Aiwanger: Im Gegenteil! Die Politik, München aufzublasen, hat sich als Fehler erwiesen. Mittlerweile ersticken die Städte am eigenen Erfolg, am eigenen Wachstum. Es nützt nichts, noch mal massiv in München zu investieren. Wir müssen das Land stärken, damit Firmen wieder verstärkt rausziehen, damit nicht so viele Neubürger reinkommen. Nur so können wir die Lebensqualität verbessern.
Im Wahlkampf hat Söder ein milliardenschweres München-Konzept vorgelegt. Das wollen Sie also stoppen?
Aiwanger: Das muss man im Detail anschauen, was er hier alles versprochen hat. Wir sagen durchaus, dass wir gezielte Ertüchtigungen des Verkehrs brauchen, der Außenäste bei den S- und U-Bahnen. Bei der zweiten Stammstrecke wollen wir sehen: Bleibt das Ding finanzierbar oder werden hier nur Milliarden vergraben? Lieber gezielte Wohnungsbau-Programme als wenn Söder mit seinem Bavaria-One-Programm ein paar tausend neue Studienplätze reinklatscht und so die Wohnungsnot weiter verschlimmert.
Welche Ministerien werden Sie beanspruchen?
Aiwanger: Das steht erst am Ende von Koalitionsgesprächen. Wir haben ein Drittel der CSU-Stimmen, daraus ergibt sich die Zahl der Ministerien. Das können drei große Ministerien mit Staatssekretären sein oder fünf kleine. Wir haben jedenfalls mehr geeignetes Personal als entsprechende Posten.
Sie haben Markus Söder im Wahlkampf als „größenwahnsinnig“ bezeichnet. Wird das die Koalitionsverhandlungen belasten?
Aiwanger: Nein, da sind wir alle Profis genug. Ich stehe weiter dazu, dass Söder Dinge auf den Weg gebracht hat, über die man nur den Kopf schütteln kann. Ich denke nur an sein Weltraumprogramm Bavaria One. Er hat auch wenig Schmeichelhaftes über mich gesagt. Aber das ist Schnee von gestern.
In den Medien werden Sie als „pudelzahme Ersatz-CSU“ bezeichnet. Wird mit Ihnen in Bayern alles so weitergehen wie bisher?
Aiwanger: Laut bayerischer Verfassung müssen wir in vier Wochen eine Regierung hinbekommen, wir könnnen uns wochenlangen Zoff wie in Berlin gar nicht erlauben. Mit Pragmatismus und einem vernünftig-kollegialen Stil können wir mehr bewegen, als wenn wir wie in Berlin jeden Tag am Rande des Koalitionsbruchs stehen.
Die FDP klagte ja nach der ersten CSU-Koalition, sie sei von wichtigen Informationen abgeschnitten worden.
Aiwanger: Wir sind faire Verhandlungspartner. Wenn wir aber den Eindruck haben, dass die uns an die Wand fahren wollen, dass die uns verarschen wollen, auf gut Deutsch g’sagt, dann werden wir aussteigen. Dann gibt‘s halt Neuwahlen.
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