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Haustier-Boom: Diese Fragen solltet Ihr Euch stellen, bevor ein Tier einzieht

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Von: Andrea Schmiedl

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Porträtfoto eines Mannes und ein Mann mit Hund auf dem Arm
Welches Tier am besten als Haustier geeignet ist, und ob man überhaupt eines halten sollte, hängt von vielen verschiedenen Kriterien ab. Das weiß auch Buchautor Michael Schürz. © privat / pixabay

Hunde, Katzen und Co. bereichern das Leben ihrer Halter. Sie lieben bedingungslos und erweitern die Familie. Trotzdem sollte das nicht verklären, dass Tierhalter eine große Verantwortung übernehmen sowie Zeit und Geld investieren müssen. „Haustier- ja oder nein?” - Wir haben einige Grundsatzfragen zur Entscheidungsfindung zusammengetragen.

In 45 Prozent aller deutschen Haushalte leben Haustiere. 34,4 Millionen insgesamt. Mitbewohner Nummer eins ist die Katze, gefolgt von Hunden und Kleintieren, wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Mäusen.

Tiere zu halten sollte aber keine leichtfertige Entscheidung sein. Hund, Katze & Co. fordern ihren Besitzern so einiges ab. „Es gibt ein paar Grundsatzfragen, die jeder zukünftige Tierhalter im Vorfeld für sich klären sollte.” Das betonen die Experten von PAN - Protect Animals in Need e.V. 

Checkliste für die Anschaffung eines Haustiers

Welches Tier am besten als Haustier geeignet ist, hängt von vielen verschiedenen Kriterien ab, wie beispielsweise den persönlichen Lebens- und Wohnverhältnissen. Gerade diese können sich ändern - etwa durch einen Job- oder Wohnortwechsel. „Das sollte für echte Tierliebhaber niemals ein Grund dafür sein, sich von einem Haustier zu trennen”, sagt Autor Michael Schürz. Sein Buch „Mein erster Hund” liefert nützliche Infos rund um die Vorbereitung für die Aufnahme eines Tieres.

Zeitfaktor: Werde ich einem Tier zeitlich gerecht?

Ein sehr wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für ein Haustier ist die Zeit, die man für Betreuung, Spiel und Pflege aufbringen kann - neben Job, Kindern, Haushalt, Hobbys und anderen Terminen. Ein Haustier benötigt Zuwendung. „Fragt Euch ehrlich, ob Ihr die Zeit gerne und ohne Stress aufbringen könnt”, betonen die Experten der Tierschutzliga Stiftung Tier und Natur, ein Zusammenschluss dreier Tierschutzvereine.

Ein Hund ist dabei das Haustier mit den höchsten Zeit-Ansprüchen: Mindestens zwei ausgiebige Spaziergänge täglich - egal bei welchem Wetter - müssen sein. Dazu kommen Besuche in der Hundeschule, Training und Spielen. „Es gibt Hunde, die gefallen möchten und leicht erziehbar sind. Und es gibt solche, die gerne das Ruder an sich reißen und in der Rangfolge ganz oben stehen wollen”, sagt Michael Schürz.

Katzen sind ein wenig unkomplizierter, vor allem, wenn die Option auf Freigang besteht oder sie einen Spielpartner haben. Die regelmäßige Zeit zum Kuscheln und Spielen ist deutlich flexibler im Zeitplan als bei einem Hund.

„Ein Tier verursacht je nach Rasse, Größe und Fellbeschaffenheit natürlich Schmutz. Damit sich das Haustier wohl fühlt und nicht krank wird, muss man auch bei kleineren Tieren regelmäßig den Käfig reinigen und bei Katzen das Katzenklo ausmisten, außerdem laufend die Futter- und Wasserschüsseln säubern”, so Schürz.

Faktor Verantwortung: Wer kümmert sich um das Tier?

