17.30 Uhr: Inmitten der Regierungskrise in Italien hat US-Präsident Donald Trump für den amtierenden Ministerpräsidenten Giuseppe Conte als Regierungschef geworben. Der überaus respektierte Conte habe Italien beim G7-Gipfel in Frankreich sehr gekonnt vertreten und arbeite gut mit den USA zusammen, schrieb Trump am Dienstag auf Twitter. „Ein sehr talentierter Mann, der hoffentlich Ministerpräsident bleibt.“ Es sehe inzwischen gut für Conte aus, erklärte Trump in Bezug auf die gegenwärtigen Machtkämpfe in Rom.
Update vom 27. August 2019, 16.26 Uhr: Nach dem Ultimatum der Fünf-Sterne-Bewegung auf der Suche nach einer neuen Regierung in Italien kommen die Sozialdemokraten (PD) zu einer Krisensitzung zusammen. Die PD-Führung treffe sich um 16 Uhr, um über das weitere Vorgehen zu beraten, teilte die Partei am Dienstag mit. Die Fünf Sterne hatten gedroht, die Verhandlungen über eine mögliche Allianz platzen zu lassen, sollten die Sozialdemokraten nicht Giuseppe Conte als Regierungschef zustimmen.
Update vom 26. August 2019: Die Suche nach einer Regierung in Italien geht mit erneuten Beratungen beim Staatspräsidenten in die entscheidende Phase. Sergio Mattarella empfängt von Dienstag (16 Uhr) an in Rom alle parlamentarischen Gruppen, um die Möglichkeiten für eine alternative Regierung aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten (PD) auszuloten. Die Allianz zwischen Sternen und rechter Lega von Innenminister Matteo Salvini war in der vergangenen Woche endgültig zerbrochen. Die Beratungen beim Präsidenten gehen bis Mittwochabend.
Als Alternative zu einer Neuwahl gilt ein Bündnis aus PD und Sternen. Die beiden eigentlich zerstrittenen Parteien hatten in den vergangenen Tagen Verhandlungen geführt. Streitpunkt war vor allem die Frage nach dem künftigen Regierungschef.
Salvini hatte - angesichts der Aussicht, nun in der Opposition zu landen - ein erneutes Zusammengehen mit den Sternen nicht ausgeschlossen. Dies gilt jedoch als unwahrscheinlich. Sollten PD und Sterne nicht zu einer Einigung kommen, deutet alles auf eine Neuwahl hin.
20.19 Uhr: Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella gibt den Parteien in der Regierungskrise des Landes mehr Zeit für Verhandlungen. Am Dienstag werde eine neue Runde der Konsultationen starten, sagte Mattarella am Donnerstag nach dem Ende erster Gespräche mit den Parteien. Aus Mattarellas Erklärung ging hervor, dass es von Seiten der Parteien Verhandlungsbereitschaft gibt, eine neue Regierung zu finden. Derzeit zeichnen sich Verhandlungen zwischen der bisher regierenden Fünf-Sterne-Bewegung und den oppositionellen Sozialdemokraten ab.
Update vom 22. August 2019, 15.05 Uhr: In der Regierungskrise in Italien machen die Sozialdemokraten (PD) Druck auf die populistische Fünf-Sterne-Bewegung. Man wolle keine Allianz „um jeden Preis“, sagte PD-Chef Nicola Zingaretti am Donnerstag nach Beratungen beim Staatspräsidenten.
Bei der schwierigen Suche nach einer Lösung der Krise ist die PD das Zünglein an der Waage: Eine Neuwahl kann eigentlich nur verhindert werden, wenn sich der Oppositionsführer mit der bisher regierenden Fünf-Sterne-Bewegung zusammentut. „Was wir brauchen, ist eine Regierung der Umkehr als Alternative zur Rechten, mit einem neuen Programm“, forderte Zingaretti. Dazu gehört auch ein Wandel des rigorosen Anti-Migrations-Kurses.
