Giftige Silikonimplantate: Erste Anklage erwartet

München - Münchner Anwälte wollen bald die erste Klage im Brustimplantate-Skandal einreichen. Die Mandantin erwartet ein hohes Schmerzensgeld. Ihr waren die Implantate als absolut sicher angepriesen worden.
Im Skandal um gefährliche Brustimplantate der französischen Firma PIP wollen Münchner Anwälte in Kürze eine erste Klage einreichen. Sie richte sich gegen den Chemikalienhändler Brenntag, den TÜV Rheinland, eine Klinik und einen Arzt, sagte der Medizinrecht-Fachanwalt Michael Graf am Donnerstag in München. Seiner heute 29 Jahre alten Mandantin aus dem Raum Karlsruhe seien die Silikonimplantate als die besten auf dem Markt und absolut sicher verkauft worden.
Sie fordere 80 000 bis 100 000 Euro für Schmerzensgeld, Behandlungskosten und mögliche Spätfolgen. Die Klage solle bis Montag beim Landgericht Karlsruhe eingereicht werden. “Soweit wir wissen, ist es die erste Klage bundesweit“, sagte Graf. Gegen die insolvente Herstellerfirma PIP wolle seine Kanzlei aus prozesstaktischen Gründen nicht vorgehen, weil dies das Verfahren komplizieren und verzögern könne.
Insgesamt vertrete die Kanzlei derzeit mehr als 20 betroffene Frauen. Bei einem Drittel - jenen mit Rechtsschutzversicherung - würden Klagen vorbereitet, die bis zum Frühjahr bei den jeweils zuständigen Gerichten eingereicht werden sollten. Für die übrigen Frauen will die Kanzlei außergerichtliche Zahlungen erreichen.
Zu ihnen zählt Cornelia Freitag aus Nordrhein-Westfalen. Sie habe 2003 im Zuge einer medizinisch notwendigen Bauchstraffung auch eine Bruststraffung vornehmen lassen, die nicht gelang, sagte die 44-Jährige. Praktisch “auf Garantie“ habe der Arzt angeboten, mit Implantaten nachzubessern. Da es damals schon Berichte über rissige Silikonpolster gab und sie sich ursprünglich dagegen entschieden hatte, habe sie sich sehr detailliert aufklären lassen, sagte Freitag. Der Arzt habe ihr aber versichert, das Risiko gehe gegen Null. Nun trage sie eine “tickende Zeitbombe“ in sich, die sie entfernen lassen müsse.
dpa