Forscher: Wann das Wetter besonders tödlich ist

Erst warm, dann bitterkalt - ob extreme Temperaturen gefährlich für die Gesundheit sind, haben nun Forscher untersucht. Das Ergebnis gibt nun Experten zu denken.
Kaltes Wetter führt Forschern zufolge zu 20-mal mehr Todesfällen als heißere Phasen. Dabei sind überraschenderweise nicht extreme Hitze- oder Kältewellen für besonders viele Tote verantwortlich, wie es in einer am Donnerstag im britischen Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Studie heißt. Vielmehr führen moderate Temperaturausschläge nach oben oder nach unten zu den meisten vorzeitigen Todesfällen.
Für die Studie haben Wissenschaftler 74 Millionen Todesfällen zwischen 1985 und 2012 an 387 Orten in 13 Ländern untersucht. Daten aus Deutschland wurden dabei aber nicht ausgewertet. Europa war jedoch mit Italien, Spanien, Schweden und Großbritannien vertreten.
Für jedes Land verglichen die Forscher Angaben zu Temperaturen und berücksichtigten dabei auch Luftfeuchtigkeit und Luftverschmutzung sowie durchschnittliche Sterberaten.
Nicht optimale Temperaturen
Der Studie zufolge standen 7,7 Prozent der Todesfälle in Verbindung mit "nicht optimalen Temperaturen". Die optimale Temperatur war dabei diejenige, bei der die Sterberate jeweils am niedrigsten lag.
7,3 Prozent der Todesfälle hingen mit niedrigen Temperaturen zusammen, nur 0,4 Prozent mit erhöhten Temperaturen. Extreme Temperaturen waren demnach bei nicht einmal einem Prozent der untersuchten Todesfälle ursächlich.
Extreme Hitzewellen
"Es wird oft angenommen, dass extremes Wetter zur Mehrzahl der Toten führt, die Forschung konzentrierte sich deshalb bislang vor allem auf extreme Hitzewellen", erklärte Studienleiter Antonio Gasparrini von der Londoner Hochschule für Hygiene und Tropenmedizin. "Unsere Ergebnisse beruhen auf der Analyse des größten Datensatzes zu Todesfällen, die in Verbindung zur Temperatur stehen. Sie zeigt, dass die meisten dieser Todesfälle sich an moderat heißen oder kalten Tagen ereignen, wobei die meisten Todesfälle durch moderat kalte Temperaturen verursacht werden."
Hitze und Kälte werden mit erhöhten Todeszahlen in Folge von Herzkreislauf-Problemen in Verbindung gebracht. Kälte erhöht zudem das Risiko von Atemwegsproblemen. Am gefährdetsten sind ältere Menschen oder chronisch Kranke.
Kritik an der Studie
Forscher aus China bezweifeln die Aussagekraft der Studie, wie die Ärztezeitung.de berichtet. Demnach wären wichtige Faktoren - Alter, Gesundheitszustand, Armut oder Luftverschmutzung - für die Analyse der Todesursachen nicht berücksichtigt worden.
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AFP/ml