbürgermeister im Krisenstab ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Aus der Staatskanzlei hieß es weiter, der Ministerpräsident wolle sich nach seinem Besuch in Hagen über die Folgen und weiteren Entwicklungen der Unwetter in Nordrhein-Westfalen informieren und mögliche Hilfen des Landes forcieren.

Update, 9.44 Uhr - Bundeswehr in Hagen mit Panzern im Einsatz

Der Katastrophenfall, der in zahlreichen Landkreisen und Städten ausgerufen wurde, ermöglicht auch die Unterstützung der Bundeswehr. Ein Schwerpunkt des Einsatzgebietes liegt dabei in und um die schwer getroffene Stadt Hagen. Hier sind die Soldaten sogar mit Panzern im Einsatz. Der Schwerpunkt der Einsätze liege in der Rettung von Menschen. Die Einsatzkräfte könnten sich zunächst kaum um überschwemmte Keller kümmern. „Es gibt so viele Einsatzorte, dass wir Prioritäten setzen müssen“, sagte ein Sprecher.

Unwetter in Nordrhein-Westfalen
Mit einem Bergepanzer und schwerem Räumgerät rückt die Bundeswehr an, um die schweren Flut-Schäden in Hagen (NRW) zu beseitigen. © Roberto Pfeil/dpa

Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatte es vor allem Hagen hart getroffen. Hänge rutschten ab, überflutete Fahrbahnen wurden gesperrt. Hunderte Notrufe gingen bei der Feuerwehr ein. Ein Altenheim mit 76 Bewohnern wurde am Mittwoch wegen einströmender Wassermassen evakuiert.

Update, 9,38 Uhr - Behörden melden zwei weitere Tote: 77-Jähriger ertrinkt in Keller in Kamen (NRW)

Bei den Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen ist ein 77 Jahre alter Mann aus Kamen gestorben. Der Mann sei in dem unter Wasser stehenden Keller seines Wohnhauses ums Leben gekommen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Hinweise auf ein Fremdverschulden lägen nicht vor. Die Kriminalpolizei ermittele die Todesumstände.

Auch in Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis) gibt es nach Angaben der Kölner Polizei einen im Zusammenhang mit der Unwetterlage stehenden Todesfall. Die Gesamtzahl der bestätigten Todesfälle durch das Hochwasser steigt damit auf neun.

Update, 9.21 Uhr - Klinik in Leverkusen muss geräumt werden

Wegen einer Störung der Stromversorgung muss in Leverkusen ein Krankenhaus komplett evakuiert werden. Betroffen seien 468 Menschen, teilte das Klinikum Leverkusen am Donnerstagmorgen mit. Die Maßnahme sei mit der Feuerwehr abgesprochen. Alle Operationen, Termine und Eingriffe seien abgesagt.

Bereits in der Nacht sei der Notstrom ausgefallen, einige Stationen seien ohne Licht gewesen. „Die medizinischen Geräte der Intensivstationen mussten teilweise mit Akkus betrieben werden“, teilte das Klinikum mit. Bereits in der Nacht seien 12 Kinder und 15 erwachsene Patienten in umliegende Krankenhäuser verlegt worden.

Update, 9.03 Uhr - 1500 Einwohner-Ort in NRW mit Boot evakuiert

Nach massiven Regenfällen müssen etwa 1500 Menschen in Hückeswagen im Bergischen Land ihre Wohnungen verlassen. „Bei den Evakuierungsmaßnahmen muss viel mit dem Boot gemacht werden, weil die Straßen nicht mehr befahrbar sind“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Betroffen sei vor allem der Stadtteil Kleineichen unterhalb der Bevertalsperre. Bei den Rettungsmaßnahmen seien zwei DLRG-Helfer verletzt worden.

Die Lage scheint allerdings nicht mehr ganz so angespannt wie noch in der Nacht. „Der Damm, der zu brechen drohte, ist soweit sicher“, sagte der Polizeisprecher. In dem Bereich rund um die Talsperre gebe es aber großflächige Überschwemmungen. In der Nacht waren im Oberbergischen Kreis nach Angaben des Polizeisprechers etwa 1000 Kräfte im Einsatz.

Update, 8.32 Uhr - Mann in Solingen stirbt in überflutetem Keller

 In Solingen ist ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz im überfluteten Keller seines Hauses gestorben. Bei dem Sturz sei er mit dem Kopf unter Wasser geraten, sagte eine Sprecherin der Wuppertaler Polizei am Donnerstag. Nach Angaben der Stadt Solingen war der Mann aus einem Kellerschacht gerettet und wiederbelebt worden. Er sei nach dem Transport ins Krankenhaus gestorben.

