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Nach Morddrohungen gegen Bischof: Initiative zur Seenotrettung erhält Forschungsschiff „Poseidon“

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Das Forschungsschiff "Poseidon" kann künftig zur Seenotrettung von Flüchtlingen eingesetzt werden.
Das Forschungsschiff "Poseidon" kann künftig zur Seenotrettung von Flüchtlingen eingesetzt werden. © dpa / Jens Klimmeck

Wegen seinem Engagement für die Seenotrettung von Flüchtlingen erhielt EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm Morddrohungen. Nun gab es aber eine gute Nachricht für das kirchliche Hilfsbündnis.

Update vom 31. Januar 2020: Das Engagement des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm hat sich gelohnt: Wie am Freitag bekannt wurde, kann das frühere Kieler Forschungsschiff „Poseidon“ zum Flüchtlingsschiff des überwiegend kirchlichen Bündnisses „United4Rescue - gemeinsam retten“ werden. Für den Vorsitzenden, der in der Vergangenheit wegen seiner Unterstützung der Seenotrettung auf dem Mittelmeer sogar Morddrohungen erhalten hatte, dürfte das eine gute Nachricht sein.

Nach Morddrohungen gegen Bischof Bedford-Strohm: Ehemaliges Forschungsschiff hilft bald bei Seenotrettung

„Ich freue mich, dass die „Poseidon“, die über Jahrzehnte im Dienste der Wissenschaft auf den Weltmeeren unterwegs war, nun eine neue Verwendung in der Seenotrettung findet“, sagte auch Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU). Bei einer am Freitag zu Ende gegangenen Ausschreibung der Verwertungsgesellschaft des Bundes (Vebeg) hatte das Bündnis das Höchstgebot abgegeben. Die exakte Kaufsumme war jedoch zunächst nicht bekannt. Medienberichten zufolge soll die „Poseidon“ einen Schätzwert von etwa einer Million Euro haben. Der Auftraggeber der Ausschreibung - das schleswig-holsteinische Wissenschaftsministerium - hatte nach Angaben eines Sprechers ein Widerspruchsrecht. Das Schiff sei in einem „fairen und transparenten Verfahren“ versteigert worden.

Die 1976 in Dienst gestellte „Poseidon“ war bis 2019 im Einsatz des Kieler „Geomar - Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung“ und Vorgängerinstitutionen. Das etwa 60 Meter lange Schiff war unter anderem im Atlantik und im Mittelmeer in zahlreichen Forschungseinsätzen.

Wegen Engagement für Flüchtlinge: Bischof erhält Morddrohungen - Maas reagiert

Erstmeldung vom 6. Januar 2020:

Augsburg - Wegen der Pläne der Evangelischen Kirche für ein eigenes Flüchtlings-Rettungsschiff hat der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm Morddrohungen erhalten. Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen sprach der 59-Jährige von „recht konkrete(n) Drohungen“ im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer. Bei Twitter schrieb Außenminister Heiko Maas (SPD), es sei "einfach unerträglich, wenn Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit zu Morddrohungen führen".

"Wir müssen uns an die Seite aller stellen, die bedroht und verhetzt werden, weil sie sich für unsere Gesellschaft engagieren", forderte Maas. "Sie haben unsere Unterstützung verdient."

Morddrohungen wegen Flüchtlingshilfe: EKD-Vorsitzender setzt auf Verfolgung durch Polizei

Bedford-Strohm sagte weiter, er nehme die Morddrohungen gegen ihn zwar "nicht sehr ernst". Es sei aber dennoch wichtig, dass diese konsequent von der Polizei verfolgt würden. Dies gelte nicht nur für Drohungen gegen ihn persönlich, sondern etwa auch für WDR-Mitarbeiter, die wegen des von einem Kinderchor vorgetragenen satirischen Liedes "Meine Oma ist ne alte Umweltsau" Drohungen erhielten.

Der bayerische Landesbischof kritisierte in diesem Zusammenhang einen Mangel an Ethik im Internet. Auch für die modernen Technologien müssten "Normen und Regeln" gelten. "Soziale Netzwerke sind zum Schutzraum für Hetzer geworden, das kann nicht sein", sagte Bedford-Strohm. "Menschen, die dort hetzen, bekommen das Gefühl, dass ihre menschenfeindlichen Äußerungen salonfähig sind." Rassistische, antisemitische oder andere diskriminierende Äußerungen ließen sich nicht unter Berufung auf die Meinungsfreiheit rechtfertigen. "Hass ist keine Meinung", betonte der Bischof.

Opfer von Morddrohungen: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm fordert Konsequenzen für Hetze.
Opfer von Morddrohungen: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm fordert Konsequenzen für Hetze. © dpa / Georg Wendt

Morddrohungen wegen Flüchtlingshilfe: Bedford-Strohm empfiehlt unabhängige Kontrollgremien

Bedford-Strohm schlug eine "Ethik für Programmierer" ähnlich derer für Ärzte vor. "Denkbar wären etwa pluralistisch zusammengesetzte, unabhängige Kontrollgremien für die sozialen Medien - analog den Rundfunkräten, die es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland gibt", fügte er hinzu.

Die Seenotrettungspläne der Evangelischen Kirche verteidigte Bedford-Strohm in der Zeitung. Mit "politischem Aktivismus" hätten die Pläne nichts zu tun. "Wir stehen für die Seenotrettung ein", betonte Bedford-Strohm. Dies gelte auch für andere Hilfsorganisationen: "Wenn das Handeln der Seenotretter kriminalisiert wird, haben sie uns auf ihrer Seite", sagte der EKD-Ratspräsident.

Dem von der Evangelischen Kirche gegründeten Aktionsbündnis United4Rescue haben sich inzwischen mehr als 150 Organisationen angeschlossen. Ende Januar will das Bündnis nach eigenen Angaben das Schiff "Poseidon" aus dem Besitz des Landes Schleswig-Holstein kaufen. Es soll zur Seenotrettung auf dem Mittelmeer eingesetzt werden.

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afp

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