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Chinese schreit Lindner 30 Minuten lang an - FDP-Chef reagiert verständnislos

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Von: Maximilian Kettenbach, Franziska Schwarz

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Sondersitzung des Bundestags im Paul-Löbe-Haus: Christian Lindner.
Sondersitzung des Bundestags im Paul-Löbe-Haus: Christian Lindner. © dpa / Wolfgang Kumm

FDP-Chef Lindner ist mit einer Delegation nach Hongkong gereist – das Verhalten der kommunistischen Politiker soll frostig gewesen ein.

Update vom 25. Juli 2019: Christian Lindner hat sich zu einem Vorfall in China geäußert, bei dem er und seine FDP-Delegation von einem chinesischen Parteifunktionär angeschrien wurden. „Wir haben zurückgekanzelt. Wenn auf Höflichkeitsnormen kein Wert mehr gelegt wird, können wir auch Klartext. Dementsprechend gab es einen offenen Austausch“, sagte der FDP-Chef in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Ihr Gesprächspartner habe auf seine Position hingewiesen und sie auf ihre. „Dem wird nicht gefallen haben, was wir gesagt haben.“ Sie haben darauf hingewiesen, dass es in Deutschland auch Proteste gebe. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung aber Sympathie mit dem Anliegen habe, würde sich auch die Politik in Deutschland ändern. „Das wäre auch mal eine Empfehlung für ganz andere Entscheidungsträger auf der Welt“, sagte Lindner. Kurz danach musste das Gespräch mit dem Funktionär beendet werden. 

Eklat in China: KP-Funktionär brüllt Lindner 30 Minuten lang an

Update vom 24. Juli 2019: Die Twitter-Gemeinde scheint sich einig zu sein: Die Frage im „Sommerinterview“ (ARD) an FDP-Chef Christian Lindner ging zu weit. „Ich finde es unsäglich, dass Frau Hassel Herrn #Lindner fragt: "Lieber gleichaltrige Freundin oder lieber Vermögenssteuer?". Man stelle sich vor, die Frage wäre von einem männlichen Moderator an eine Frau gestellt worden. (Ausrede "Zuschauerfrage" zählt nicht) #Sommerinterview”, twittert @BastianBrauns. “Ein Semester Medienethik hat bei mir ausgereicht, um zu wissen, dass so eine Frage absolut unangemessen ist. Was sagen @ARD_Presse und @TinaHassel dazu?”, sekundiert @ManuTwinkerbell.

Konstantin Kuhle, der innenpolitische Sprecher der FDP, bemerkte auf Twitter spitzfindig: „Wenn ein Mann eine solche Frage an Annalena Baerbock oder Katrin Göring-Eckart gerichtet hätte, stünde die gesamte Republik zu Recht Kopf, weil sie Ausdruck absoluter Unverschämtheit ist.”

Lindner (FDP) in China: Eskalation wegen Protesten in Hongkong

Die ARD verteidigte ihre Mitarbeiterin Tina Hassel und die Zuschauerbeteiligungs-Rubrik #fragselbst. Deren Ziel sei “möglichst viele authentische Fragen von Usern zu beantworten, die können politisch und privat sein. Zukünftig wollen wir noch sensibler mit User-Fragen umgehen”, twitterte die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt. Seit vier Jahren führt die Journalistin die sogenannten Sommerinterviews.

Der FDP-Chef ist unterdessen mit einer Delegation zwölf Tage lang durch Asien gereist – und die Atmosphäre war mehr als frostig, wie Spiegel Online zuerst berichtete. Seit Wochen gibt es Massenproteste in Hongkong gegen die pekingtreue Regierung in der ehemaligen britischen Kronkolonie. Der Vorwurf der chinesischen Kommunistischen Partei (KP): Die Deutschen hätten durch ihre öffentliche Anteilnahme und die Gewährung von Asyl für Dissidenten aus Hongkong den Konflikt angeheizt. Mehrere Termine mit der Delegation seien demnach abgesagt worden – teils nur wenige Stunden vorher. Ein KP-Funktionär hielt sich zwar an seinen Gesprächstermin zum Thema Hongkong – “doch der schrie die Delegation um FDP-Chef Christian Linder laut Angaben aus Teilnehmerkreisen rund 30 Minuten lang nur an”, wie das Handelsblatt erfahren haben will.

Ursprungs-News vom 23. Juli: Lindner schmettert äußerst unangenehme Frage von ARD-Frau zu Freundin Franca ab

Update vom 23. Juli 2019: Christian Lindner sorgt einmal mehr mit Freundin und RTL-Journalistin Franca Lehfeldt für Wirbel - allerdings völlig unverschuldet. An einer privaten Frage, gestellt von ARD-Hauptstadtchefin Tina Hassel (55), entzündet sich nun die Debatte. Was darf man in einem solch ernsthaften, inhaltlich geführten Interview fragen?

Jedenfalls bemühte Hassel das Format „Frag selbst!“, bei dem Zuschauer selbst Fragen einschicken können, und Politiker möglichst kurz antworten sollen, um Lindner zu fragen: „Lieber Vermögenssteuer oder gleichaltrige Freundin?“ Tatsächlich konnte Lindner die Frage zunächst nicht glauben, wiederholte sie, um dann knapp zu antworten: „Geschmacklos!“ Wohlgemerkt: Lindner durfte nur mit einem Wort antworten - und Freundin Franca ist erst 29 Jahre jung, Lindner 40.