Update, 8.26 Uhr - Zahlreiche Autobahnen gesperrt, Bahnstrecken unterbrochen

Die Unwetter-Katastrophe hat auch weitere Auswirkungen auf die Verkehrssituation: Neben der A61 mussten auch die A1 zwischen Köln und Dortmund bei Leverkusen, die A44 beim Kreuz Düsseldorf-Nord und die A553 bei Brühl wegen Hochwassers gesperrt werden. Zudem sei im Berufsverkehr mit massiven Behinderungen zu rechnen, hieß es.

Unwetter in Rheinland-Pfalz
THW-Helfer sichern in Beller (Kreis Ahrweiler) die Stützmauer einer Brücke der Autobahn A61, die zuvor aufgrund von Unterspülung eingestürzt ist. © Thomas Frey/dpa

Auch im Bahnverkehr kommt es Behinderungen. Diverse Strecken sind gesperrt. Die Strecken Köln - Koblenz - Bonn und Köln - Hagen - Wuppertal - Dortmund sind derzeit überhaupt nicht befahrbar. Auch auf einer anderen Verbindung zwischen Köln und Dortmund kommt es laut Störungsmeldungen der Deutschen Bahn (DB) zu massiven Einschränkungen. Die Bahn riet sogar dazu, nicht unbedingt notwendige Reisen nach Nordrhein-Westfalen bis auf weiteres zu verschieben.

Update, 8.10 Uhr - Vier Tote im Landkreis Ahrweiler entdeckt

Im Landkreis Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) sind vier Menschen nach schweren Überflutungen ums Leben gekommen. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei in Koblenz am Donnerstagmorgen. Die genauen Umstände seien noch unklar. Die Opfer wurden demnach an mehreren Orten gefunden.

Allein im besonders betroffenen Ort Schuld, wo sechs Häuser einstürzten und mehrere weitere einsturzgefährdet waren, würden zudem 50 bis 60 Menschen vermisst, sagte ein Sprecher der Polizei in Koblenz am Donnerstagmorgen der Nachrichtenagentur AFP. „Sehr viele“ Menschen befanden sich demnach auf den Hausdächern, die Rettungseinsätze liefen auf Hochtouren.

Unwetter in Rheinland-Pfalz
Die Straßen in Esch (Kreis Ahrweiler) haben sich in reißende Ströme verwandelt. Andauernde Regenfälle haben in Rheinland-Pfalz zahlreiche Ortschaften und Keller geflutet. © Thomas Frey/dpa

Update, 7.54 Uhr - Sogar Staudamm in NRW droht zu brechen

Selbst für erfahrene Hochwasser-Experten ist die dramatische Situation in Nordrhein-Westfalen „absolut ungewöhnlich“, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) nun berichtet. Demnach hat sich die Lage in der Nacht auf Donnerstag (15. Juli) an mehreren Stauseen weiter verschärft: Für die Bevertal-, Steinbachtal- und Wuppertalsperre gibt es entsprechende Warnungen. Dort werden auch Häuser und Wohnungen evakuiert. Der Damm der Steinbachtalsperre droht sogar zu brechen, deswegen wurde auch eine angrenzende Autobahn (A61, Koblenz - Mönchengladbach) gesperrt.

Update, 7.05 Uhr - Sechs Häuser in der Eifel eingestürzt – 30 Menschen vermisst

In Schuld bei Adenau in der Eifel sind durch Hochwasser und Dauerregen sechs Häuser eingestürzt, etwa 30 Menschen werden vermisst. Das berichtet der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) unter Berufung auf die Polizei Koblenz. 25 weitere Häuser drohten ebenfalls einzustürzen. Die genaue Anzahl der vermissten Menschen sei noch unklar. Die Lage sei aktuell unübersichtlich, sagte ein Polizeisprecher dem Sender.

Erstmeldung: Bilanz des Unwetters in Deutschland

Im Einsatz gegen die Auswirkungen der neuesten Unwetter sind zwei Feuerwehrleute im Märkischen Kreis ums Leben gekommen. Heftiger Regen sorgte in vielen Teilen Nordrhein-Westfalens und in Rheinland-Pfalz sowie im Saarland für Überschwemmungen, Hochwasser und Stromausfälle. Der extreme Dauerregen sollte zwar laut Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in der Nacht zum Donnerstag nachlassen. Doch vielerorts dürfte es nun an die Aufräumarbeiten gehen. In Rheinland-Pfalz sollen im Kreis Vulkaneifel und in der Ortsgemeinde Kordel im Landkreis Trier-Saarburg die Schulen geschlossen bleiben.

