Frankreich will islamischen Gesichtsschleier verbannen

Paris - Muslimische Frauen in Frankreich sollen nach dem Willen des Parlaments künftig von allen öffentlichen Dienstleistungen ausgeschlossen werden, wenn sie einen Ganzkörperschleier tragen.
Frauen in Ganzkörperschleiern sollen demnach auch nicht mehr Bus und Bahn fahren dürfen. Eine parteiübergreifende Parlamentskommission empfahl am Dienstag nach sechsmonatiger Arbeit ein vollständiges Verschleierungsverbot in öffentlichen Einrichtungen. Auch der Zutritt zu Schulen, Krankenhäusern und Behörden wäre Burka- und Nikab-Trägerinnen damit untersagt.
“Wir wollen islamistischen Fundamentalismus bekämpfen. Und die Burka ist eine Erscheinungsform dieses Fundamentalismus“, begründete Berichterstatter Éric Raoult die Vorschläge. Sie sollen so schnell wie möglich umgesetzt werden.
In Frankreich wird seit Monaten über ein mögliches Verbot von Schleiern gestritten, die nur schmale Sehschlitze für die Augen offen lassen (Nikab) oder diese sogar noch mit einem Gitterschleier verdecken (Burka). Präsident Nicolas Sarkozy hatte die Vollverschleierung zuvor als Zeichen der Unterdrückung bezeichnet und die Burka in Frankreich für “unerwünscht“ erklärt. “Das Tragen von Ganzkörperschleiern verstößt gegen die republikanischen Werte“, sagte der Präsident der Nationalversammlung, Bernard Accoyer, am Dienstag.
Gleichzeitig sorgte ein Überfall auf eine Moschee bei Paris für Entsetzen. Dutzende Männer stürmten am Montagabend in das Gebäude und bedrohten den dort predigenden Imam. Er hatte die Burka kurz zuvor in einem Interview als “Gefängnis für Frauen“ bezeichnet.
Auch in anderen europäischen Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden wird über den Umgang mit komplett verhüllten Frauen diskutiert. Nach der Veröffentlichung eines monatelang unter Verschluss gehaltenen “Burka-Rapports“ wollen in Dänemark zwei Parteien aus dem Regierungslager neu für ein Verbot von Ganzkörperschleiern werben oder ihren Gebrauch wenigstens “so schwer wie möglich machen“. In den Niederlanden schlug der Amsterdamer Bürgermeisters Job Cohen jüngst vor, verschleierten Frauen den Anspruch auf Arbeitslosenhilfe zu streichen.
dpa