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Was das Herz aus dem Takt bringt

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Das Herz erbringt Höchstleistungen: Es schlägt mehr als 100.000 Mal am Tag und pumpt dabei rund 10.000 Liter Blut durch unseren Körper.
Das Herz erbringt Höchstleistungen: Es schlägt mehr als 100.000 Mal am Tag und pumpt dabei rund 10.000 Liter Blut durch unseren Körper. © dpa

Die größten Killer für das Herz tun nicht weh – und machen sich lange kaum bemerkbar. Dazu gehören: zu hoher Blutdruck, die Zuckerkrankheit und Störungen des Fettstoffwechsels.

Schädlich sind zudem Tabakrauch, starkes Übergewicht und mangelnde Bewegung. Wer nicht raucht, sich viel bewegt, auf sein Gewicht achtet und beim Hausarzt öfter mal Blutzucker, Cholesterinwerte und Blutdruck messen – und wenn nötig behandeln – lässt, der hat schon viel für sein Herz getan. Und das lohnt sich: Noch immer sterben in Deutschland mehr als 342.000 Menschen pro Jahr an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kaputte Ventile

Die Herzklappen haben die Aufgabe von Ventilen und verhindern, dass das Blut im oder ins Herz zurückströmt. Vor allem Ablagerungen, Infekte, aber auch angeborene Fehlbildungen können dazu führen, dass sie nicht richtig funktionieren. Ist die Klappe verengt, pumpt das Herz permanent gegen einen erhöhten Widerstand an. Das kostet Kraft. Strengt sich der Betroffene an, kann er plötzlich bewusstlos werden. „Das ist ein Alarmzeichen!“, sagt der Münchner Herzexperte Prof. Ulrich Pohl. Durch die ständige Anstrengung verdickt sich zudem der Herzmuskel. Doch heißt das nicht, dass er immer stärker wird. Im Gegenteil: „Das Bindegewebe der Muskeln weicht schließlich auseinander“, erklärt Pohl. Am Ende steht oft eine Herzschwäche. Rechtzeitig erkannt, kann man kaputte Klappen heute aber oft behandeln, etwa durch eine künstliche Herzklappe.

Enge in der Brust

Versorgt wird das Herz vor allem über die Herzkranzgefäße, auch Koronararterien genannt. Sie umgeben den Herzmuskel wie ein Kranz. In diesen bilden sich mit den Jahren oft Ablagerungen (Plaques). Diese können die Arterien immer mehr verengen. Betroffene bemerken dies vor allem, wenn sie sich anstrengen. Das Herz schlägt schneller und braucht selbst mehr Energie. Doch die verengten Gefäße lassen nicht mehr genug Blut durch. Die Patienten sind oft müde, schon nach wenigen Treppenstufen geht ihnen die Luft aus. „Oder im Winter – beim Schneeschaufeln“, sagt Pohl. Kälte macht dem Herzen zusätzlich zu schaffen. Viele spüren ein Engegefühl in der Brust. Man spricht von Angina Pectoris, der Herzenge. Zur Therapie gibt es verschiedene Medikamente. Mit Gefäßprothesen (Stents), die per Katheter eingeführt werden, lassen sich einzelne Engstellen offen halten, nachdem man sie aufgedehnt hat. Längere Engstellen kann man durch einen Bypass, eine Umleitung über ein eingepflanztes Blutgefäß, behandeln.

Verstopfte Leitung

Lebensgefahr besteht, wenn eine der Kraftstoffleitungen des Herzens verstopft. Dies geschieht bei einem Herzinfarkt. Dazu kommt es meist, wenn eine Ablagerung in einem Herzkranzgefäß, ein Plaque, einreißt. Das Blut gerinnt – ein Pfropf bildet sich. Der Bereich, der von dem betroffenen Gefäß versorgt wird, erhält keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr. Ist der Blutfluss zu lange unterbrochen, beginnt der Muskel abzusterben. Nach dem Infarkt bildet sich eine Narbe im Herzen, die eine Herzschwäche zur Folge haben kann.

Die unmittelbare Todesursache ist oft aber eine andere: Der Herzmuskel kommt beim Infarkt aus dem Takt. Statt regelmäßig zu pumpen, kommt es zu einem unregelmäßigen Zittern. Gefährlich ist dies, wenn es die Herzkammern betrifft. Ohne schnelle Hilfe sterben die Patienten am Kammerflimmern. „Ein Defibrillator kann das verhindern“, sagt Pohl. Ein solcher findet sich heute sogar an vielen U-Bahn-Stellen. Bricht jemand zusammen, sollte man nicht zögern, ihn einzusetzen. „Man kann dabei nichts falsch machen“, sagt Pohl. Der „Defi“ sendet nur einen Stromstoß, wenn es nötig ist.

Aus dem Rhythmus

Aus dem Takt bringt das Herz nicht nur ein Herzinfarkt. Weniger gefährlich als das Kammerflimmern ist es, wenn die Vorhöfe des Herzens aus dem Rhythmus kommen. Unter Vorhofflimmern leiden viele Menschen, manche auch ohne etwas davon zu bemerken. Doch birgt auch diese Herzrhythmusstörung eine Gefahr: Im Vorhof des Herzens bilden sich oft Gerinnsel, die dann mit dem Blutstrom verschleppt werden. Sie können in einem Gehirngefäß stecken bleiben und zu einem Schlaganfall führen. Auch bei Vorhofflimmern ist also unbedingt der Arzt gefragt. Überdies können verengte Herzkranzgefäße, eine Entzündung des Herzmuskels oder ein überstandener Herzinfarkt dazu führen, dass das Herz aus dem Takt gerät. Ein Herzschrittmacher kann dem Herzen durch elektrische Signale dann den Takt vorgeben oder Blockaden in der elektrischen Erregungsausbreitung überwinden.

Leserfragen an Professor Pohl: wissenschaft@merkur.de

s.g.

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