Miet-Wahnsinn auch in Berlin - Hauptstädter wollen nun zu drastischem Mittel greifen

Steht Berlin eine Revolution auf dem Wohnungsmarkt bevor? Eine Umfrage in der Landeshauptstadt lässt aufhorchen.
Berlin - In Berlin könnte es in absehbarer Zeit zur Enteignung von Großvermietern kommen. Mit einer Unterschriftensammlung soll im Frühjahr ein Volksbegehren in die Wege geleitet werden - und eine Umfrage des Instituts Civey im Auftrag des Tagesspiegel zeigt hohe Zustimmungswerte für ein solches Vorhaben.
54,8 Prozent der Befragten finden es richtig, „Großvermieter in Berlin gegen Entschädigung zu enteignen“. Als „Großvermieter“ gelten diejenigen Konzerne, die mehr als 3.000 Wohnungen ihr Eigen nennen.
Berlin: Großvermieter sollen enteignet werden
Große Sympathien für den Vorstoß zeigen vor allem Wähler von Linken, SPD und Grünen. Innerhalb der Hauptstadt ist die Begeisterung im Osten deutlich höher als im Westen. Hohe Zustimmungsraten finden sich auch bei Studierenden und Rentnern.
Die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ hatte sich im November 2018 mit der Idee eines „Vergesellschaftungsgesetzes“ an die für Volksbegehren zuständige Senatsinnenverwaltung gewandt. Nun ist die Behörde angehalten, eine Kostenschätzung für die geforderte Enteignung der „Großvermieter“ vorzunehmen.
„Steigende Wohnkosten größte Sorge der Berliner“
Liegt diese vor, können die Unterstützer mit der Sammlung der 20.000 benötigten Unterschriften beginnen. Die erste Stufe des Volksbegehrens soll Anfang April in Angriff genommen werden, sagte Rouzbeh Taheri, ein Sprecher der Initiative, dem Tagesspiegel. Bis dahin stehen Gespräche mit Mietervereinen, Gewerkschaften und Parteien auf dem Programm. „Wir fangen erst jetzt allmählich mit der öffentlichen Mobilisierung für unser Anliegen an“, zeigt sich Taheri vom klaren Umfrageergebnis überrascht.
Auch innerhalb der Parteien steht das Thema bereits auf der Agenda. „Steigende Wohnkosten und Verdrängung sind inzwischen die größte Sorge der Berliner“, sagt die Chefin der Linksfraktion, Carola Bluhm. SPD-Stadtentwicklungsexperte Daniel Buchholz fordert, „die Spekulation mit Wohnraum auch mit gesetzlichen Mitteln zu verhindern“. Bleibt die Initiative im Zeitplan, könnte der Volksentscheid in spätestens zwei Jahren abgehalten werden.
lks
Dieser Aushang nimmt irrsinnigen Wohnungsmarkt aufs Korn
Mietwahnsinn so weit das Auge reicht - in deutschen Städten müssen Wohnungssuchende jeden Cent zweimal umdrehen. Deshalb verwundert diese Aktion eines Berliners kaum.
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