ARD-Journalist fordert Merkels Rücktritt - dann reagiert die Tagesschau auf den Aufruhr

Im Asyl-Streit kämpft Angela Merkel auch um ihre politische Karriere. Ein Journalist der ARD hat nun eindeutig Stellung bezogen - mit einem bemerkenswerten Argument.
Update vom 27. Juli 2019: Angela Merkel zeigte sich nun ohne ihren Ehemann Joachim Sauer bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth und trat erfrischend gut gelaunt auf. Jetzt wird spekuliert, mit wem sie sich am Montag die zweite Aufführung anschaut.
Update vom 15. Mai 2019: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bekannt gegeben, dass der Europa-Wahlkampf nach ihrem Rücktritt nun Aufgabe von ihrer Nachfolgerin sei. Dennoch heizte die Kanzlerin mit ihren Äußerungen Gerüchte an, dass Merkel nach ihrer Amtszeit auf einen EU-Posten wechseln könnte.
Update vom 29.08.2018: Nach den Ausschreitungen von Chemnitz steht die Polizei in der Kritik. Trotz Informationen des Verfassungsschutzes hatte sie das Gefahrenpotential der Großdemonstration laut eigener Aussage total unterschätzt. Nun haben sich die Tagesthemen mit einem eindringlichen Appell zu Wort gemeldet.
Journalist fordert den Rücktritt von Kanzlerin Angela Merkel
Berlin/München - Gerade erst hat Moderator Claus Kleber im heute journal des ZDF in ungewohnter Deutlichkeit eine Frage zur möglicherweise nahenden „Kanzlerindämmerung“ gestellt - beim anderen großen öffentlich-rechtlichen Sender geht man nun sogar noch einen Schritt weiter. In einem auf der Webseite tagesschau.de veröffentlichten und im Hörfunk gesendeten Kommentar fordert der Journalist Malte Pieper offen den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
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Pieper ist Brüssel-Korrespondent der ARD. Dementsprechend argumentiert er in seinem Beitrag aus einer europäischen Perspektive. „Merkel traut in der EU keiner mehr über den Weg“, lautet die Überschrift seines Kommentars. „Räumen Sie das Kanzleramt für einen Nachfolger, dessen Name nicht so belastet ist, wie es der Ihre ist. Dem in Europa noch zugehört wird“, so Piepers Forderung.
Video: Muss Merkel um Kanzleramt bangen?
„Verbrannte Erde“ wegen fehlender langfristiger Strategie?
Anlass der Wortmeldung ist der wenig erfolgreiche Migrations-Gipfel mehrerer EU-Staaten vom Wochenende. Merkel trage daran Mitverantwortung, schreibt Pieper - vor allem, weil die Kanzlerin bereits mehrere Länder nachhaltig verprellt habe. So habe Merkel 2011 und 2012 die Hauptlast der Fluchtbewegungen auf Italien und Griechenland abwälzen wollen und erst 2015 die „europäische Solidarität“ wiederentdeckt, als „die Trecks die bayerische Grenze erreichten“. Nun wolle Merkel die Osteuropäer „zur Solidarität zwingen“. Auch wirtschafts- und finanzpolitisch habe die Kanzlerin viele Länder verärgert.
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„Ihr Name ist in vielen Ländern Europas zu einem ‚Nicht-Namen‘ geworden, bei dem schlechte Stimmung garantiert ist, sobald man ihn ausspricht“, urteilt der Journalist über Merkel. Als tieferliegenden Grund macht Pieper in seinem Kommentar eine mangelnde Langfrist-Strategie der Kanzlerin aus. „Bei unklaren Situationen, bei Nebel, schaltet Merkel seit eh und je einfach die Nebelscheinwerfer ein. Sie fährt auf Sicht und hofft, dass der Wind das Problem schon löst.“ In der Folge habe Merkel viel „verbrannte Erde“ hinterlassen.

ARD-Journalist fordert Merkels Rücktritt: Wie reagiert Berlin?
Der drastische Kommentar in einem etablierten Medium dürfte in dieser Deutlichkeit ein Novum in der Ära Angela Merkel darstellen. Ob die Meinungsäußerung auf empörte Reaktionen in Berlin stoßen wird bleibt abzuwarten. Ohnehin schwelen gerade Konflikte zwischen Mitgliedern der Bundesregierung und der Presse: Der Deutsche Journalistenverband hatte erst am Freitag Horst Seehofer (CSU) wegen seiner „Fake News“-Vorwürfe in die Kritik genommen.
ARD-Journalist fordert Merkels Rücktritt: Wie reagiert die ARD-Tagesschau?
Handelt es sich bei Piepers Kommentar auch um die Haltung der gesamten ARD-Tagesschau? Auf Bild-Nachfrage erklärte Kai Gniffke, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell: „Journalistische Kommentare werden grundsätzlich als solche gekennzeichnet und geben immer nur die Meinung des bzw. der Kommentierenden wieder. Das gilt auch für den Kommentar von Malte Pieper.“
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Update vom 20. Juli: Die letzte Pressekonferenz vor der Sommerpause
Auch die Kanzlerin hat eine Sommerpause, doch zuvor stellt sie sich einer Pressekonferenz. Wir berichten für Sie am Freitag, 20. Juli live darüber, was Angela Merkel der Presse sagt und welche Themen eine Rolle spielen.
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Merkels Sommerpressekonferenzen sind Tradition. Auch dieses Jahr wird sie sich kurz vor ihrem Urlaub den Fragen der Hauptstadtjournalisten stellen.
Bei einer Demonstration in Athen ist ein deutscher Journalist angegriffen und verprügelt worden. Die Polizei habe erst nach mehreren Minuten eingriffen.
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