Aus den Reihen der Fünf Sterne kam Kritik an den Äußerungen Zingarettis. Man könne sich nicht die Agenda von der zweitgrößten Partei diktieren lassen, sagte Manlio Di Stefano dem Fernsehsender SkyTG24. Die Fünf Sterne haben nach ihrem Wahlerfolg 2018 die meisten Sitze im Parlament.
Umfragen zufolge könnte Lega-Chef Matteo Salvini im Fall einer Neuwahl in einer Koalition mit Silvio Berlusconis Forza Italia und der neofaschistischen Kleinpartei Fratelli d'Italia an die Macht kommen und selbst Regierungschef werden.
16.06 Uhr: Die italienischen Sozialdemokraten (PD) haben Bedingungen für eine mögliche Koalition mit der Fünf-Sterne-Bewegung gestellt - darunter eine radikale Kehrtwende in der Einwanderungspolitik. "Heute haben wir einen großen Schritt gemacht, denn die gesamte PD hat sich hinter diese Entscheidung gestellt", sagte der Vorsitzende Nicola Zingaretti nach Beratungen des Parteivorstands am Mittwoch.
Laut Medienberichten zählen zu den fünf Bedingungen die loyale Zugehörigkeit zur Europäischen Union, das Bekenntnis zur repräsentativen Demokratie und der Bedeutung des Parlaments, Entwicklungen zugunsten des Umweltschutzes, ein Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik, bei der Europa eine wichtige Rolle spielen soll, sowie eine Verlagerung der Wirtschafts- und Sozialpolitik hin zu mehr Umverteilung und Investitionen.
Gespräche über eine mögliche Koalition mit der Fünf-Sterne-Bewegung müssten transparent und nicht im Hinterzimmer geführt werden, betonte Zingaretti. Seine Partei wolle sich mit der Fünf-Sterne-Bewegung auf ein "realisierbares Programm" verständigen, "das eine große Mehrheit der Parlamentarier befürwortet". Andernfalls werde Italien auf vorgezogene Wahlen zusteuern.
Medienberichten zufolge hat Staatschef Sergio Mattarella den Sozialdemokraten und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung bis Anfang kommender Woche Zeit gegeben, um eine Koalitionsvereinbarung auszuarbeiten. Die Idee für ein Bündnis mit der ehemals verfeindeten Fünf-Sterne-Bewegung hatte zuerst der PD-Politiker und frühere Ministerpräsident Matteo Renzi aufgebracht.
Der PD-Abgeordnete Graziano Delrio zeigte sich nach der Tagung des Parteivorstands zufrieden mit der Einigkeit seiner Partei: Die Mitglieder hätten volles Vertrauen in Zingaretti gezeigt. "Es ist klar, dass das Land eine starke und seriöse Regierung braucht", sagte er. "Innerhalb weniger Tage hat sich das Szenario grundlegend geändert", sagte die ehemalige Ministerin und Renzi-Verbündete Maria Elena Boschi: "Noch vor einer Woche sah Salvini unbesiegbar aus. Heute ist er aus dem Spiel ausgeschiedenen."
Update vom 21. August, 6.44 Uhr: Nach dem Ende der populistischen Regierungskoalition in Italien muss nun Staatspräsident Sergio Mattarella einen Ausweg aus der Krise finden. Ministerpräsident Giuseppe Conte hat am Dienstag seinen Rücktritt eingereicht. Beim Staatsoberhaupt beginnen am Mittwoch (16 Uhr) zweitägige Konsultationen.
Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega dringt auf eine schnelle Neuwahl schon im Oktober. Er hatte die Koalition mit der Fünf-Sterne-Bewegung vor zwei Wochen platzen lassen und erhofft sich, selbst Premier zu werden.
