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Erster schwuler US-Präsident? 37-Jähriger Ex-Soldat könnte Trump herausfordern - Demokraten in Aufruhr

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Presidential Candidate Pete Buttigieg Campaigns Across Iowa
Presidential Candidate Pete Buttigieg Campaigns Across Iowa © AFP / WIN MCNAMEE

Erst das Impeachment, dann die Wahl: Die Demokraten wollen Donald Trump aus dem Weißen Haus verdrängen. Nun nimmt ihr Vorwahlkampf eine unerwartete Wendung.

Update vom 1. Februar 2020: Donald Trump entgeht wohl einer Amtsenthebung, schon am Mittwoch könnte der US-Präsident freigesprochen werden. Die Demokraten sprechen von einer „Tragödie“ und „Vertuschung“.

Los Angeles/Washington - Donald Trump hatte es 2015/16 als „Anti-Establishment“-Kandidat der Republikaner binnen weniger Monate ins Weiße Haus geschafft es. Ein wenig anders ist die Sachlage bei den Demokraten zwar schon - doch auch hier scheinen die etablierten Parteigrößen in Sorge. Ein junger Emporkömmling könnte die alten und arrivierten Kollegen im Rennen um die Präsidentschaftkandidatur gegen Trump in Schwierigkeiten bringen. Spätestens am "Super Tuesday 2020" wird es ernst.

Ein mögliches erstes Zeichen der Besorgnis unter den Partei-Granden: Pete Buttigieg ist nun zum Ziel von Attacken seiner parteiinternen Konkurrenz geworden. Bei der sechsten Fernsehdebatte der demokratischen Präsidentschaftsanwärter am späten Donnerstagabend (Ortszeit) in Los Angeles ging die linke Senatorin Elizabeth Warren Buttigieg scharf an. Sie warf ihm vor, bei Veranstaltungen hinter geschlossenen Türen Spenden von Milliardären einzusammeln. 

Buttigieg wehrte sich. Er sei der einzige Kandidat auf der Bühne, der nicht Millionär oder Milliardär sei, entgegnete er. Auch andere Parteikollegen griffen ihn an. Hintergrund ist Buttigiegs zunehmende Stärke in Umfragen.

Wer tritt gegen Trump an? Buttigieg macht Sanders, Biden und Warren Konkurrenz?

Der Bürgermeister aus South Bend im US-Staat Indiana ist mit 37 Jahren der Jüngste unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern. Die derzeit in Umfragen Führenden - Ex-US-Vizepräsident Joe Biden sowie die Senatoren Bernie Sanders und Warren - haben alle ihren 70. Geburtstag bereits hinter sich.

Zu Jahresbeginn war Buttigieg in den USA noch weitgehend unbekannt, doch der Demokrat zog mit seiner Wahlkampagne nach und nach viel Aufmerksamkeit auf sich und fuhr zwischendurch immer wieder erstaunliche Umfragewerte ein. Im Schnitt aller Umfragen liegt Buttigieg derzeit zwar mit klarem Abstand hinter der Führungsriege - Biden, Sanders, Warren - auf Platz vier. 

Im Bundesstaat Iowa, in dem Anfang Februar die Vorwahlen der Demokraten beginnen, hatte Buttigieg vor wenigen Wochen in Umfragen aber die Führung übernommen. Auch beim Spendensammeln mischt er vorne mit.

US-Wahlen in 2020: Demokratische Platzhirsche attackieren Youngster Buttigieg

Warren warf Buttigieg vor, er habe kürzlich eine schicke Spendensammel-Veranstaltung hinter verschlossenen Türen abgehalten, bei der Wein für mehrere hundert Dollar pro Flasche ausgeschenkt worden sei. „Es sollten nicht Milliardäre in Weinkellern den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten auswählen“, mahnte sie. Buttigieg warf Warren vor, in ihrer politischen Karriere habe auch sie Geld von Großspendern angenommen.

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Pete Buttigieg in der Vorwahl-Debatte der Demokraten neben Elizabeth Warren. © AFP / FREDERIC J. BROWN

Sanders verwies ebenfalls auf die Zuwendungen von Milliardären für Buttigiegs Kampagne, allerdings weniger offensiv als Warren. Sanders und Warren rühmen sich beide damit, ihre Wahlkampfbudgets vor allem auf kleine Spenden zu gründen - davon aber in großer Zahl.

Pete Buttigieg will Trump herausfordern - schlagfertige Konter auf Konkurrenz

Auch die Senatorin Amy Klobuchar knöpfte sich Buttigieg vor, stellte dessen bisherige politische Bilanz in Frage und beschuldigte ihn, die Erfahrung älterer Mitstreiter nicht ausreichend zu respektieren. Buttigieg wehrte sich auch hier schlagfertig und hielt dagegen, man solle mal versuchen, „als schwuler Typ“ in einem Indiana unter dem damaligen Gouverneur, dem heutigen US-Vizepräsidenten Mike Pence, als Bürgermeister wiedergewählt zu werden. Pence ist erzkonservativ.

Buttigieg hat einen Vorzeige-Lebenslauf, studierte an renommierten Universitäten, war als Soldat in Afghanistan im Einsatz, spricht diverse Sprachen. Doch er hat - seinem Alter entsprechend - weit weniger politische Erfahrung als seine Mitstreiter. Würde er gewählt, wäre er der jüngste Präsident in der US-Geschichte - und im Übrigen auch der erste bekennende schwule Regierungschef des Landes.

Donald Trump: Schwere Vorwürfe in Demokraten-Debatte

Die Debatte hatte zunächst vergleichsweise friedlich begonnen - unter anderem mit einem einmütigen Konter gegen US-Präsident Donald Trump. Nach dem historischen Impeachment-Votum im US-Repräsentantenhaus forderten mehrere Demokraten auf der Fernsehbühne einhellig eine Amtsenthebung Trumps am Ende des anstehenden Verfahrens. Sie beklagten, Trump sei höchst korrupt und moralisch untauglich für das Amt.

Für die Debatte in Los Angeles hatten sich nur sieben Demokraten qualifiziert. Aus dem Bewerberfeld von insgesamt fast 30 Demokraten sind nach und nach diverse Anwärter ausgestiegen. Noch immer bemühen sich aber mehr als ein Dutzend Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei, um Trump 2020 herauszufordern.

Demokrat Bernie Sanders liegt Vorwahl-Umfragen zufolge vorne. Für viele Demokraten ist das ein Schock. Joe Biden bringt derweil eine Ex-First-Lady ins Spiel. 

Erstmals seit September werden Klimaaktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump wieder am gleichen Ort sein. Die beiden treffen auf dem 2020 World Economic Forum (WEF) in Davos aufeinander.

Donald Trump selbst war zuletzt nach Einschätzung einiger Beobachter ebenfalls schwer beunruhigt - ein Indiz sahen sie in seinem Twitter-Verhalten.

dpa/fn

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