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SPD-Vorsitz: Böhmermann startet letzten Anlauf - klappt es doch noch?

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Von: Sabine Oberpriller

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Jan Böhmermann plant seinen nächsten Karriereschritt: Er sieht sich als den richtigen Mann für den SPD-Vorsitz.
Jan Böhmermann plant seinen nächsten Karriereschritt: Er sieht sich als den richtigen Mann für den SPD-Vorsitz. © dpa / Julia Hüttner

Jan Böhmermann hatte angekündigt, er wolle SPD-Parteichef werden. Dabei war er zur Zeit seines Aufrufs noch nicht einmal Mitglied der SPD. Jetzt startet er einen neuen Anlauf.

Update vom 21. Oktober, 15.44 Uhr:

Der TV-Satiriker Jan Böhmermann will nach eigenen Angaben weiter SPD-Chef werden. „Ich möchte auf dem Parteitag Anfang Dezember von 50 Delegierten zum Kandidaten für den SPD-Vorsitz aufgestellt und gewählt werden“, schrieb Böhmermann in einem Brief an die SPD-Mitglieder, den er am Montag auf Twitter veröffentlichte.

Eine letzte Möglichkeit zur Kandidatur ist nun laut SPD-Geschäftsordnung noch eine Initiativbewerbung direkt auf dem Parteitag. Dazu ist die Unterstützung von 50 Delegierten aus fünf Bezirken nötig.

In seinem Brief erinnert Böhmermann unter anderem an den Willy Brandt, der vor 50 Jahren zum Bundeskanzler gewählt wurde. Der Satiriker fragt, ob die SPD „nur noch eine müffelnde, randvolle Wertstofftonne“ sei und kündigt eine Reihe von Reden an, die von anonymen Autoren verfasst würden.

Update vom 3. Oktober, 13.00 Uhr: Jan Böhmermann äußert sich jetzt auf Twitter zu seiner Kandidatur: Er werde „gemeinsam mit vier durchgeknallten SPD-Ortsvereinen“ seine Bewerbung für den SPD-Vorsitz „offiziell und fristgerecht zum Parteitag einreichen, damit die Delegierten entscheiden können“, so, wie es das SPD-Ordnungsstatut erlaubt.

Darauf folgte ein kryptischer Tweet, in dem Böhmermann die Twitter-User fragte, wie genau er sich bewerben müsse: „Wann (mit Uhrzeit) und in welcher Form muss das #neustart19 Team die Bewerbung zum Parteivorsitz, den Beschluss des vorschlagenden Ortsvereins und die Unterstützerortsvereine beim abgeben?“

Gleich darauf entschuldigt er sich jedoch für den Tweet und schließt mit: „Es ist kompliziert.“

SPD bestätigt: Böhmermann kann noch in diesem Jahr SPD-Chef werden

Update vom 2. Oktober, 14.00 Uhr: Jan Böhmermann hat rein formal noch die Möglichkeit, auf dem SPD-Parteitag im Dezember für den Parteivorsitz zu kandidieren. So könnte er wie auch andere mögliche Anwärter mit Unterstützung von drei Ortsverbänden bis zu zwei Monate vor dem Parteitag seinen Hut in den Ring werfen, sagte ein Parteisprecher am Mittwoch in Berlin. Im Fall einer Initiativbewerbung könnte er auch auch noch mit der Unterstützung von 50 Delegierten aus fünf Bezirken direkt auf dem Parteitag antreten.

Zuvor war bekannt geworden, dass Böhmermann offiziell in die SPD aufgenommen worden ist. Der SPD-Kreisverband Anhalt-Bitterfeld hatte am späten Dienstagabend einen Beschluss des Kreisvorstands bekanntgemacht, ihn offiziell dem Ortsverein Köthen zuzuordnen. Böhmermann kündigte daraufhin auf Twitter an, seine Bewerbung für den Vorsitz einreichen zu wollen.

Eigentlich sucht die Partei derzeit in einem aufwendigen Verfahren ein neues Vorsitzenden-Duo. Sieben Bewerberteams stellen sich auf Regionalkonferenzen vor, denen ein Mitgliederentscheid folgt. Der Parteitag soll das Votum der Mitglieder lediglich bestätigen. Das Organisationsstatut und die Geschäftsordnung der Partei sehen aber auch die Möglichkeit für weitere Kandidaturen vor.

