Erdbeben in der Türkei: Kritik an Erdogan - Berichte über Gewalt
Die Kritik an der Erdogan-Regierung nach dem Erdbeben in der Türkei hält an. Ein Politiker der Opposition wird zum Volkshelden. Der News-Ticker.
- Zweifel an Opferzahlen: Opposition äußert Kritik an Prognosen der Regierung von Recep Tayyip Erdogan
- Debatte um Termin: Türkei-Wahl könnte aufgrund des Erdbebens
- Weitere Verhaftungen: Einige Bauunternehmer wurden in der Türkei festgenommen
+++ 14.30 Uhr: In einem Interview mit Fr.de von IPPEN.Media spricht die Anwältin und Frauenrechtlerin Asli Pasinli über die Lage in der Türkei nach dem Erdbeben. „Die Verzweiflung geht so weit, dass die Menschen sogar ihre eigenen Kinder verlassen“, so Pasinli. Vor allem in den Zeltstädten soll es zu immer mehr Gewaltausbrüchen kommen.
+++ 13.40 Uhr: Anders als die Regierung von Recep Tayyip Erdogan hat es offenbar ein Politiker der Opposition gemacht. Der Bürgermeister der Stadt Erzin wird inmitten des Erdbebens zum Volkshelden in der Türkei. Ökkeş Elmasoğlu ist Mitglied der CHP und hatte in seiner Stadt keine Baugenehmigungen für unsichere Gebäude erteilt. Das Ergebnis: In Erzin stürzten deutlich weniger Gebäude ein als im Rest der betroffenen Gebiete.

Erdbeben in der Türkei: Todeszahlen steigen, Kritik wird lauter
+++ 11.30 Uhr: Die Todeszahlen nach dem Erdbeben in der Türkei klettern weiter nach oben. Laut Angaben von CNN sollen bereits mehr als 41.000 Menschen bei der Katastrophe gestorben sein.
Update vom 15. Februar, 10.08 Uhr: Immer lauter wird nach dem Erdbeben in der Türkei die Kritik an der Regierung Erdogans. Dabei geht es vor allem um die zahlreichen baulichen Mängel an Gebäuden in der Krisenregion. Ein Video, das auf Twitter die Runde macht, zeigt Gebäude aus der Region, deren Wände nicht viel dicker als eine Handbreit sind und bei denen zwischen den einzelnen Mauersteinen große Lücken klaffen.
+++ 19.43 Uhr: Gut eine Woche nach der Erdbeben-Katastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 40.000 gestiegen. Alleine in der Türkei liege die Zahl bei 35.418, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Es werden noch Tausende weitere Opfer befürchtet.
WHO-Regionaldirektor Hans Kluge bezeichnete das Beben unterdessen als schlimmste Naturkatastrophe in der Region seit einem Jahrhundert. Rund 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien bräuchten humanitäre Unterstützung, sagte er auf einer Online-Pressekonferenz. Der Bedarf an Hilfe sei riesig und wachse mit jeder Stunde.
Erdbeben in der Türkei: UN will Menschen „Sinn für Zukunft“ geben
+++ 16.30 Uhr: Die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD hat die aktuellen Zahlen zum Erdbeben bekannt gegeben. Seit der Katastrophe am 6. Februar hat es 3170 Nachbeben gegeben. Zudem sei die Zahl der beim Erdbeben Getöteten heute auf 31.974 angestiegen. An den Opferzahlen gibt es jedoch Zweifel aus der Opposition. In einem Gespräch mit Fr.de hatte der Abgeordnete Servet Ünsal (CHP) gesagt, dass bis zu 280.000 Menschen bei dem verheerenden Erdbeben gestorben sein könnten.
Update vom 14. Februar, 10 Uhr: Die Türkei-Wahl am 14 Mai. könnte wegen des Erdbebens um ein Jahr verschoben werden. Eine entsprechende Forderungen hatte zuletzt Bülent Arinc, Mitbegründer der AKP, auf Twitter aufgeworfen. „Weder im Mai, noch im Juni kann es Wahlen geben, darf es geben“, schreibt die AKP-Größe. Die Opposition lehnt das ab. „Da es keinen Krieg gibt, können die Wahlen nicht verschoben werden“, sagte Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (CHP).
