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Ehemaliger Vertrauter packt aus: „Anonymous“ kapert Online-Kanäle von Attila Hildmann

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Von: Max Partelly

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Das Hacker-Kollektiv „Anonymous“ hat Attila Hildmanns Online-Präsenz stark dezimiert. Mit Informationen und Daten eines ehemaligen Vertrauten des selbsternannten Ultrarechten gelang es den Aktivisten, zahlreiche Seiten und Kanäle des radikalen Vegan-Kochs zu sperren.
Das Hacker-Kollektiv „Anonymous“ hat Attila Hildmanns Online-Präsenz stark dezimiert. Mit Informationen und Daten eines ehemaligen Vertrauten des selbsternannten Ultrarechten gelang es den Aktivisten, zahlreiche Seiten und Kanäle des radikalen Vegan-Kochs zu sperren. © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld/pixabay TheDigitalArtist (Montage)

Attila Hildmann ist ein Name, der vielen bekannt ist. Ehemals als veganer Koch und Unternehmer bekannt, hat er über die vergangenen Jahre eine drastische Veränderung durchgemacht. Auf Plattformen wie Youtube, Instagram und Facebook wurden seine hetzerischen Inhalte schon vor Monaten gesperrt. Nun legte das Hacker-Kollektiv Anonymous nach.

Berlin - Es wird eng für Attila Hildmann. Der Kochbuch-Autor befindet sich offenbar im Fadenkreuz des Kollektivs „Anonymous“, wie deren kürzlichen Veröffentlichungen zeigen. Mehrere Online-Kanäle wurden demnach durch „Anonymous“ übernommen. Beim Versuch, eine Seite Hildmanns aufzurufen, wird am Montag (13. September) nur noch ein Banner des Hacker-Kollektivs ausgespielt. Auch der Telegram-Kanal Hildmanns enthält eine Nachricht der Aktivisten. In einem Blogbeitrag berichten diese von ihrer Übernahme der Kanäle und geben an, im Besitz zahlreicher E-Mails von Hildmann und anderen sensiblen Daten zu sein.

In einem Bekennerschreiben wird bekannt gegeben, dass ein ehemaliger Vertrauter Hildmanns bei der Aktion geholfen haben soll. Zugriffsdaten sollen durch ihn zur Verfügung gestellt worden sein. Hildmann selbst reagierte bereits auf die Übernahme in einem seiner Telegram-Kanäle in einer Sprachnachricht.

Massen an vertraulichen Daten geleaked: Ehemaliger Vertrauter Hildmanns packt aus

Der ehemalige Vertraute soll in Hildmanns Umfeld als IT-Administrator gearbeitet haben und vorgegeben haben, dass essenzielle Zugangsdaten bei ihm vor den deutschen Strafverfolgungsbehörden sicher seien. Eine Vorgabe, der Hildmann offenbar vertraute. In der Folge übergab er nämlich freiwillig die Logins und Internet-Domains.

Die Daten gäben einen tiefen Einblick in die Welt des Holocaust-Leugners, gibt „Anonymous“ an. Mehr Details sollen in den kommenden Tagen veröffentlicht werden. Die Auswertung durch Presse und Strafverfolgungsbehörden soll danach folgen, heißt es weiter. Besonders die erbeuteten E-Mails dürften pikante Informationen enthalten. So soll aus diesen belegt werden können, welche Unternehmen nach der Radikalisierung Hildmanns sich von ihm distanziert und eine Zusammenarbeit mit dem einst erfolgreichen TV-Koch eingestellt haben und welche Firmen die Kooperation fortgesetzt haben.

Eine Information, die nun angeblich in den Händen von „Anonymous“ gelandet sein soll, dürfte für Hildmann ebenfalls brisant sein. In dem Datenpool soll sich demnach auch das Grundrezept des veganen Energydrinks „Daisho“ befinden, den er entwickelt und vermarktet hat. Auch der Shop, über den Hildmann diesen Energydrink vertreibt, ist derzeit in den Händen des Kollektivs.

Jede Menge Verdachtsfälle und die Suche nach Hildmann

Dass der Haftbefehl gegen Hildmann aus der Berliner Justiz durchgestochen worden sei, soll nun mit Bildern, die sich nun im Besitz der Hacker befinden sollen, belegt werden können. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte im Mai 2021 mitgeteilt, dass gegen Unbekannt wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen ermittelt werde. Es werde vermutet, dass Informationen über einen Haftbefehl gegen Hildmann aus den eigenen Reihen unzulässig weitergereicht wurden.

Auch wegen des Verdachts der Volksverhetzung wird gegen Hildmann ermittelt. Die Berliner Staatsanwaltschaft teilte zuletzt im Juli mit, dass ein Ende der Ermittlungen nicht abzusehen sei. Doch von Stillstand kann offenbar nicht die Rede sein. Wie eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft mitteilte, kämen auch neue Verdachtsfälle durch aktuelle Äußerungen Hildmanns im Internet hinzu.

Wo sich Hildmann aktuell genau befindet, ist nicht bekannt. Das macht eine Vollstreckung eines Haftbefehls unmöglich. Zuletzt soll er sich in der Türkei aufgehalten haben. Dort hat Hildmann laut der Staatsanwaltschaft neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft.

Vom Star-Koch und Fitness-Guru zum „ultrarechten“ Verschwörungsprediger

Seinen Ruhm hatte sich Attila Hildmann ursprünglich als veganer Kochbuchautor und Fitness-Guru aufgebaut. Inzwischen bezeichnet er sich selbst als „ultrarechts“ und als Verschwörungsprediger. Bei Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen trat er immer wieder auf. Mit seinen Äußerungen fing er sich nicht nur Kritik ein, sondern löste auch Entsetzen aus. Der Verlag, der früher seine Kochbücher veröffentlichte, stellte die Zusammenarbeit schon vor Jahren ein.

Mit dem Aufkommen der Corona-Pandemie verstärkte sich die Tendenz des selbsternannten Verschwörungspredigers ins Radikale. Bereits im Sommer 2020 fiel Hildmann auf dem Messenger-Dienst Telegram mit immer unverhohlenerem Judenhass auf. Posts mit Hakenkreuzen, Holocaust-Leugnung und antisemitische Schmähungen finden sich in den Kanälen Hildmanns auf dem Messenger-Dienst Telegram. Im Mai schrieb er: „Ich bin Nationalsozialist.“

„Anonymous“ wird immer wieder mit spektakulären Hacker-Angriffen in Verbindung gebracht. Kennzeichen von Anonymous ist eine Maske, die das Gesicht des britischen Verschwörers Guy Fawkes darstellt.

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mda mit Material der dpa

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