Alle aktuellen Infos zur Vorsitz-Wahl finden Sie in unserem Liveticker. 

Jan Böhmermann ist jetzt Genosse - So reagiert die SPD 

Update vom 2. Oktober, 7.13 Uhr: SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil begrüßte Böhmermann auf Twitter: „Herzlich willkommen in der SPD, lieber Genosse @janboehm“, schrieb er. Und wies dann auf all die mühseligen Aufgaben für SPD-Mitglieder hin, die manche Böhmermann wohl nicht recht zutrauen: „Jetzt geht's los! Infostände, Hausbesuche, Bürgergespräche, Plakate kleben. Wir freuen uns sehr, dass du jetzt an unserer Seite für eine starke Sozialdemokratie kämpfst!“

Satiriker Jan Böhmermann ist jetzt Genosse

Update vom 1. Oktober: Der Satiriker Jan Böhmermann ist offiziell in die SPD aufgenommen worden. Der SPD-Kreisverband Anhalt-Bitterfeld hat am späten Dienstagabend einen entsprechenden Beschluss des Kreisvorstands bekanntgemacht. Damit ist Böhmermann nun Mitglied des Ortsvereins Köthen, der den Kölner bereits aufgenommen hatte, was aber nach der Bestätigung der Kölner SPD auch noch der des Kreisverbands bedurft hatte.

In einer Mitteilung wies der Kreisverbandsvorsitzende Ronald Mormann allerdings auch auf Bedenken von Sozialdemokraten gegen die Mitgliedschaft wegen früherer Äußerungen Böhmermanns über die SPD hin. „Aber Satire darf vieles, und das hält Deutschlands älteste Partei sehr wohl aus“, sagte er. „Die deutsche Sozialdemokratie hat 156 Jahre lang dafür gekämpft, dass Menschen ihre Meinung frei sagen dürfen.“ Mormann fügte jedoch auch hinzu: „Aber wir sind eine Partei und keine Satireveranstaltung.“

Böhmermanns Ersuchen SPD-Mitglied zu werden, beschäftigt seit rund einem Monat die Partei. Er hatte eigentlich angekündigt, Parteichef werden zu wollen, seine Pläne dafür aber nicht rechtzeitig umsetzen können. Über Twitter untermauerte er jedoch seine Ansage, trotzdem Parteichef werden zu wollen. Seine Bewerbung werde er nun fristgerecht zum Parteitag einreichen, damit dei Delegierten entscheiden können“, twitterte der Satiriker.

Böhmermann kommt seinem Ziel näher - Wird er in die SPD aufgenommen?

Update vom 9. September: In seiner Sendung „Neo Magazin Royal“ vom 29. August verkündete Jan Böhmermann, dass er der neue Vorsitzende der SPD werden wolle. Eigentlich war der Bewerbungsschluss für das Amt der 1. September und Böhmermann somit eigentlich zu knapp dran. Doch jetzt scheint es, als könne er zumindest Mitglied in der SPD werden.

Der Geschäftsführer der Kölner SPD, Frank Mederlet, teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass man über das Wohnortprinzip, welches Böhmermann daran hindern würde, Mitglied des SPD-Ortsvereins Köthen in Sachsen-Anhalt zu werden, hinwegsehen werde. Normalerweise wird man dort Mitglied, wo man wohnt. Die Kölner SPD habe nun aber beschlossen, Böhmermann eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. So kann er in Köthen SPD-Mitglied werden.

Mederlet erklärte, ob Böhmermann nun SPD-Mitglied werden könne, liege beim Kreisverband Anhalt-Bitterfeld. Das hat auch Böhmermann schon mitbekommen. Auf Twitter schreibt er: „Jetzt kommt es – wieder einmal in der deutschen Geschichte – auf Sachsen-Anhalt an.“

Böhmermanns Aufnahme in die SPD ist nur ein kleiner Schritt in die Richtung seines eigentlichen Ziels: SPD-Vorsitz. Ob das überhaupt noch möglich ist, ist fraglich. Doch es gibt einige Schlupflöcher, die Böhmermann doch noch zum SPD-Vorsitz verhelfen könnten. 

SPD-Vorsitz: Böhmermann macht tatsächlich ernst - und sorgt doch wieder für Verwirrung

Update vom 31. August: Jetzt sorgt Böhmermann für Verwunderung und Verwirrung zugleich. Der ZDF-Mann, der offenbar nach dem SPD-Parteivorsitz greifen würde, macht eigenen Angaben zufolge ernst.

