Ban ruft zu größter Zurückhaltung in Nahost auf

New York - Nach den Zwischenfällen an der Grenze zwischen Israel und Libanon hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon alle Seiten zu größter Zurückhaltung aufgerufen.
„Alle Parteien sollten von jeder Handlung Abstand nehmen, die die Stabilität in der Region untergraben könnte“, sagte Ban am Mittwoch in New York. Jeder solle verantwortungsvoll Handeln und jede Eskalation in der ohnehin gespannten Situation vermeiden.
Die libanesische Hisbollah-Miliz hatte bei einem Angriff auf ein israelisches Fahrzeug zwei Soldaten getötet. Vermutlich bei einem israelischen Artillerie-Gegenschlag kam wenig später ein spanischer UN-Blauhelm-Soldat ums Leben. Ban sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus und verurteilte „jede Gewalt“. Er sei tief besorgt über die Verletzungen der Waffenstillstandsabkommen.
Hisbollah und Israel gehen nach Gefechten Eskalation aus dem Weg
Einen Tag nach den tödlichen Gefechten zwischen der libanesischen Hisbollah und israelischen Truppen hat an der Nordgrenze Israels am Donnerstag gespannte Ruhe geherrscht. Regierungsvertreter in Beirut und Tel Aviv berichteten von Zusicherungen der anderen Seite, eine weitere Eskalation vermeiden zu wollen. Spanien machte derweil Israel für den Tod seines UN-Soldaten am Vortag verantwortlich. Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon erklärte im Gespräch mit dem staatlichen Rundfunk, die schiitische Hisbollah habe Israel über die UN-Truppen im Libanon die Nachricht zukommen lassen, "aus ihrer Sicht seien die aktuellen Auseinandersetzungen beendet". Der libanesische Arbeitsminister Sedschaane Asi sagte am Donnerstagmorgen der Nachrichtenagentur AFP: "Unsere Regierung erhielt von Großmächten die Zusicherung, Israel werde die Lage an der Grenze nicht weiter eskalieren lassen und sich mit seinen gestrigen Gegenangriffen begnügen." Bei einem Angriff von Hisbollah-Kämpfern waren am Mittwoch zwei israelische Soldaten getötet worden. Israel reagierte mit Artilleriebeschuss und Luftangriffen auf Ziele im Südlibanon. Dabei kam auch ein in der Gegend stationierter UN-Soldat aus Spanien ums Leben. Am Donnerstag setzte in der Kampfzone der Alltag wieder ein. Die Schulen und die Skilifte am Berg Hermon waren wieder geöffnet, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Anders als am Vortag waren am Himmel keinerlei Hubschrauber und Kampfflugzeuge zu sehen. Aus dem Südlibanon berichtete ein AFP-Reporter nach einer Tour entlang der Grenze, es sei nichts Verdächtiges zu sehen. Die beiden getöteten israelischen Soldaten wurden am Donnerstag auf dem Herzlberg in Jerusalem und nahe der Hafenstadt Aschdod unter großer Anteilnahme beerdigt. Die spanische Regierung forderte unterdessen während eines Dringlichkeitstreffens des UN-Sicherheitsrates eine Untersuchung zum Tod eines spanischen Soldaten der UN-Mission im Libanon (UNIFIL) im Verlauf der Gefechte vom Mittwoch. Dieser sei aufgrund der "Eskalation der Gewalt" in der Region gestorben und "die israelische Seite" sei dafür verantwortlich, sagte Spaniens UN-Botschafter Román Oyarzun in New York. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Konfliktparteien zur größtmöglichen Zurückhaltung auf. Die Hisbollah hatte am Mittwoch erklärt, der Beschuss eines israelischen Militärkonvois mit panzerbrechenden Lenkwaffen sei die Vergeltung für einen israelischen Raketenangriff in Syrien am 18. Januar. Dabei wurden auf den Osthängen des Golanplateaus mindestens sechs Hisbollah-Mitglieder und ein General der iranischen Revolutionsgarden getötet, die dort die Regierungstruppen im syrischen Bürgerkrieg unterstützten. In Israel waren sich die Experten am Donnerstag einig, dass die aktuelle Krise mit den Ereignissen vom Mittwoch abgeschlossen wurde. "Eskalationsrisiken sind nun minimal", sagte dazu der frühere Nationale Sicherheitsberater Israels, Jaakov Amidror, im Gespräch mit AFP. "Keine Seite hat ein Interesse an einer breiteren Auseinandersetzung." Der Iran konzentriere sich auf die Atomverhandlungen mit den Großmächten, ergänzte Boas Ganor, Gründer des Anti-Terror-Instituts in Herzlia. Und auch die israelische Regierung könne sich "angesichts der enormen Zerstörungen, die das riesige Raketenarsenal der Hisbollah hier anrichten würde, wenige Wochen vor Parlamentswahlen keine ausufernde Konfrontation leisten", analysierte der Politikwissenschaftler.
dpa/AFP