Trump lässt General der Al-Kuds-Brigaden töten -so tickt Teherans schlagkräftige Einheit

Nach der Tötung des iranischen Generals Soleimani rücken die von ihm geführten Al-Kuds-Brigaden in den Fokus. Was hat es mit der militärische Einheit des Iran auf sich?
- Der getötete iranische General Soleimani befehligte die Al-Kuds-Brigaden.
- Die iranische Revolutionsgarde hatte große Macht in Iran und in Nachbarländern.
- Kritiker sehen sie als größtes Hindernis für einen gemäßigteren Kurs in Iran.
Ghassem Soleimani war Chef einer der gefährlichsten Spezialeinheiten der Welt - und nach seiner gezielten Tötung hat sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran gefährlich zugespitzt. Der Kommandant der Al-Kuds-Brigaden, die zu den iranischen Revolutionsgarden gehören und für Auslandseinsätze zuständig sind, war einer der einflussreichsten Männer im Iran und in der gesamten Region. Im Irak griff er sogar in die Regierungsbildung ein - was die USA scharf kritisierten. Über pro-iranische Milizen sicherten sich Soleimani und die Revolutionsgarden große Macht in Nachbarländern wie dem Irak. Auch in den vergangenen Tagen spielten sie eine gewichtige Rolle, wie Merkur.de* schreibt.
Konflikt zwischen Trump und Teheran: Wer war General Ghassem Suleimani?
2014 hatten sich überwiegend schiitische Milizen im Irak unter dem Einfluss der Revolutionsgarden unter dem Dach der pro-iranischen Hasched-al-Schaabi zusammengeschlossen, um gegen die sunnitische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu kämpfen. Sie sind inzwischen offiziell in den irakischen Sicherheitsapparat integriert. Doch viele haben ihre Eigenständigkeit bewahrt. Bei dem US-Angriff auf Soleimani in der Nacht zu Freitag wurde auch der Vize-Chef der Hasched-al-Schaabi-Milizen im Irak, Abu Mehdi al-Muhandis, getötet.
Während die Revolutionsgarden sich selbst als „Bewahrer der (iranischen) Revolution und ihrer Errungenschaften“ sehen, gelten sie Kritikern als größtes Hindernis für einen gemäßigteren Kurs des Iran. Gegründet nach der Islamischen Revolution 1979 aus informellen Milizen haben sich die Garden zu einer professionellen Parallelarmee mit eigenen Boden-, Luft- und Seestreitkräften entwickelt. Ihre Stärke wird auf 125.000 Mann geschätzt.
Iranische Revolutionsgarde Al-Kuds: wichtige Rolle beim Export der Revolution“
Nach der Revolution spielten die Garden eine wichtige Rolle beim „Export der Revolution“ und unterhielten enge Kontakte zu militanten Oppositionsgruppen in Irans Nachbarstaaten. Insbesondere standen sie Pate bei der Gründung der libanesischen Hisbollah-Miliz, die heute eine wichtige Kraft im Nahen Osten ist. Besonders die sunnitischen Monarchien am Golf sehen die Garden daher als Bedrohung ihrer Macht.
Im Jemen unterstützen ihre „Militärberater“ die Huthi-Rebellen und in Syrien kämpfen sie seit Jahren an der Seite der Truppen von Machthaber Baschar al-Assad. Mit ihren Marineeinheiten sind die Garden zudem für die Sicherheit des Persischen Golfs und der strategisch wichtigen Straße von Hormus zuständig. Dort gibt es immer wieder Zwischenfälle.
Während die USA und ihre arabischen Alliierten den Revolutionsgarden vorwerfen, die Region zu destabilisieren, sehen sie sich selbst als Bollwerk gegen den Einfluss imperialistischer Mächte und sunnitischer Extremisten wie der IS-Miliz.
Donald Trump erklärte Al-Kuds-Brigaden zur „Terrororganisation“
Wegen ihrer Rolle in der Region erklärte US-Präsident Donald Trump die Garden und die Al-Kuds-Brigaden im April vergangenen Jahres zur „Terrororganisation"“ und verhängte scharfe Sanktionen gegen die Truppe und ihre Firmen. Es war das erste Mal, dass die USA eine ausländische Militäreinheit auf ihre Terrorliste setzten. Der Iran reagierte umgehend und kündigte an, fortan sämtliche US-Truppen in der Region als "Terrorgruppen" zu betrachten.
Die Garden sind nicht nur ein mächtiger Akteur der Außenpolitik Teherans, sondern haben auch erheblichen Einfluss im Innern. Politisch unterstehen sie nicht dem Präsidenten oder dem Parlament, sondern dem geistlichen Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei. Frühere Mitglieder der Garden sind in vielen Institutionen präsent, und ihre Kommandeure haben sich wiederholt gegen den Kurs der Regierung in der Innen- und Außenpolitik gestellt.
Seit der Revolution haben die Garden zudem ein milliardenschweres Wirtschaftsimperium aufgebaut. Sie sind nicht nur im Rüstungssektor aktiv, sondern haben auch wichtige Firmen im Bau-, Elektrizitäts-, Telekommunikations- und Medienbereich. Zusammen mit den religiösen Stiftungen kontrollieren sie so einen großen Teil der Wirtschaft im Iran. Versuche von Präsident Hassan Ruhani, ihren ökonomischen Einfluss zu beschneiden, blieben erfolglos.
Die Krise zwischen den USA und dem Iran belasten die Aktienmärkte. Nachdem US-Präsident Donald Trump den iranischen Top-General Soleimani töten ließ, wächst an den Börsen weltweit die Unruhe.
Mehr zum Thema im Video: Wer war General Ghassem Suleimani?
General Suleimani war ein Stratege im Kampf gegen den IS. Der Westen wirft seinen Al-Kuds-Brigaden Terror vor. Suleimani war auch Ehemann und Vater. Trumps Entscheidung zur Tötung Suleimanis könnte in jedem Fall noch schwerwiegende Folgen haben, wie Merkur.de* analysiert.
Nach dem Tod Suleimanis heizt sich die Lage im Krisengebiet auf - nun droht Trump dem Irak mit Sanktionen.
AFP/frs
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