Große Zahl an Tests und App-Überwachung: Südkorea zeigt sich als Vorreiter bei der Corona-Bekämpfung

Wo in Südkorea im Kampf gegen das Coronavirus noch viel strikter vorgegangen wurde, ist die deutsche Politik zögerlich. Was macht das Land anders - und wo sind die Grenzen?
- Die Ministerpräsidenten der Länder und Angela Merkel sagen dem Coronavirus den Kampf an.
- Ihre Maßnahmen sind aber noch lange nicht so strikt wie in Südkorea.
- Dabei könnte uns das asiatische Land durchaus ein Vorbild sein.
Update 19.29 Uhr: Südkorea zeigt sich weiterhin als Vorzeige-Staat im Kampf gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2. Die Kurve der Infizierten im Land hat sich in den letzten Tagen stark verflacht und verläuft nun quasi waagrecht. Die Zahlen der Neuinfektionen schwanken zwar von Tag zu Tag, aber den Südkoreanern ist es gelungen die Verbreitung des Virus deutlich zu verlangsamen. Galt Südkorea vor gut einer Woche noch als das Land mit den zweitmeisten Infizierten, rangiert man jetzt nur noch auf Platz acht - auch hinter Deutschland.
Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist die Menge an Corona-Tests, die in Südkorea durchgeführt wurden. Somit hat das Land genauere Angaben über Faktoren wie Sterblichkeitsrate, Genesungen und Infiziertenzahlen. Bis Samstag wurden nach Informationen von welt.de über 327.000 Menschen in Südkorea getestet. Experten sind der Meinung, dass die Infiziertenzahlen in Südkorea zwischenzeitlich nur deswegen so hoch ausfielen, weil die Regierung durch die Vielzahl an Test die Dunkelziffer gering halten konnte. Somit könnte auch die Sterblichkeitsrate - die in Südkorea bei ca. 1 % liegt - nah an der tatsächlichen Sterblichkeitsrate liegen.
Als zweiter Hauptpunkt für die langsame Ausbreitung des Coronavirus in Südkorea gilt die Nutzung von Digitaltechnik in Verbindung mit geringem Datenschutz. Wer sich das Virus in Südkorea eingefangen hat, muss sich eine App herunterladen, die dann die GPS-Daten des Infizierten an die Regierung meldet. So kann genauer festgestellt werden, wo sich Infizierte aufgehalten haben. In Deutschland ist ein solches Vorgehen aus datenschutzrechtlichen Gründen mindestens bedenklich. In Südkorea zeigt es jedoch vor allem eines: Wirkung.
Sperrzonen und App-Überwachung: Südkorea als Vorbild gegen das Coronavirus?
Seoul - Die Bundes- und Landesregierungen versuchen in der Corona-Krise nun massiver gegen die stetige Ausbreitung gegenzusteuern. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstagabend gab Kanzlerin Angela Merkel die neuesten Maßnahmen bekannt. Merkel ruft dazu auf, auf nicht notwendige Veranstaltungen unter 1000 Personen zu verzichten und Sozialkontakte möglichst zu vermeiden. Ob dies allerdings ausreicht, um die Verbreitung von Corona zu verlangsamen?
Ein Land, das derzeit von vielen Seiten Lob für seine Vorgehensweise im Fall Corona erntet, ist Südkorea. Dort wurde eine strikte Strategie gefahren, die Erfolge zeigte. Diese geht weit über das richtige Händewaschen hinaus. Interessant ist es, weil Südkorea - anders als die Volksrepublik China - ebenfalls mit demokratischen Standards arbeiten muss. Nach offiziellen Fallzahlen konnte das gefährliche exponentielle Wachstum gebremst werden, was derzeit noch in Deutschland zu beobachten ist.
Coronavirus: So geht Südkorea konsequent gegen die Ausbreitung vor
Die Anzahl der Neuerkrankungen mit dem Coronavirus befindet sich in Südkorea im Rückgang, berichtet unter anderem srf.ch. Ein Grund dafür sei die von Anfang an flächendeckende Testung auf Corona gewesen. Wegen seiner früheren Erfahrungen mit den Vorläufer-Viruserkrankungen Sars und Mers hielt das Land bereits genügend Kapazität für ausreichend Tests bereit. Genau diese vielen Tests seien laut web.de, die den Experten Max Roser zitieren, der Erfolgsschlüssel im Kampf gegen Corona.
Sogenannte Drive-In-Testings wurden bereits auch für Deutschland übernommen. Statt in ein Krankenhaus oder in eine Arztpraxis zu gehen, fährt man ähnlich wie beim Schnellrestaurant McDonalds auf einen Parkplatz, auf dem man dann aus dem Auto heraus auf das Virus getestet werden kann. Ein zügiger, kostengünstiger und erfolgversprechender Vorgang.
Covid-19: Soziales Leben in Südkorea stark eingeschränkt
Ähnlich wie nun in Deutschland wurden in Südkorea bereits früh drastische Beschlüsse gefasst, die das Alltagsleben der Südkoreaner durchaus einschränkten. Neben der Einführung von Sperrzonen und stärkeren Hygiene- und Desinfektionsvorkehrungen etwa in U-Bahn-Stationen, erfolgten Schulschließungen sowie die Absage von Veranstaltungen. Das soziale Leben wurde also strikt auf Eis gelegt.
Der Beginn des nächsten Schulhalbjahres wurde verschoben. Konzerte und Festivals fanden nicht statt und auch öffentliche Institutionen wie Museen und Büchereien wurden geschlossen. Mit ihrer „Kampagne gegen soziale Distanz“ fährt das Land gut.
Coronavirus: So setzt Südkorea drastische Maßnahmen im Kampf gegen Corona ein
Eine besondere Maßnahme führte Südkorea außerdem zum Erfolg: per App kann geprüft werden, ob sich ein mit dem Coronavirus Infizierter in der Nähe befindet. Dadurch kann der Kontakt zu den Erkrankten besser gemieden werden. Ebenfalls per App wird laut Spiegel.de kontrolliert, ob Menschen, die mit Infizierten in Kontakt standen, die zweiwöchige auferlegte Selbst-Quarantäne einhalten. Aufgrund der Datenschutzbestimmungen in Deutschland werden diese beiden Maßnahmen hier allerdings wohl nicht umgesetzt werden.
Mit diesen Vorkehrungen schafft es Südkorea weitestgehend die Ausbreitung des Virus im Griff zu haben. Die Sterblichkeitsrate durch Corona konnte im Vergleich zu anderen Ländern ebenfalls gering gehalten werden.
jbr