Starkregen verursacht Erdrutsche und Hochwasser

Dem DWD zufolge bleibt es in den nächsten Tagen wechselhaft mit Schauern und Gewittern, teils mit heftigem Starkregen. Dieser führte bereits am Mittwoch vielerorts zu Alarm: Es kam zu Erdrutschen, Straßen wurden überspült, Keller liefen voll und der Bahn- und Straßenverkehr war gestört.

Zwei Feuerwehrmänner sterben im Einsatz

In Altena im Sauerland kam bei der Rettung eines Mannes nach dem Starkregen ein 46 Jahre alter Feuerwehrmann ums Leben. Er wurde von den Wassermassen fortgerissen und ertrank. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis am Mittwoch. Nur zwei Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen. Er sei am Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Die Polizei gehe von einem gesundheitlichen Notfall aus. In Altena waren - wie in vielen anderen Orten - Keller und Straßen überflutet. Der über die Ufer getretene Fluss Lenne verschärfte dort die Situation zusätzlich. Das Wasser lief in die Innenstadt. Altena sei „so gut wie nicht erreichbar“, teilte die Polizei am Nachmittag mit.

Häuser und Tierheim in Solingen evakuiert

In Hückeswagen im Oberbergischen Kreis lief aufgrund der heftigen Regenfälle die Bevertalsperre über. Das Wasser liefe aktuell unkontrolliert über den Rand der Staumauer, teilte ein Sprecher der Leitstelle am frühen Donnerstagmorgen mit. Mehr als 1000 Menschen mussten demnach ihre Häuser verlassen. Nach enormen Regenfällen haben die Behörden im Bergischen Land einen unkontrollierten Überlauf der Wupper-Talsperre bei Radevormwald befürchtet. Einsatzkräfte der Feuerwehr können das Wasser nach Angaben eines Sprechers der Leitstelle Oberbergischer Kreis mittlerweile jedoch kontrolliert ablaufen lassen. Aus Sicherheitsgründen wurden die Anwohner der Wupper in Radevormwald bereits seit dem späten Abend aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen, auch mit Lautsprecherdurchsagen. Für Betroffene wurde eine Betreuungsstelle in einer Grundschule in Radevormwald eingerichtet.

Mehrere Häuser sowie ein Tierheim wurden am frühen Donnerstagmorgen in Solingen-Unterburg aufgrund des Hochwassers evakuiert. Der Wasserzufluss bleibe derzeit unvermindert hoch, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Wuppertal mitteilte. Demnach werde das Wasser momentan von Einsatzkräften der Feuerwehr abgelassen, was sich auf das Stadtgebiet auswirkt. Die Bewohner konnten in Notunterkünften und teilweise bei Bekannten untergebracht werden.

Unwetter in Nordrhein-Westfalen
Wasser steht in einer Straße in Solingen Unterburg. Der Eschbach (r) ist über die Ufer getreten. © Gianni Gattus/dpa

Leichte Entwarnung für Wuppertal: Stadt entgeht knapp einer Flutwelle

Auch in Wuppertal sorgten heftige Regenfälle zu einem Anstieg der Wupper und so für überflutete Straßen. Wie ein Sprecher der Polizei am frühen Donnerstagmorgen mitteilte, wurden einige Straßen auf der Talachse entlang der Wupper gesperrt. Anwohner wurden demnach aufgefordert, sich nicht in Kellergeschossen aufzuhalten, sondern sich in höher gelegene Wohnungen zu begeben. Trotz der angekündigten Flutwelle sei die Unwetterlage in der Stadt aber noch überschaubar, teilte der Sprecher weiter mit. Die Feuerwehr wies auf Twitter vorzeitig darauf hin, den Trinkwasserverbrauch vorsorglich einzuschränken. Durch einen Stromausfall sei auch die Wasserversorgung betroffen.

In Rheinland-Pfalz rief der Kreis Vulkaneifel nach starken Regenfällen und Überschwemmungen den Katastrophenfall aus. „Die Lage ist sehr ernst, wir haben viele überschwemmte Straßen und Ortschaften, die nicht mehr erreichbar sind“, sagte Landrätin Julia Gieseking am Mittwochabend in Daun. Die Schulen im Kreis sollen am Donnerstag geschlossen bleiben. „Ich appelliere an die Bevölkerung, dass alle zuhause bleiben und sich schützen vor den Wassermassen“, sagte Gieseking.

mh/mw/aic/dpa

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