AfD-Vize Henkel warnt vor rechter Kursabweichung

Berlin - Die AfD hat die Wahlen in Hamburg und Bremen fest im Blick und hofft auf weitere Erfolge. Doch angesichts von Pegida und Co. schwelt ein Streit um den richtigen Kurs. Nun steht ein Parteitag an.
Der passionierte Segler wählte dabei ein Bild aus der Seefahrt. „Im Überschwang erfolgreicher Wahlergebnisse orientierten sich einige auf der Kommandobrücke nicht mehr an dem Licht der Sterne, also unserem Wahlprogramm, sondern an den Lichtern anderer vorbeifahrender Schiffe, zum Beispiel an Pegida“, schreibt der Europaabgeordnete in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“ (Online). „Mit einer Satzungsänderung ist die Gefahr eines Schiffbruchs aber noch nicht beseitigt. Wären Versuche erfolgreich, die ganze Mannschaft auf die Steuerbordseite abzukommandieren, würde unser Schiff Schlagseite bekommen und untergehen.“ Die Steuerbordseite ist die rechte Seite eines Schiffes.
Die Alternative für Deutschland (AfD) will sich auf ihrem Parteitag in Bremen eine neue Satzung geben, in der auch eine neue Struktur der Spitze beschlossen werden soll. Die Partei soll demnach von Dezember an von nur einem Vorsitzenden geführt werden. Bislang stehen ihr drei Sprecher vor: neben dem Ökonomie-Professor Bernd Lucke noch Frauke Petry und Konrad Adam. Beim Parteitag dürfte es auch eine Richtungsdebatte geben. Der nationalkonservative Flügel um die sächsische Landesvorsitzende Petry und den brandenburgischen AfD-Chef Alexander Gauland will am rechten Rand um Wählerstimmen werben. Andere setzen auf einen wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Kurs.
Henkel forderte, „Blinde Passagiere“, die sich zum Beispiel in Gestalt von Ausländer- und Demokratiefeinden an Bord geschlichen haben, im nächsten Hafen wieder abzusetzen“. Er sprach sich für ein eigenständiges Profil aus, damit „die AfD weder nach Steuerbord noch nach Backbord Schlagseite bekommt“ und bei den Wahlen in Hamburg (15. Februar) und Bremen (10. Mai) wieder erfolgreich ist.
Gauland distanziert sich von Pegida
Unterdessen hat sich Partei-Vize Alexander Gauland von der islamkritischen Bewegung Pegida distanziert. Nach dem Rücktritt von Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel sei für ihn "das Thema Pegida erledigt", sagte Gauland der Zeitung "Die Welt" vom Freitag. Bis vor kurzem hatte er Pegida noch als "natürlichen Verbündeten der AfD" bezeichnet. Die nun verbliebenen Führungsmitglieder um Pegida-Gründer Lutz Bachmann kritisierte Gauland scharf. Die Gruppe, die weiterhin an Bachmann festhalte, begehe "Verrat an 20.000 Demonstranten".
AfD-Vize Petry will Pegida-Demonstranten weiter zuhören
Die AfD-Vizevorsitzende Frauke Petry will dagegen weiter den Dialog mit Anhängern der Pegida-Bewegung suchen. „Die Tausenden von Menschen, die auf die Straße gegangen sind, sind es weiterhin wert, gehört zu werden“, sagte die sächsische AfD-Fraktionschefin am Freitag im Westdeutschen Rundfunk. Es drohe weder eine Islamisierung noch eine Überfremdung Deutschlands. „Aber wir können uns der Tatsache nicht verschließen, dass es Probleme gibt. Probleme, die aus dem politischen Islam herrühren.“
Im Gespräch mit dem Hessischen Rundfunk betonte Petry, dass sich die AfD-Führung in der Bewertung der Bewegung einig sei. „Es gibt zwischen Bernd Lucke und mir in punkto Pegida keine Differenzen. Wir sind uns einig darüber, dass man mit den Menschen, die demonstrieren, sprechen muss.“ Dass sich das Bündnis von seinem Vorsitzenden Lutz Bachmann getrennt hat, begrüße sie.
dpa/AFP