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Mehr als nur Glück: Darum infizieren sich manche Menschen nicht mit Corona

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Von: Andrea Schmiedl

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Eine junge Frau hält einen negativen Corona-Schnelltest in der Hand
Während sich manche Menschen bereits mehrmals mit dem Coronavirus infiziert haben, zeigte der Test bei anderen bisher immer „negativ“. © picture alliance/dpa | Nicolas Armer

Warum stecken sich einige Menschen mehrmals mit Corona an und andere gar nicht? Erste Studien dazu haben mögliche Antworten darauf gefunden. Faktoren wie Gene, Immunsystem und Alter spielen dabei eine wichtige Rolle.

Familien leben meist relativ eng zusammen. Steckt sich einer von ihnen mit Corona an, bedeutet das aber nicht, dass sich alle im Haushalt infizieren. Warum ist das so? 

Studien zeigen, dass sich vollständig geimpfte und genesene Menschen seltener mit Covid-19 infizieren und wenn doch, dann meist nur einen milden Verlauf haben. Es gibt aber noch weitere Faktoren, die einen Einfluss auf Corona-Infektionen haben.

Eine Erkältung kann vor Corona schützen

Durchgemachte Erkältungen schützen vor Covid-19, wenn sie durch bestimmte Viren ausgelöst wurden. Bestimmte Immunzellen, die Menschen in der Vergangenheit gegen Erkältungs-Coronaviren gebildet haben, stärken die Immunreaktion gegen Sars-CoV-2 – sowohl während der natürlichen Infektion als auch nach einer Impfung. Das zeigen Forschende der Charité, des Berlin Institute of Health und des Max-Planck-Instituts in einer aktuellen Studie im Fachmagazin Science. 

Obwohl diese Viren normalerweise harmlos sind, können sie bei manchen, insbesondere bei jüngeren Menschen, zu einer signifikanten Immunantwort führen. Diese wiederum führt dazu, dass schneller Antikörper gegen das Erkältungsvirus gebildet werden. Und diese Antikörper wirken zumindest zu einem kleinen Teil offenbar auch gegen SARS-CoV-2. Dieses Phänomen nennt man „Kreuzimmunität“

Diese Kreuzimmunität nimmt mit zunehmendem Alter ab. Das könnte dazu beitragen, dass ältere Menschen an Covid-19 häufiger schwer erkranken und bei ihnen der Impfschutz oft schwächer ausfällt als bei Jüngeren.

Die Gene prägen das Immunsystem

Vor allem zwei Bestandteile des Immunsystems sind für die Abwehr gegen das Coronavirus verantwortlich: Die Antikörper und die sogenannten T-Zellen, auch T-Lymphozyten genannt. Das sind weiße Blutkörperchen, die einen Teil des erworbenen Immunsystems ausmachen.

Eine der Hauptaufgaben von T-Zellen: Sie erkennen von Viren infizierte Zellen oder Tumorzellen und zerstören diese.

Auch bei Coronavirus-Infektionen spielen T-Zellen eine wichtige Rolle: Je mehr davon im Blut zirkulieren, desto besser kann das Immunsystem auf die Infektion reagieren. Und je mehr spezifische T-Zellen im Körper sind, desto geringer ist das Corona-Ansteckungsrisiko. Zu diesem Schluss kamen jüngst britische Wissenschaftler am Imperial College London.

Alter und Geschlecht: welchen Einfluss haben sie?

Nach den Forschenden der Charité könnte die Kreuzimmunität einer von mehreren Gründen nicht nur für die unterschiedlich schweren Covid-19-Verläufe, sondern auch für die unterschiedliche Effektivität der Impfungen in verschiedenen Altersgruppen sein.

Denn in einem zweiten Teil der Studie konnten die Wissenschaftler durch eine Analyse der T-Helferzellen bei knapp 570 gesunden Personen nachweisen, dass die Kreuzimmunität im höheren Lebensalter sinkt: Sowohl die Anzahl der T-Zellen als auch ihre Bindungsstärke war bei älteren Studienteilnehmern geringer als bei jüngeren. Der Grund sind wohl natürliche Veränderungen eines alternden Immunsystems.

Männer haben signifikant häufiger schwerere Verläufe. Die Sterblichkeitsrate bei Männern liegt mehr als 50 Prozent höher als bei Frauen. Das liegt möglicherweise daran, dass Frauen im Durchschnitt ein etwas stärkeres und leistungsfähigeres Immunsystem haben als Männer.

Welche Rolle spielt die Blutgruppe?

Bereits 2020 stellten österreichische Wissenschaftler eine Verbindung zwischen Blutgruppe und Infekt-Anfälligkeit her. Eva Maria Matzhold und Thomas Wagner von der Universitätsklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an der Medizinischen Universität Graz werteten die Daten von 399 Covid-19-Patienten aus, die wegen der Krankheit stationär behandelt werden mussten.

„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 eine statistisch signifikant geringere Wahrscheinlichkeit haben, an Covid-19 zu erkranken, als Menschen mit der Blutgruppe A, B oder AB“, erklärte Thomas Wagner in einer Pressemitteilung der Med Uni Graz.

Es gibt auch andere Studien, die diese Beobachtung bestätigen – allerdings gibt es auch Studien, die keinen Einfluss der Blutgruppe auf die Anfälligkeit für eine Ansteckung mit Sars-CoV-2 oder einen schweren Verlauf gefunden haben. 

Noch kann aus wissenschaftlicher Perspektive also keine eindeutige Aussage über den Einfluss der Blutgruppe auf eine Corona-Infektion getroffen werden.

Das kann man selbst für seinen Schutz tun

Alles deutet darauf hin, dass selbst bei den vermeintlich „Corona-Immunen“ in den meisten Fällen nicht ein Faktor allein dafür verantwortlich ist, sondern viele zusammen spielen. Es scheint auch kaum ein „vollständig immun“ zu geben, sondern nur einen sehr hohen Schutz. 

Für den Einzelnen bedeutet all das einen besseren Schutz, was zur Verstärkung der Immunität beiträgt. Faktoren wie die genetische Grundlage des Immunsystems oder das Geschlecht lassen sich nicht so einfach verändern. Andere Bereiche kann man sehr wohl selbst steuern: Man kann zum einen den Impfempfehlungen folgen und zum anderen einen Mund-Nasen-Schutz tragen, mit dem sich die Viruslast bei Erstkontakt in vielen Fällen reduzieren lässt.

as/ID

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