Ansonsten blieb Lindner gelassen, schmunzelte gelegentlich, etwa als Hassel die Zuschauerfrage vorlas: „Lieber gar nicht antworten als schlecht antworten?“ - eine Anspielung auf Lindners Leitspruch, mit dem er die Jamaika-Koalitionsverhandlungen beendet hatte („Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“). Der FDP-Chef lachte: „Ja!“

Zuspruch erhielt Lindner im Nachhinein laut Bild von seinen FDP-Parteifreunden. Die reagierten gereizt: „Wenn ein Mann eine solche Frage an Annalena Baerbock oder Katrin Göring-Eckart gerichtet hätte, stünde die gesamte Republik zu Recht Kopf, weil sie Ausdruck absoluter Unverschämtheit ist“, schimpfte etwa FDP-Innenxperte Konstantin Kuhle (30, FDP). Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (61, FDP) nannte die Frage schlichtweg „unhöflich“.

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Die unter Druck geratene ARD-Journalistin Tina Hassel erklärte sich gegenüber der Bild-Zeitung und ordnete ein: Die Frage eines Zuschauers sei „in der Tat hart an der Grenze, aber nicht grenzüberschreitend“. Gleichzeitig sei es aber auch das Ziel des Formats, „möglichst viele authentische Zuschauerfragen und Kommentare weiterzugeben, es sei denn, sie sind offen rassistisch oder zur Gewalt auffordernd“.

Hassel dann aber einsichtig: „Rückblickend stellen wir uns natürlich die Frage, ob wir jenseits dieser Kriterien noch sensibler mit den User-Fragen umgehen sollten. Das hatte ich Christian Lindner übrigens auch im Rausgehen persönlich gesagt.“

Natürlich nahm der FDP-Chef auch zu weiteren aktuellen Themen Stellung, blieb in der Klimadebatte aber bei seinem Standpunkt und warnte vor Verboten. „Niemand auf der Welt würde uns folgen auf dem Weg, Wohlstand zu verlieren und den Menschen ihren Lebenswandel vorzuschreiben“, sagte er am Sonntag im ARD-Sommerinterview in Berlin. Stattdessen brauche es technische Lösungen wie alternative Treibstoffe für Flugzeuge. Er halte nichts von Weltuntergangsszenarien und nichts davon, „den Menschen Verzicht und Askese zu predigen“.

Sommerinterview der ARD - FDP-Vorsitzender Lindner.
Sommerinterview der ARD - FDP-Vorsitzender Lindner. © dpa / Paul Zinken

Vor ZDF-Sommerinterview: FDP-Chef Lindner warnt vor radikaler Klimapolitik

Vorbericht vom 21. Juli 2019: Berlin - Die aktuelle Debatte über Klimaschutz ist FDP-Chef Christian Lindner (40) zu abstrakt. Man müsse auch „die Preise benennen“, sagte Lindner im Deutschlandfunk. Seine Sorge sei, dass "die gut Betuchten, die sich grüne CO2-Preise leisten können, so weitermachten wie bisher" und "dass die Zustimmung zu einer radikalen Klimapolitik in den nächsten Jahren und Jahrzehnten massiv zurückgehen könnte, wenn wir tatsächlich die Auswirkungen sehen". Er wünsche sich mehr "Erfindergeist" statt "harte Freiheitseinschränkungen".

Christian Lindner (FDP) will Klimaschutz den Profis überlassen

Den Schülern, konkreter, den “Fridays for Future”-Protestlern hatte Christian Lindner bereits zuvor nahegelegt, dass politisches Engagement doch eher “eine Sache für Profis” sei, die “bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen.” Kurz darauf folgte seine Aussage, dass die Grünen „Fleischliebhabern das Steak“ wegnehmen wollten.

Mit den Liberalen erreichte Lindner, der im Herbst 2017 keine Verantwortung in einer Großen Koalition übernehmen wollte, zuletzt 5,4 Prozent bei der Europawahl. 2009 waren es noch elf Prozent gewesen.

Video: FDP-Parteitag - Lindner spricht Chinesisch

Ein „nationaler Klimakonsens“? Lindner (FDP) ist dafür

Dem Vorschlag für einen “nationalen Klimakonsens” der neuen Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) schloss sich seine Partei aber an. Nur so könne wirksamer Klimaschutz sichergestellt werden, der gleichzeitig eine Spaltung der Gesellschaft wie in Frankreich verhindere, sagte Lindner und bekräftigte den Vorschlag, den Emissionshandel auszuweiten. Kramp-Karrenbauer hatte im ZDF-"Sommerinterview" angekündigt, sie wolle sich mit den anderen Parteien über "gemeinsame Lösungen" in der Klimaschutzpolitik unterhalten. Vielleicht geht Lindner bei seinem eigenen Interview-Slot im ZDF auf seine Ideen zu dem Thema ein. Es wird am Sonntag, 21. Juli an 18.30 Uhr ausgestrahlt. Kanzlerin Angela Merkel hat dieses Jahr dagegen mit der Tradition des Sommerinterviews gebrochen.

Nicht nur im Radio, auch auf Twitter äußert Lindner seine Positionen gerne. Stänkerte er dort kürzlich noch mit Jungsozialist Kevin Kühnert über Steuern und den Wohlfahrtsstaat, geht es in einem aktuellen Tweet des Politikers um das Zentralabitur. „Für die CSU ist man mit NRW-Abi dumm - Bayern-Abi hat die CSU aber nicht vom millionenschweren Maut-Desaster abgehalten. Egal: Wer 2019 noch Bayern-NRW-Gags macht, der übersieht, dass wir uns gemeinsam globalem Wettbewerb stellen müssen”, erklärt er. Die Frage, ob es in allen Bundesländern ein einheitliches Abitur geben soll, ist schon seit vielen Jahren ein Dauerbrenner.

frs

FDP-Chef Christian Lindner war beim ZDF-Sommerinterview zu Gast und sorgte für Zündstoff. Der Klimaschutz verdränge seiner Ansicht nach wichtige Themen von der Tagesordnung.

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