Es wird immer wieder Situationen geben, in denen Ihr mal keine Zeit habt, Euren Vierbeiner zu betreuen. Deswegen solltet Ihr immer einen Plan B haben: Wo bleibt das Tier zum Beispiel, wenn Ihr in der Arbeit seid, in den Urlaub fahrt oder aus gesundheitlichen Gründen ausfallt? Deswegen sei es laut PAN - Protect Animals in Need e.V. immens wichtig, Freunde und/oder Familie in die Entscheidung einzubinden

Inzwischen gibt es zwar viele Tagesstätten und Pensionen für Hunde, bedenkt aber, dass das sonst eng an Euch gebundene Tier eventuell massiven Stress haben kann, wenn es plötzlich ohne Familienanbindung ist.

Laut Tierschutzliga Stiftung Tier und Natur sei es für Katzen und Kleintiere meistens leichter, jemanden zu finden, der einmal am Tag kommt, um zu füttern, das Klo zu reinigen und etwas zu schmusen. Katzen, die Freigang haben oder einen engen Katzenfreund, finden einen Tag allein zu Hause meist sowieso wenig dramatisch.

Kostenfaktor: Kann ich mir ein Haustier finanziell leisten?

Bleibt am Ende des Monats genug übrig, um auf lange Sicht ein Haustier finanzieren zu können? Günstig ist das nämlich nicht. Bereits die Anschaffung kostet Geld, das Tier selbst sowie das jeweilige Zubehör. Jeden Monat fallen weitere Kosten für Futter, Steuern, Versicherung und die Ausstattung an. „Vor allem für Katzen und Hunde ist es empfehlenswert, Versicherungen abzuschließen, die im Schadensfall und im Krankheitsfall einen Teil der Kosten übernehmen“, sagt Hundeexperte Schürz. 

Mit regelmäßigen Tierarztbesuchen muss man als Halter rechnen - und dabei kann es durchaus auch mal zu hohen Kosten kommen, etwa durch Operationen oder spezielle Behandlungen. „Diese Ausgaben sollte man in der Budgetplanung auf jeden Fall berücksichtigen, denn kein Tier hat es verdient, abgegeben zu werden, weil es alt oder kränklich ist”, so Schürz.

Generell gilt natürlich die Faustregel: je kleiner das Tier, desto günstiger ist es. Dennoch sollte nicht unterschätzt werden, dass auch Kleintiere regelmäßig Futter, Einstreu und anderes benötigen.

Wohnfaktor: Wird mein Umfeld einem Haustier gerecht?

Euer Wohnumfeld sollte den Bedürfnissen des Tieres gerecht werden. Überdenkt, ob die Wohnung ausreichend groß ist. Es ist wichtig, dass das Tier Rückzugsmöglichkeiten hat. Auch sollte Euer Zuhause „tiersicher“ gestaltet sein. Bei Wohnungskatzen sollte der Balkon vernetzt sein. Bei Hunden muss der Zaun im Garten hoch genug und ausbruchssicher sein.

Auch Kleintiere brauchen ausreichend Platz in der Wohnung - nicht nur für den Käfig, sondern auch für den täglichen Auslauf. „Bei Tieren wie Hasen oder Meerschweinchen wäre es gut, wenn sie zumindest zu zweit sind, weil das artgerechter ist. Auch Katzen spielen gerne mit Artgenossen und sollten besser zu zweit leben”, empfiehlt der Autor.

Je nach Tierart muss der Vermieter dem Vorhaben „Haustier“ zustimmen. „Kleine Haustiere und Vögel sind ohne Genehmigung erlaubt, Katzenhaltung ist eher geduldet, aber vor allem das Thema Hundehaltung kann zum Problem werden”, heißt es von Seiten der Tierschutzliga Stiftung Tier und Natur. Sprecht offen mit dem Vermieter und holt eine Hundehalter-Genehmigung von ihm ein. 

Family-Faktor: Wie stehen andere Familienmitglieder zur Anschaffung?

