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Mann durchbricht Polizeikette und stirbt wenig später: Rechtsextreme teilen Video der „Tat“ aus anderer Stadt

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Von: Markus Zwigl

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Bernau: Polizei hat den Bereich der an die Bürgermeisterstrasse grenzenden Tuchmacherstrasse in der Bernauer Innenstadt abgeriegelt, nachdem etwa 100 Menschen sich hier versammelt hatten. Für eine angekündigte Demonstration gegen die Corona-Regeln hatte sich trotz Aufforderung der Polizei kein Versammlungsleiter gemeldet.
Bernau bei Berlin: Die Polizei hat den Bereich der an die Bürgermeisterstraße grenzenden Tuchmacherstraße in der Bernauer Innenstadt abgeriegelt, nachdem etwa 100 Menschen sich hier versammelt hatten. Für eine angekündigte Demonstration gegen die Corona-Regeln hatte sich trotz Aufforderung der Polizei kein Versammlungsleiter gemeldet. © Soeren Stache

Umfragen zufolge sind sie eine Minderheit – aber eine Aufsehen erregende. In verschiedenen Städten Deutschlands haben am Montagabend (24. Januar) erneut mehrere Zehntausend Menschen gegen eine allgemeine Impfpflicht und die Corona-Maßnahmen demonstriert. Doch der Zulauf scheint nicht mehr zu wachsen. Zudem hielten vielerorts auch Gegendemonstranten mit eigenen Veranstaltungen oder Mahnwachen für die Toten der Pandemie dagegen. Ein Vorfall in Wandlitz sorgt unterdessen für Aufsehen.

Deutschland – Fast täglich gehen viele Menschen zum Protest gegen die Corona-Politik und die geltenden Regeln auf die Straße – getarnt als sogenannte „Spaziergänge“. Speziell Montags marschieren auffallend viele Bürger durch die Straßen ihrer Stadt, legen teilweise den Verkehr lahm. Größere Zwischenfälle oder Auseinandersetzungen wurden am Abend aber zunächst nicht bekannt. Allerdings kam es in Wandlitz zu einem tragischen Zwischenfall.

Allein in Thüringen gingen etwa 22.000 Menschen auf die Straßen. Die größten Ansammlungen gab es in Gera mit rund 3000 Teilnehmern, Hermsdorf mit rund 1000 und Jena mit 800, wie die Polizei berichtete. In den vergangenen Wochen war es in Thüringen immer wieder zu unangemeldeten und teils gewaltsam ausufernden Protestzügen gegen die Corona-Maßnahmen gekommen, oft aus dem rechtsextremen Spektrum organisiert.

Mehr als 100 Versammlungen in Bayern

In Bayern wurden mehr als 100 Versammlungen gezählt – mit Zehntausenden Teilnehmern, wie die bayerischen Polizeipräsidien mitteilten. Die größte Demonstration im Freistaat fand demnach wie bereits an den vergangenen Montagen in Nürnberg statt. Dort protestierten laut Polizei etwa 4400 Menschen.

Weitere größere Demos gab es zum Beispiel in Augsburg (rund 2500 Teilnehmer), Kempten (2500) und Bamberg (2200). Erneut gab es viele nicht angemeldete Versammlungen. Vereinzelt musste die Polizei eingreifen – bei der Demo in Landshut etwa gab es Platzverweise und gut 40 Ordnungswidrigkeiten – insgesamt war aber von überwiegend friedlichen und störungsfreien Verläufen die Rede. In einigen Städten gab es Gegenprotest, etwa in Landshut oder Bayreuth.

In Mecklenburg-Vorpommern protestierten nach Angaben der Polizei landesweit rund 10.000 Menschen in mehr als 25 Städten. Das war aber erneut weniger als in früheren Wochen, als es schon mal 15.000 gewesen waren. Die größten Aktionen wurden diesmal mit 2000 Teilnehmern aus Schwerin und Neubrandenburg mit etwa 1700 Protestierenden gemeldet. 

Mann versucht Polizeikette zu durchbrechen: Wenig später stirbt er

Zu größeren Zwischenfällen oder Auseinandersetzungen kam es in der Regel nicht. Allerdings sorgt ein tragischer Zwischenfall in Wandlitz (Brandenburg) für Aufsehen. Auch dort hatten sich etwa 200 Impfgegner versammelt und demonstriert.

Weil die Teilnehmer Hinweise und Lautsprecherdurchsagen in Bezug auf die geltenden Abstands- und Maskenregeln ignorierten, entschieden sich die Beamten dazu, den Zug zu stoppen, um die Personalien zu kontrollieren. Unter den Demonstranten befand sich auch ein 53-jähriger Mann, der laut Polizeiangaben die Kette durchbrechen wollte.

„Er wurde angehalten und seine Personalien festgestellt“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Im Anschluss habe man den Mann gewähren lassen und er konnte seinen Weg fortsetzen. Wenig später sei der Mann zusammengebrochen. Die Polizei erklärt, „kurz darauf kam es bei dem Mann zu einem medizinischen Notfall“.

Die herbeigeeilten Polizisten leisteten umgehend Erste Hilfe und „alarmierte Retter verbrachten ihn anschließend in ein Krankenhaus“. Dort verstarb der Mann jedoch kurze Zeit später. Warum der Mann auf dem Weg zu seinem Auto zusammenbrach, werde nun ermittelt. Nach Polizeiangaben seien weder Polizisten noch andere Demonstranten beteiligt gewesen.

Zudem wies eine Polizeisprecherin darauf hin, dass der Mann ohne Widerstand gestoppt werden konnte und man seine Personalien aufnehmen konnte, wie tag24.de berichtet. Erst, als er sich wegbewegt habe, sei es zum Zusammenbruch gekommen.

Angebliches „Beweisvideo“ stammt aus Bernau

In sozialen Netzwerken tauchte unterdessen laut tagesspiegel.de ein Video der rechtsextremen Splitterpartei Freie Sachsen auf, auf dem zu sehen ist, wie ein Polizist einen Mann zu Boden schubst. Das Video, welches auch einige andere Twitter-User teilten, solle aus Wandlitz stammen. Nach Polizeiangaben zeigt das Video allerdings eine verbotene Demo in Bernau bei Berlin und nicht in Wandlitz

Trotz des tragischen Zwischenfalls am Rande der aufgelösten Versammlung habe die Polizei einen weitestgehend ruhigen Verlauf verzeichnet. Seit Wochen protestieren vor allem Gegner der Corona-Maßnahmen regelmäßig. Laut Polizeischätzungen beteiligten sich am Montag der Vorwoche fast 100.000 Menschen. Vermehrt bildet sich inzwischen aber auch Gegenprotest, um für mehr Solidarität zu werben.

Umfragen zufolge steht die große Mehrheit der Bürger auch hinter den Corona-Maßnahmen oder hält sie sogar für zu lasch. Einer YouGov-Erhebung für die Deutsche Presse-Agentur zufolge finden nur etwa 24 Prozent, dass sie zu weit gehen.

mz/dpa

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