Denn ein Parteichef sollte zunächst einmal Mitglied in der Partei sein. Via Twitter verkündete Böhmermann nun seine Mitgliedschaft bei den Sozialdemokraten in Sachsen-Anhalt: „Ich danke meinem neuen Ortsverein Köthen für die schnelle und skrupellose Bestätigung meiner Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Der #Neustart19 der deutschen Sozialdemokratie geht von Sachsen-Anhalt aus.“

Doch der Landesverband widerspricht. Der Sprecher der SPD Sachsen-Anhalt, Martin Krems-Möbbeck, bestätigte zwar laut ntv, dass der 38-Jährige aufgenommen wurde. Er erklärte jedoch auch, dass dies formal nicht ausreiche, weil Böhmermann nicht in Köthen wohne. Es gebe zwar Ausnahmemöglichkeiten, wenn beide Kreisverbände - also in diesem Fall Köthen und der Kreisverband des Heimatortes - beteiligt seien. Nach bisherigem Kenntnisstand seien die zuständigen Sozialdemokraten an Böhmermanns Heimatort Köln aber nicht involviert gewesen. „Deswegen ist die Aufnahme derzeit unwirksam."

Klar aber ist auch: Meint Böhmermann es wirklich ernst, läuft ihm die Zeit davon. Und: Selbst wenn Böhmermann Mitglied sein sollte, hat er noch einige Hürden auf dem Weg zum SPD-Vorsitz zu überwinden: Förmliche Voraussetzung einer Kandidatur ist die Unterstützung von mindestens fünf Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. Die Abgabefrist für Bewerbungen läuft am Sonntag um 18 Uhr ab. Es wird also extrem eng.

Böhmermann will SPD-Chef werden - Frau meldet sich: „Hab nach einem Mann gesucht“

Erstmeldung vom 30. August: München - Man tut ihm nicht unrecht, wenn man sagt: eine typische Böhmermann-Aktion. Kurz bevor die SPD ihr Kandidaten-Tableau für den Vorsitz am Sonntagabend schließt, versucht der ZDF-Kabarettist auch noch auf den Zug aufzuspringen. 

Am Donnerstagabend hat er sich nach der Sommerpause seiner Sendung Neo Magazin Royal mit einem Paukenschlag zurückgemeldet: „Ich, Jan Böhmermann, möchte Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden“, kündigte er von seinem Entertainer-Sessel aus an. „Kein Witz“, sagte er auf die ersten Lacher im Publikum: „Ich bewerbe mich hiermit offiziell und öffentlich um das Amt des Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.“ - Dabei hat er nicht mal ein Parteibuch.

Auch wenn Böhmermann öfter für Wirbel sorgt, dieser Coup war zunächst nicht zu ahnen. Böhmermann plänkelte darüber, dass er sich ernsthaft Sorgen um Deutschland und ganz besonders um die Zukunft der SPD mache und zog die bisherigen Kandidatenpaare durch den Kakao. Für die Fliege von Karl Lauterbach habe er nichts übrig als Respekt und Verachtung zugleich, ulkte er. Dann kam er auf Olaf Scholz zu sprechen, der seine Meinung gewechselt hat und sich nun doch um den Vorsatz bewirbt. Bei seinem Beitrag bei Anne Will sei er eingeschlafen, sagte Böhmermann dann.

Jan Böhmermann goes SPD-Vorsitz: Willy Brandt im Traum erschienen

Und so ist es zum Unausweichlichen gekommen: Im Traum seien ihm Willy Brandt und Kevin Kühnert Hand in Hand erschienen. „Und Kühnert hat gesagt: ‚Du musst es machen, der Olaf ist ne Pfeife‘“, sagte Böhmermann. Es folgte als Einspieler eine - gestellte - Bewerbungsrede, in der er mit Schlagworten um sich wirft. Er komme aus dem sozialdemokratischen Basisland Bremen, Automobilstadt, „Grüße ans Band“, Werftstandort, Strukturwandel, er stamme aus einfachsten Verhältnissen... Die Seitenhiebe sind kaum zu überhören.

Meint er es ernst? Ironie gehört in der Sendung zum Spiel. Doch er sagt: „Ja, es ist ernst.“ und stellt eine ganze Kampagne vor. Er macht es mit der für Böhmermann üblichen Detailtreue. Es gibt eine offizielle Website zu seiner Kampagne #neustart19.de, es gibt einen Twitter-Channel.

