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Spott, aber auch Lob: Was Promis zum Kruzifix-Beschluss sagen

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Kommando zurück: Ministerpräsident Markus Söder erklärt seinen Plan mit den Kreuzen.
Soll bald wieder in jeder bayerischen Amtsstube zu bewundern sein: Kruzifixe werden ab Juli wieder Pflicht. © dpa / Peter Kneffel

Der Landtag hat die Rückkehr der Kruzifixe in bayerischen Landesbehörden beschlossen. Dafür hagelt es viel Kritik - aber auch Lob. Wir haben uns unter Prominenten umgehört.

München - Kruzifixe in Bayerns Amtsstuben: Auch einen Tag nach der Entscheidung des Kabinetts unter Führung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sorgt dieses Thema für Kontroversen. Von einigen Seiten erntet die Entscheidung aber auch Lob. Ab 1. Juli tritt der Beschluss in Kraft, von da an hängen in allen Landesbehörden künftig Kreuze im Eingangsbereich. Das gilt auch für die staatlichen Schulen in München, wie das Kultusministerium auf Nachfrage der tz bestätigte.

Söder begründete die Entscheidung damit, dass „das Kreuz nicht ein Zeichen einer Religion“ sei, sondern auch ein „Bekenntnis zur Identität“ und zur „kulturellen Prägung Bayerns“. Bisher schrieb die Staatsregierung Kreuze nur für die Klassenzimmer der bayerischen Schulen und die Gerichtssäle vor. Die tz hat einige Reaktionen auf den Beschluss zusammengefasst und sich bei einigen Münchnern umgehört. Die Meinungen gehen hierbei durchaus auseinander. ­­Das Kreuz, ­es spaltet!

Reaktionen auf die Entscheidung zu Kreuzen in Landesbehörden

Schauspielerin Uschi Glas (74) kann sich mit den Kreuzen anfreunden. Zur tz sagte sie am Mittwoch: „Ich finde das eine gute Idee, um unsere Werte hochzuhalten. Wir sind ein christlich-jüdisch geprägtes Land.“

Astrophysiker, Naturphilosoph, Hochschullehrer und Fernsehmoderator Harald Lesch (57) hingegen hat so seine Zweifel: „Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz. Ich glaube, das hätte man besser gelassen. Ich weiß nicht, was das soll - es geht schließlich nicht um Symbole, sondern um Taten. Christlich handeln wäre viel wichtiger“, sagte er zur tz.

Und auch FDP-Chef Christian Lindner (39) packte auf Twitter die Kritikerkeule aus. Er lederte gegen Ministerpräsident Söder: „Wie Markus Söder und die CSU Religionen permanent für Parteipolitik instrumentalisieren, das erinnert geradezu an (Recep Tayyip, Anm. d. Red.) Erdogan. Das Grundgesetz hat keine Konfession!“

Prälat Lorenz Wolf (62), Leiter des Katholischen Büros in Bayern, findet positive Worte für den Beschluss: „Wir begrüßen es, wenn christlich geprägte Grundwerte unseres Gemeinwesens, insbesondere Menschenwürde, Nächstenliebe, Toleranz und Solidarität, wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Das Kreuz kann als Anstoß für eine Debatte in unserer Gesellschaft dienen, welche Werte nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis unser Leben, unser Tun und Lassen und unser Verantwortungsgefühl bestimmen. Wenn Kreuze dazu motivieren, dass darüber intensiv nachgedacht und gesprochen wird, kann das für alle Menschen in unserem Land hilfreich sein.“

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Ganz anders sieht das der römisch-katholische Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler (57). Zur tz sagte er: „Ich verbitte mir, dass Markus Söder mit dem Kreuz Wahlkampf betreibt. Das Kreuz in die Öffentlichkeit zu tragen, ist meine Aufgabe und nicht seine. Söder hat zudem gesagt, dass das Kreuz ein rein kulturelles Symbol sei. Das Gegenteil ist der Fall: Es ist ein religiöses Symbol, ein Zeichen für die ewige Liebe Gottes und dafür, dass es eine Kraft gibt, die stärker ist als Gewalt, Not und Tod.“

Kommando zurück: Ministerpräsident Markus Söder erklärt seinen Plan mit den Kreuzen.
Soll bald wieder in jeder bayerischen Amtsstube zu bewundern sein: Kruzifixe werden ab Juli wieder Pflicht. © dpa / Peter Kneffel

Jan Korte (41), Parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag übt ebenfalls Kritik: „Söders verfassungswidriges Kruzifix-Dekret ist nicht nur plumpester Wahlkampf, sondern auch eine Instrumentalisierung von Religion für persönliche Zwecke.“

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Das sagt Susanne Breit-Keßler (64), Oberkirchenrätin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zur tz: „Die bayerische Staatsregierung möchte mit Kreuzen auf das geistig-ethische Fundament der Gesellschaft aufmerksam machen. Schön, wenn christliche Grundwerte wie Menschenwürde, Nächstenliebe und Toleranz stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Sie sollten allerdings nicht bloß symbolisch an der Wand hängen - sondern alltägliches Leben und damit auch die Politik bestimmen. So dient das Kreuz allen Menschen zum Leben.“

Jan Böhmermann (37) spottet: „Neues bayrisches Gesetz für noch mehr Heimatgefühle: Ab 1. Juni müssen im Eingangsbereich jedes öffentlichen Gebäudes in Bayern ein Kreuz, ein Bündel Knoblauch und ein Schrumpfkopf hängen.“

Dr. Hans-Georg Küppers (54), Kulturreferent der Landeshauptstadt München zur tz: „Ich bin katholisch und natürlich ist das Kreuz ein religiöses Symbol. Was denn sonst? Und ich halte das weltanschauliche Neutralitätsgebot der öffentlichen Hand für ein wichtiges Gut.“

Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (58): „Ich freue mich, wenn das Kreuz, das für unseren Glauben steht, ernst genommen wird. Das Entscheidende ist, dass es nicht nur an der Wand hängt, sondern auch vom Inhalt her mit Leben erfüllt wird.“

„Vor dem Hintergrund der Integration halte ich es für richtig, die Normen und Werte zu definieren, die für das Miteinander unverzichtbar sind“, sagt Charlotte Knobloch (85) der Welt.

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