Da ein Haustier in gewisser Weise ein weiteres Familienmitglied darstellt, solltet Ihr vor einer Anschaffung sicherstellen, dass ein Vierbeiner im Sinne aller ist. „Gerade bei einem Hund, der viel Aufmerksamkeit und Erziehungsarbeit verlangt, sollte es sich um eine einstimmige Entscheidung handeln”, heißt es von Seiten PAN - Protect Animals in Need e.V.

Solltet Ihr Kinder im Haushalt haben, schafft Euch nur ein Haustier an, mit dem sie auch umgehen können - und umgekehrt. Vor allem bei der Auswahl einer Hunderasse empfiehlt es sich, bei sehr kleinen Kindern genau zu überlegen, ob die Kombination für alle passen könnte.

Wo finde ich das richtige Tier für mich?

Bevor man ein Tier zu sich holt, gilt es noch zu entscheiden, ob es ein junges oder ein älteres sein soll. Einem Tier aus einem Tierheim ein neues Zuhause zu geben, sollte dabei die erste Überlegung sein.

Tierheim

In den Einrichtungen gibt es eine große Anzahl an Kleintieren, Katzen und Hunden, junge und ältere Tiere, verschiedene Rassen und Mischlinge. Die Pfleger dort kennen alle Tiere gut, so dass sie Euch gut beraten können. Schaut Euch die Tiere genau an, verbringt Zeit mit ihnen und sprecht mit den Pflegern über Eure Wünsche und Vorstellungen. „Ein Besuch im Tierheim und der Blick auf die Vermittlungsseiten seriöser Tierschutzvereine im Internet lohnen sich”, sagt Buchautor Schürz. Auch um einen bestimmten Hund zu finden, müsse man nicht unbedingt zu einem Züchter gehen: Zu beinahe jeder Rasse gebe es mittlerweile einen entsprechenden „Rasse X in Not“-Verein. 

Züchter und Zoofachhandel

Schaut Euch den jeweiligen Verkäufer und seine Tiere genau an: Unter welchen Bedingungen halten Züchter und Händler ihre Tiere, wie leben die Tiere dort und wie gehen sie miteinander um? Kauft keine Tiere aus dem Kofferraum, auf Tiermärkten oder im Internet. Kauft keine Wildfänge oder Exoten. Verzichtet auf Mode-Züchtungen und Rassen mit erblich bedingten Schäden.

Zoofachhändler sind dazu verpflichtet und dafür ausgebildet, Euch gründlich zu den Bedürfnissen Eures Haustiers zu beraten.

Resümée

Nachdenken, planen und keine vorschnellen Entscheidungen treffen: Das sollte sich also unbedingt jeder zu Herzen nehmen, der ein Haustier bei sich aufnehmen möchte. „In der ersten Vorfreude denkt man vielleicht nicht an jeden Aspekt - das sollte aber nie auf Kosten des Tieres gehen”, so Autor Schürz. Deswegen: Lasst Euch genug Zeit für die Überlegungen. Tiere sollten nie spontan – schon gar nicht als Geschenk – angeschafft werden.

Buch-Tipp: „Mein erster Hund” von Michael Schürz

Der Ratgeber dient als allgemeine erste Entscheidungshilfe und bietet ausführliche Infos rund um die Vorbereitung für die Aufnahme eines Hundes. Obendrein erweist es sich als nützliches Nachschlagewerk in Bezug auf das Zusammenleben mit einem Hund.

Die einzelnen Kapitel befassen sich unter anderem mit den Themen „Allgemeine Voraussetzungen für ein Leben mit Hund”, „Überblick über die Kosten und Pflichten”, „Erstausstattung und Futterwahl”, „Einzug des Hundes, Erziehung und Pflege” sowie „Gesundheitsthemen und Erste-Hilfe-Maßnahmen”. Zusätzlich gibt der Autor viele interessante und lehrreiche Beispiele, die auf seinen eigenen Erfahrungen beruhen.

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