Große Koalition will besonders schutzbedürftige Flüchtlingskinder von griechischen Inseln aufnehmen

Die Große Koalition erklärte sich dazu bereit, besonders schutzbedürftige Flüchtlingskinder aufzunehmen. Betroffen sind rund 1000 bis 1500 Minderjährige.
- Rund 1000 bis 1500 besonders schutzbedürftige Flüchtlingskinder will die große Koalition von griechischen Inseln nach Deutschland holen.
- Dazu erklärte sich die Bundesregierung nach einer siebenstündigen Sitzung in der Nacht zum Montag bereit.
- Alle aktuellen Entwicklungen zum Umgang der Bundesregierung mit der Flüchtlingskrise lesen Sie auch in unserem News-Ticker.
Berlin - Besonders schutzbedürftige Kinder aus den überfüllten griechischen Flüchtlingslagern will die große Koalition künftig in Deutschland aufnehmen. Im Rahmen einer europäischen Lösung soll die Unterbringung dieser Minderjährigen in der Bundesrepublik erfolgen. Das teilten Union und SPD in der Nacht zum Montag nach Beratungen im Berliner Kanzleramt mit.
GroKo reagiert mit Beschluss auf Zuspitzung der Flüchtlingskrise in Griechenland
Die große Koalition reagiert mit diesem Beschluss auf die jüngste Zuspitzung der Flüchtlingskrise in Griechenland. Seit der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach Eskalationen des militärischen Konflikts in der nordsyrischen Provinz Idlib Ende Februar die Grenzen für in die EU strebende Flüchtlinge geöffnet hat, nahm der Migrantenandrang in Richtung Griechenland stark zu. Die EU fürchtet deshalb eine erneute Flüchtlingskrise wie zuletzt 2015*.
Nun gab die Koalition bekannt, sie wolle bei einer Lösung für rund 1000 bis 1500 Flüchtlingskinder, die sich in „schwieriger humanitärer Lage“ befinden, helfen. Laut einer Erklärung der Regierungspartner handelt es sich dabei um Minderjährige in den Lagern auf den Ägäis-Inseln, die entweder unbegleitet und jünger als 14 Jahre alt oder wegen einer schweren Erkrankung dringend behandlungsbedürftig sind. Die meisten von ihnen seien Mädchen.
Aufnahme von Flüchtlingskindern aus Griechenland durch „Koalition der Willigen“
Wie die Spitzen von CDU, CSU und SPD außerdem erklärten, werde „in diesen Tagen“ auf europäischer Ebene über eine Lösung verhandelt, um in einer „Koalition der Willigen“ die Übernahmen dieser Kinder zu organisieren. In diesem Rahmen stehe Deutschland bereit, „einen angemessenen Anteil zu übernehmen“. Weiter sicherte der Koalitionsausschuss Griechenland seine „Unterstützung und Solidarität“ beim Schutz der EU-Außengrenze zu - ebenso wie bei der Unterbringung und Versorgung der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge. Seit der Grenzöffnung durch die Türkei versuchten tausende Menschen nach Griechenland zu gelangen. Daraufhin gingen die griechischen Sicherheitskräfte unter anderem mit Tränengas gegen die Flüchtlinge vor.
Doch katastrophale humanitäre Bedingungen in Flüchtlingslagern* sind nicht erst seit Ende Februar ein Problem. Flüchtlingshelfer beklagen schon seit mehreren Monaten unmenschliche Bedingungen in den Lagern auf den griechischen Inseln. Zuletzt kamen auf Lesbos und vier anderen Ägäis-Inseln nach griechischen Angaben weit mehr als 1700 Menschen an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will nun den griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis in Berlin treffen. Die Flüchtlingskrise dürfte das Hauptthema bei dem Treffen werden. Auch für Deutschland werden die aktuellen Entwicklungen in Syrien, der Türkei und Griechenland folgenreich sein*.
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AFP,cia
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