Erdbeben in der Türkei und Syrien: UN beendet Rettungs- und Bergungseinsätze
+++ 20.45 Uhr: Die Rettungs- und Bergungseinsätze in der Türkei und in Syrien werden eine Woche nach den verheerenden Erdbeben in den Krisengebieten allmählich beendet. Das sagte der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths der Deutschen Presse-Agentur. Wurden die Arbeiten zuletzt dahingehend konzentriert, nach Lebenden in den Trümmern zu suchen, beginne nun die humanitäre Phase, bei der Betroffene versorgt würden.
Verheerende Erdbeben in der Türkei: Opposition hegt Zweifel an den offiziellen Zahlen der Behörden
+++ 18.15 Uhr: Über das Ausmaß der Zerstörung durch das Erdbeben mehren sich Zweifel. Besonders bei der Opposition glaubt man immer weniger den Angaben der Regierung von Präsident Erdogan. So liegt die Zahl der durch das Erdbeben in der Türkei Getöteten nach offiziellen Angaben zufolge bei 31.648. Der CHP-Abgeordnete Servet Ünsal (CHP) sagt im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA, dass die Zahl der Toten bei mindestens 280.000 liegt.
+++ 16.30 Uhr: Einem Bericht von Euronews Türkce zufolge könnten mit der seit 1999 in der Türkei eingeführten sogenannten „Erdbebensteuer“ 1,3 Millionen Wohnungen mit einer Größe von 96 qm gebaut werden. Fr.de hatte zu der Zweckentfremdung der Erdbebensteuer exklusiv berichtet und herausgefunden, dass rund 37 Milliarden US-Dollar so eingenommen wurden, die dann aber nicht für Erdbebensicherheit, sondern für andere Zwecke ausgegeben wurden.
+++ 16 Uhr: Durch den sogenannten „Baufrieden“ wurden in den vergangenen Jahren Hunderttausende fehlerhafte Gebäude nachträglich genehmigt. Opposition und Experten kritisieren, dass dadurch viele Menschen durch das Erdbeben unnötig gestorben seien und fordern nicht nur Konsequenzen für Bauherren und Aufsichtsbehörden, sondern auch für Präsident Recep Tayyip Erdogan. Im Wahlkampf 2019 hatte er selbst gesagt, durch den Baufrieden Probleme hunderttausender Menschen gelöst zu haben.
Erdbeben in der Türkei: Erdogan geht weiter gegen Beiträge in sozialen Medien vor
Update vom 13. Februar, 12.40 Uhr: Die Zahl der Toten bei dem massiven Erdbeben in der Türkei ist auf 31.643 gestiegen. Tausende Menschen werden noch unter den Trümmern vermutet. Die Rettungsarbeiten dauern an. Auch nach rund 180 Stunden werden immer noch einzelne Personen lebend geborgen. Die Hoffnung, weitere Überlebende zu finden, sinkt.
Erdbeben in der Türkei: Ankara begründet Luftangriffe auf kurdische Gebiete in Syrien
Erstmeldung vom 13. Februar: Kahramanmaras – Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien bombardiert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kurdisch kontrollierte Gebiete in Syrien. Dies bestätigte nun auch der türkische Botschafter Ahmet Basar Sen in einem Interview mit der FR. Es handle sich dabei um eine Antwort auf die von der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ausgeübten Anschläge auf die Türkei.
„Die syrischen Ableger der Terrororganisation PKK, nämlich die PYD/YPG, hat einen niederträchtigen Angriff mit Raketenwerfern von Tel Rifaat aus auf den Zuständigkeitsbereich unseres Öncüpınar-Grenzpostens durchgeführt“, so Sen. Unsere Antwort hierauf zielte darauf ab, die Sicherheit der Grenzregion zu gewährleisten.“ Die PKK und ihre Ableger versuche, die Öffentlichkeit mit Desinformationen zu täuschen, behauptet der Botschafter und verteidigt das Vorgehen der türkischen Regierung.
Derweil steigt die Zahl der Todesopfer eine Woche nach den verheerenden Erdstößen immer weiter: 35.000 Menschen sind nach derzeitigem Stand ums Leben gekommen. Es werden nur noch wenige Überlebende gerettet. Laut den Vereinten Nationen könnte die Zahl der Todesopfer noch auf etwa 50.000 steigen. Gegenüber dem Sender Sky News sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths, die Opferzahl könnte sich „verdoppeln oder mehr“. Schätzungen seien aber schwierig. (tt)