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Proteste in den USA: Ehepaar zielt mit Schusswaffen auf Demonstranten in St. Louis

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Von: Christian Stör

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Die Proteste gegen Rassismus in den USA spalten das Land. Präsident Donald Trump heizt mit seinen Worten und Taten die Spannungen weiter an.

Washington – Die Stimmung in den USA wird wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl im November zusehends gereizter. Die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt halten weiter an, die Gegenoffensive von Konservativen, Rechtsextremen und Ultra-Patrioten ist ebenfalls in vollem Gange. Und wer ist mittendrin dabei? US-Präsident Donald Trump*.

Donald Trump will Denkmäler schützen

Zuerst ordnete Trump am vergangenen Freitag (26.06.) eine schärfere Bestrafung für die Beschädigung von Denkmälern an. Wie er auf Twitter mitteilte, solle mit seiner „Verordnung zum Schutz von amerikanischen Monumenten, Denkmälern und Statuen“ die jüngste „kriminelle Gewalt“ in den USA bekämpft werden. Gleichzeitig forderte er „lange Haftstrafen für diese gesetzlosen Taten gegen unser großartiges Land“.

Er habe extra einen Wochenendausflug zu seinem Golfclub in Bedminster im Bundesstaat New Jersey abgesagt, um in Washington „sicherzustellen, dass Recht und Ordnung durchgesetzt werden“, erklärte Trump*. Kurz zuvor hatten Demonstranten versucht, mit Seilen eine Statue des umstrittenen früheren Präsidenten Andrew Jackson vor dem Weißen Haus umzustürzen. Jackson, der von 1829 bis 1837 regierte, war ein Sklavenhalter und ließ in großem Umfang die nordamerikanischen Ureinwohner umsiedeln, um Raum für weiße Siedler zu schaffen.

Donald Trump geht zu einem Meeting im Weißen Haus
Donald Trump kämpft mit allen Mitteln um die Präsidentschaft. © MANDEL NGAN

Donald Trump verbreitet „White Power“-Video

Am Sonntag (28.06.) nutzte Trump dann sein Lieblingsinstrument Twitter, um ein Video zu verbreiten, in dem einer seiner Anhänger einen in den USA weithin als rassistisch betrachteten Slogan von der Macht der Weißen („White Power“) in die Gegend schreit. Trump war offenbar recht angetan davon, bezeichnete seine Fans, die in dem Video zu sehen sind, als „tolle Leute“ und dankte ihnen.

Als aber selbst aus den Reihen von Trumps Republikanern Kritik kam, damit Rassismus* zu unterstützen, löschte er seinen Retweet vier Stunden später wieder. Das Weiße Haus erklärte später in einer Stellungnahme, Trump habe die fragliche Parole „nicht gehört“. Er habe nur den Enthusiasmus seiner Anhänger gesehen, sagte Trumps stellvertretender Pressesprecher Judd Deere.

Donald Trump teilt Video aus St. Louis

Kurz danach machte in den USA ein neues Video die Runde, Dies vor allem auch deshalb, weil Donald Trump es wieder auf Twitter teilte – ohne jeden Kommentar zwar, aber offenbar mit einem entsprechenden Hintergedanken. Zu sehen sind Mark und Patricia McCloskey, die beide mit Schusswaffen auf Demonstranten zielen, er mit einem Sturmgewehr, sie mit einer Pistole. 

Nun fühlte sich das Paar nach eigenen Angaben bedroht, seine Ehefrau und er hätten um ihr Leben gefürchtet, sagte Mark McCloskey im lokalen TV-Sender KMOV4. „Ich hatte Angst, dass wir innerhalb von Sekunden ermordet werden, unser Haus niedergebrannt und unsere Haustiere getötet werden. Wir standen ganz alleine einem wütenden Mob gegenüber.“

Die Demonstranten sahen das völlig anders. Sie seien weder gewalttätig noch bedrohlich gewesen, erklärten sie. Die Entscheidung, auf eine Privatstraße zu gehen, sei ein Akt des zivilen Ungehorsams, schade aber niemandem. Auch eine Anwältin aus St. Louis sprach davon, dass die wirkliche Bedrohung von den McCloskeys ausgegangen sei. „Wir müssen das Recht auf friedlichen Protest schützen, und jeder Versuch, es durch Einschüchterung oder Androhung tödlicher Gewalt abzukühlen, wird nicht toleriert.“

Namensänderungen sind Donald Trump ein Dorn im Auge

Schließlich kam Trump wieder auf die Proteste gegen Rassismus zu sprechen. Dass die Elite-Universität Princeton jetzt ihr bisher nach dem früheren US-Präsidenten Woodrow Wilson bezeichnete Institut für Politikwissenschaft umbenannt hat, war ihm ein Dorn im Auge. „Kann jemand glauben, dass Princeton gerade den Namen Woodrow Wilson gestrichen hat“, schrieb Trump auf Twitter und kam in einem Aufwasch auch noch darauf zu sprechen, dass die US-Demokraten nun auch den nach der Western-Legende benannten John-Wayne-Flughafen in Orange County (Kalifornien) umbenennen wollen. „Jetzt wollen sie den Namen John Wayne von einem Flughafen entfernen. Unglaubliche Dummheit!“

Doch natürlich gibt es gute Gründe für die Umbenennungen. Während Woodrow Wilson die Rassentrennung in den Südstaaten unterstützte und es zuließ, dass in den Ministerien in Washington schwarze und weiße Mitarbeiter getrennt wurden, ist bei John Wayne eine Aussage in einem „Playboy“-Interview von 1971 Anlass für die Debatte. Der 1979 verstorbene Hollywoodstar hatte gesagt, dass er an die Überlegenheit der Weißen glaube und Schwarze noch der Erziehung bedürften. 

Trump ist das alles egal. Er versucht zurzeit alles, um trotz schlechter Umfragen doch noch die Präsidentschaftswahl im November zu gewinnen. Ob die Stimmen von ganz rechts außen ausreichen, erscheint zurzeit aber zumindest fraglich. (Christian Stör)

Unterdessen plagt sich Donald Trump mit einem neuen Enthüllungsbuch* herum. Seine Nichte Mary will in ihrem Buch erklären, wie der US-Präsidenten wurde, was er heute ist. Ihr Urteil über ihren Onkel fällt denkbar schlecht aus.

Selbstbewusst tragen zwei Trump-Wähler in den USA ihre Hakenkreuz-Masken* zur Schau. Es kommt zur Konfrontation an einer Walmart-Kasse in der Stadt Marshall. Das Video geht viral. *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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