Zu dick: Kameraverbot für TV-Moderatorinnen
Kairo - Die Kamera legt bei jedem noch fünf Kilo drauf, heißt es. Jetzt sorgt der Beschluss eines TV-Senders für dicken Ärger. Dem Vorwurf der Frauenfeindlichkeit begegnet man mit einem seltsamen Argument.
Im Kampf um Zuschauerzahlen gegen ihre private Konkurrenz setzt das staatliche ägyptische Fernsehen auf die Attraktivität seiner Moderatorinnen. Sechs bis acht ihrer Moderatorinnen dürften nicht mehr vor die Kameras, weil sie zu dick seien, sagte die Chefin der Rundfunkgesellschaft Ägyptische Radio- und Fernsehunion, Safaa Hegasy, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Moderatorinnen dürfen demnach erst zurück vor die Kamera, wenn sie abgenommen haben. Drei Monate hätten sie dafür Zeit, sagte der Regional-Direktor des staatlichen ägyptischen Fernsehens und Radios, Hani Dschaafar, am Donnerstag der Zeitung „Masry al-Youm“. Bis dahin würden sie in der Fernsehproduktion beschäftigt. „Rund 90 Prozent der männlichen und weiblichen Moderatoren sind übergewichtig“, erklärte er. Eine Kommission solle nach Ende der Frist unter anderem deren Gewicht und Kleidung bewerten.
So redet sich der Sender heraus
Vorwürfe von Menschen- und Frauenrechtsbewegungen, die Frauen würden diskriminiert, wies Hegasy zurück. "Wie kann es in einer Institution mit einer Frau an der Spitze Diskriminierungen gegen Frauen geben", sagte sie. Vielmehr sei das Kameraverbot Teil eines Projekts zur "Weiterentwicklung von Form und Inhalt des Rundfunks". Indirekt warf Hegasy den betroffenen Moderatorinnen vor, erst seit ihrer Anstellung zugenommen zu haben.
Eine von ihnen, Chadidscha Chattab, spricht von Rufmord. Die Entscheidung über die Medien zu veröffentlichen, komme einer "Diffamierung" der betroffenen Moderatorinnen gleich, sagte sie AFP. "Wir müssen wissen, wer darüber entscheidet, welche Moderatorin kameratauglich ist, und was genau die Kriterien sind."
"Spritzig und dynamisch" sollen sie sein
Dagegen unterstützte der Medienexperte Sami Abdel Asis die Entscheidung. Das Aussehen einer Moderatorin spiele eine große Rolle, sagte er der Zeitung "Al-Ahram". Wirke sie fit, komme dies auf dem Bildschirm als "spritzig und dynamisch" rüber.
afp