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Hat der Acht-Stunden-Tag ausgedient? Ministerin möchte mehr Flexibilität und Eigenverantwortung

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Von: Carina Blumenroth

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Frauen mit Uhr im Büro.
Für viele Arbeitnehmer hat ein Arbeitstag acht Stunden – eine Ministerin will beispielsweise mit einem zwölf Stunden Tag mehr Flexibilität für Arbeitnehmer erreichen. (Symbolbild) © Madhourse/Imago

Für viele bedeutet der Job eine 40-Stunden-Woche mit je acht Stunden an fünf Tagen. Andere Modelle sind denkbar: Eine Ministerin fordert eine Wochenarbeitszeit.

Fünf Tage die Woche jeweils acht Stunden arbeiten, um auf die 40 Wochenstunden zu kommen – das ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Realität. Allerdings gibt es natürlich auch andere Arbeitsmodelle mit zwölf oder 24 Stunden Schichten, oder Teilzeitarbeit. Den „klassischen“ Acht-Stunden-Arbeitstag gibt es derweil seit 104 Jahren – Zeit für eine Veränderung? Die bayerische Arbeitsministerin ist dafür.

Seit 104 Jahren gibt es den Achtstundentag

Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit und Erholung und acht Stunden Schlaf.

Robert Owen, walisischer Unternehmer und Sozialreformer (BAuA, Februar 2018)

Der Achtstunden-Arbeitstag hat in Deutschland eine lange Geschichte. Nach der Novemberrevolution von 1918 wollten Arbeitgeberverbände verhindern, dass Fabriken in staatliches Eigentum übergingen, berichtet die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in einer Online-Broschüre. In diesem Zuge wurden Gewerkschaften als Vertreter von Arbeitern im Stinnes-Legien-Abkommen anerkannt. Gleichzeitig wurde der Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden am Tag bei vollem Lohnausgleich zugestimmt. 1918 galt der Achtstundentag zunächst für Arbeiter, ein Jahr später dann ebenfalls für Angestellte. Im Laufe der Jahre gab es dann immer wieder (kleinere) Anpassungen. Beispielsweise warb der Deutsche Gewerkschaftsbund 1956 mit dem Slogan „Samstags gehört Vati mir“ für die Einführung der Fünftage- bzw. Vierzigstundenwoche. Daraufhin setzte sich ein arbeitsfreies Wochenende in einigen Brachen durch, wie BAuA zusammenfasst.

Arbeit: Hat der Achtstundentag ausgedient?

Die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) möchte, wie Zeit berichtet, die Arbeitszeit der Menschen an die „Lebensrealität anpassen“. In diesem Zusammenhang müsste man darüber sprechen, die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Beispielsweise könnte ein Arbeitstag auch aus zwölf Stunden Arbeit bestehen – entsprechend könne dann an einem anderen Tag mehr Freizeit genossen werden, wenn man eine Wochenarbeitszeit vereinbare. Über neue Arbeitsmodelle sollten „Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Politik“ diskutieren, wie Scharf im Interview mit der Zeit sagt.

Arbeitszeit: „Wir brauchen mehr Flexibilität.“

Das aktuelle Arbeitszeitgesetz (ArbZG) stammt in seinen Grundzügen aus den 1994 – kleine Änderungen wurden in den letzten Jahren vorgenommen. Das müsse jetzt, wie Scharf befürworten würde, angepasst werden, mit dem Fokus, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mehr Freiraum zu ermöglichen. „Wir brauchen mehr Flexibilität. Es geht darum, die Arbeitszeit so gestalten zu können, wie sie sich Angestellte wünschen“, sagt Ulrike Scharf im Gespräch mit der Zeit.

Achtstundentag: Das steht derzeit im Arbeitszeitgesetz

In Deutschland ist vieles gesetzlich geregelt, auch die Arbeitszeit. Das ArbZG sieht vor, dass die Arbeitszeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer acht Stunden nicht überschreiten darf. Die Ausnahme: Es darf eine Verlängerung um zwei Stunden geben, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen die acht Stunden werktäglich im Durchschnitt nicht überschritten werden (ArbZG, § 3).

Kritik an Zwölfstunden-Arbeit

Volle Konzentration über einen langen Zeitraum – das können die wenigsten leisten. Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner fordern, wie das LinkedIn News DACH informiert, dass eine Verlängerung der Arbeitszeit die Ausnahme bleiben müsse. Sie fürchten, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sonst eine Überforderung drohe. Diese könne zu Stress, psychischen Erkrankungen und Burnout führen. Das ArbZG sei dafür da, die Gesundheit und die Sicherheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu gewährleisten, berichtet BAuA. Nach verschiedenen Studien, auf die sich BAuA beruft, steige das Risiko für Arbeitsunfälle ab der achten bis neunten Arbeitsstunde deutlich an.

Zwölfstundentag: Reaktionen im Internet

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