Doch das Chaos in Rom wird voraussichtlich nicht so schnell beigelegt. Zunächst ist Mattarella am Zug. Er wird in den kommenden zwei Tagen prüfen, ob es noch eine alternative Mehrheit zur Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung im Parlament gibt, die eine Regierung stützen könnte. Die Konsultationen mit allen parlamentarischen Gruppen beginnen am Mittwochnachmittag und enden am Donnerstagabend.
Gibt es keine Einigung, könnte Mattarella die Parlamentskammern auflösen. 60 Tage später könnte eine Neuwahl stattfinden - so viel Zeit ist nötig, um sie zu organisieren.
Rom - Italiens Ministerpräsident kündigte während der Senats-Debatte am Dienstag seinen sofortigen Rücktritt an. Direkt nach Ende der Sitzung wolle er ihn bei Staatspräsident Sergio Mattarella einreichen.
Damit erklärt der Regierungschef auch die Regierung für beendet! Das Bündnis aus rechter Lega und der als populistisch eingestuften Fünf-Sterne-Bewegung schlittert ins Aus.
Am Dienstagabend erklärte das Büro von Staatspräsident Sergio Mattarella, dass Conte seinen Rücktritt offiziell eingereicht habe.
Italien: Giuseppe Conte erklärt Regierung für beendet - „Krise gefährdet die Arbeit“
„Die derzeitige Krise gefährdet unweigerlich die Arbeit der Regierung, welche hier endet“, zitiert die Deutsche Agentur den parteilosen Ministerpräsidenten.
Der rechtspopulistische Innenminister Matteo Salvini hatte das Regierungsbündnis vor fast zwei Wochen in die Krise gestürzt. Salvini fordert eine schnelle Neuwahl, auch wenn er zuletzt wieder Schritte auf den verprellten Koalitionspartner zugemacht hat. In Umfragen ist die Lega dank Salvinis hartem Anti-Einwanderungs-Kurs mit Abstand stärkste Partei.
Conte erhob schwere Vorwürfe gegen Salvini. Dessen Entscheidung, die Koalition aus rechter Lega und Fünf-Sterne-Bewegung aufzukündigen, sei objektiv betrachtet „schwerwiegend“ für das Land und lediglich auf persönliche Interessen zurückzuführen. Conte warf Salvini auch „politischen Opportunismus“ vor. Die Krise sei schädlich für das Land.
Die Lega und die Sterne-Bewegung stellen seit Juni 2018 eine in Europa beispiellose Populisten-Allianz. In den vergangenen Monaten vertieften sich die Gräben zwischen den ungleichen Parteien aber immer weiter. Während die Lega in Umfragen Höhenflüge erlebt, sind die Sterne stark abgestürzt. Bei einer Neuwahl droht der Protestbewegung eine Niederlage.
Die Sterne und die oppositionellen Sozialdemokraten des Partito Democratico (PD) könnten Salvinis Plan für eine schnelle Neuwahl allerdings noch durchkreuzen. Sie loten derzeit eine Möglichkeit aus, Salvinis Lega gemeinsam auszubooten. Wie so ein Pakt aussehen könnte, ist zurzeit allerdings auch noch offen. Beide Parteien waren sich bisher spinnefeind.
Sobald Conte seinen Rücktritt beim Staatsoberhaupt eingereicht hat, ist dieser am Zug. Er muss über die weiteren Schritte entscheiden. Erwartet wird, dass er zunächst sondieren lässt, ob es im Parlament eine Mehrheit für eine neue Regierung gibt. Sollte dies nicht der Fall sein, könnte er die Parlamentskammern auflösen und würde damit den Weg zu einer Neuwahl ebnen.
Die Zeit drängt bei der Suche nach einem Ausweg aus der Krise. Bis Ende des Jahres muss das Haushaltsgesetz für 2020 verabschiedet werden. Italien ist hoch verschuldet und liegt daher seit langem mit der EU-Kommission im Streit. Dies löste auch immer wieder - gepaart mit politischer Unsicherheit - Turbulenzen an den Finanzmärkten aus.
dpa