Aber ob ihm der Aufwand nützt, wenn er es wirklich, wirklich ernst meint, ist nicht sicher. Um die Probleme auf dem Weg zum Vorsitz weiß der 38-Jährige selbst. Auf seiner Website schreibt er:

„1. Formell muss die Kandidatur für den Parteivorsitz bis Sonntag um 18 Uhr eingereicht sein.

2. Ich brauche bis dahin die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband.

3. Ich brauche bis dahin eine gültige Mitgliedschaft in der SPD.“

Neben Jan Böhmermann sorgt jetzt noch eine weitere Person für Furore bei der SPD

Jan Böhmermann braucht Mitgliedschaft, Partnerin ... und Zeit

Eine Partnerin bräuchte er auch noch. Die Zeit wird also denkbar knapp. In der Folge zeigte sich Böhmermann gegenüber seinem Studiogast Aurel Mertz etwas zurückhaltender: „Ich weiß nicht, ob es klappt. Wir haben jetzt nur noch 70 Stunden Zeit“, sagte er. 

70 Stunden und am Freitagvormittag war aus Parteikreisen zu hören, dass bis zum Vorabend noch keine Bewerbung um eine Mitgliedschaft eingegangen war. Das wäre allerdings eine Grundvoraussetzung. Das Rätselraten dauert an.

Aus der Partei gibt es unterschiedliche Reaktionen. Juso-Chef Kevin Kühnert nahm es mit Humor.  „Kluge Kampagne“, kommentierte er auf Twitter. „Es fehlen noch AWO-Tischdecke und IG Metall-Cap, dann könnten die ersten Unterbezirke weich werden. Tipp: Mehr Willy Brandt-Zitate nutzen.“

Auf Böhmermanns Hilferuf „Helft uns, fünf Unterbezirke, einen Bezirk oder eine Landesvertretung zu finden, die ihn für den SPD-Vorsitz vorschlagen!“, reagierte die Jugendorganisation der SPD mit einem lässigen Tweet: „Wenn Jan Böhmermann um Mitternacht nicht die Internationale singt, gibt's von uns keine Chance auf Unterstützung.“

Der SPD-Landesverband in Böhmermanns Heimat Bremen winkte dagegen ab: „Unterstützung aus Bremen wird es für diese Kandidatur mit Sicherheit nicht geben“, sagte SPD-Landesgeschäftsführer Roland Pahl am Freitag auf Anfrage und räumt ein, dass seine Stellungnahme humorlos sei, ebenso bezeichnete er Böhmermanns Aktion als Klaumauk. „Man sollte schon länger in der Partei sein, um sie etwas zu kennen“, sagte er.

Jan Böhmermanns SPD-Pläne ernten auch heftige Kritik

Scharfe Kritik kommt vom früheren Sprecher des Parteivorstands, Tobias Dünow. Böhmermann lebe wie jeder Künstler von der Grenzüberschreitung. „Aber die große Kunst besteht darin zu wissen, welche Grenzen man nicht überschreitet“, schrieb Dünow auf Twitter. Denn Demokratie brauche ein Mindestmaß an Würde. „All das müsste ein kluger Mensch wie Böhmermann wissen“, schrieb er weiter. In Klammern fügte er an: „P.S. Natürlich sind wir auch selbst schuld.“

Aber auch eine andere Nachricht findet sich auf Twitter: Die rührige SPDlerin Sawsan Chebli schreibt: „Mensch, Jan! Hättest Du Dich mal früher gemeldet, dann hätten wir zusammen kandidieren können. Hab nach einem Mann gesucht. Jetzt ist es vieeeeeeel zu spät!“

Die Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in der Berliner Senatskanzleih ist bereits in einen von Rechtsradikalen angezettelten Shitstorm geraten... Chebli gilt in der SPD als „Twitter-Königin“ und hält sich bei Streitthemen und wenn es darum geht, Rassisten in die Schranken zu weisen, auch mit ironischen Kommentaren nicht zurück. Das hieße, eine passende Partnerin hätte Böhmermann zumindest schon - wenn sie sich so spontan vielleicht doch noch umentscheidet.

Nun ist bekannt geworden, dass die Sendung „Neo Magazin Royale“ eingestellt wird, weil Jan Böhmermann in das Hauptprogramm des ZDF wechselt.

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