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Helfer brauchen immer öfter selbst Hilfe

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Feuerwehrmänner
Feuerwehrmänner nach einem Unfall im Einsatz. © dpa

Fulda - Bei strapaziösen Einsätzen - wie jüngst nach Flugzeugabstürzen oder Naturkatastrophen - stoßen Helfer zunehmend an Belastungsgrenzen. Immer häufiger brauchen die Einsatzkräfte selbst Hilfe.

Helfer bei Unfällen oder Katastrophen benötigen nach Rettungseinsätzen immer häufiger selbst Hilfe. „Es melden sich zunehmend Einsatzkräfte, die über Belastungsstörungen klagen“, sagte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Hans-Peter Kröger, bei der bis Freitag laufenden Messe Rettmobil in Fulda. „Die Notwendigkeit der psychosozialen Unterstützung hat sich in den vergangenen zehn Jahren rasant entwickelt. Probleme, die früher unterschätzt wurden, oft gar nicht wahrgenommen wurden, treten jetzt immer häufiger zutage“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Sorgenvoll beobachtet Kröger, wie Retter belastende Einsätze verarbeiten müssen; etwa bei tödlichen Unfällen beim Einsatz-Alltag im Inland, aber auch im Ausland wie beim Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine in den Alpen oder nach dem Erdbeben in Nepal.

Verbandspräsident Kröger sagte: „Wenn Retter Menschen in Not nicht mehr helfen konnten - das hinterlässt gewaltige Spuren bei ihnen. So etwas kann an den Rand des Ertragbaren führen.“ Mittlerweile suchten Einsatzkräfte häufiger Hilfe, „weil sie die Scheu abgelegt haben“. Früher sei das für viele kein Thema gewesen. „Da hieß es: Feuerwehrleute müssen hart im Nehmen sein und das abkönnen.“

Die Belastungen seien größer geworden, sagte auch Peter Sefrin, wissenschaftlicher Fortbildungsleiters der Messe. „Wo früher die Rettung oder Behandlung ohne Erfolgsaussichten abgebrochen wurde, wird sie heute intensiver fortgesetzt aufgrund verbesserter Möglichkeiten“, sagte der Würzburger Professor und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte.

Mittlerweile sei klar, dass sich Helfer nach strapaziösen Einsätzen schnell Hilfe holen sollten: „Denn wir wissen: Psychosoziale Belastungsstörungen können Menschen lange verfolgen“, sagte Kröger. Schreckliche Bilder - wie das Bergen von Leichen - könnten sich im Gedächtnis einbrennen. „Diese Leute können nachts nicht mehr schlafen.“ Manchmal werde auch erst Monate später eine stationäre Behandlung nötig, wenn die Probleme nicht frühzeitig erkannt würden.

Der Feuerwehrverband geht das Problem belastender Einsätze nun offensiver an. „Es werden vorsorglich Gespräche angeboten“, sagte Kröger. Die Feuerwehr sei mittlerweile bundesweit gut aufgestellt. Auf dem Gebiet weitergebildete Laienhelfer stünden ebenfalls bereit wie auch Psychologen und Seelsorger als hauptamtliche Kräfte.

Um weitere Unterstützung zu ermöglichen, hat der Feuerwehrverband die Stiftung „Hilfe für Helfer“ gegründet. „Wir finanzieren aus der Stiftung auch Erholungsaufenthalte für Einsatzkräfte, die schlimme Erfahrungen gemacht haben. Zehn bis fünfzehn solcher Erholungswochen werden jedes Jahr finanziert“, sagte Kröger.

dpa

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