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Sarkozy fordert Umbau des Finanz- und Währungssystems

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Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy eröffnet das 40. Weltwirtschaftsforum in Davos. © dpa

Davos - Mit einer Forderung nach einem Umbau des Finanz- und Währungssystems hat der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Mittwoch das 40. Weltwirtschaftsforum in Davos eröffnet.

Zwar steht die anhaltende Finanz- und Wirtschaftskrise im Zentrum der Diskussionen auf dem Treffen in dem Schweizer Wintersportort. Aber etwa 2500 Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft wollen bis Sonntag auch über die politischen Brennpunkte wie die Lage nach dem schweren Erdbeben auf Haiti diskutieren. Nach einer aktuellen Umfrage erwarten Spitzenmanager rund um den Globus eine Erholung der Konjunktur.

Die Veranstaltung steht unter dem Motto “Den Zustand der Welt verbessern: überdenken, umgestalten, erneuern“. Erwartet werden neben Sarkozy noch rund 30 Staats- und Regierungschefs und über 60 Minister. Sarkozy sagte, er stimme mit US-Präsident Barack Obama darin überein, dass etwa die Banken von unmäßigen Spekulationen oder dubiosen Finanzgeschäften abgebracht werden müssten. Dazu könnte auch eine stärkere Besteuerung gehören. “Diese Debatte kann aber nicht auf ein einzelnes Land begrenzt sein, wie groß auch immer sein Gewicht in der weltweiten Finanzwelt sei.“

Frankreich will neues Bretton Woods

Nach Ansicht Sarkozys gehört dieses Thema in die Gruppe der G20, in der Industrie- und Schwellenländer versammelt sind. Frankreich, das im kommenden Jahr den Vorsitz der G20 übernimmt, werde “ein neues Bretton Woods“ anregen, sagte Sarkozy weiter. “Die Unruhe auf dem Währungsmarkt darf nicht weiter aufrecht gehalten werden.“

Der Staatspräsident rief die Welt dazu auf, “gemeinsam Lehren aus der Krise zu ziehen“. Ohne die Intervention der Regierungen wäre alles zusammengebrochen. “Aus den Ereignissen, die vor einem Jahr aufgetreten sind, nicht die Schlussfolgerung zu ziehen, dass wir uns ändern müssen, wäre unverantwortlich“, sagte der Staatspräsident. Es handele sich immerhin um eine “Krise der Globalisierung“. Da es zum Kapitalismus aber keine Alternative gebe, müsse man sich fragen, welchen Kapitalismus man sich wünsche. Dies kann nach Ansicht Sarkozys nur ein marktwirtschaftlicher Kapitalismus sein.

Eine traditionell vor dem Treffen von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) vorgelegte Umfrage in 54 Ländern zeigt, dass zwei Drittel von 1200 weltweit befragten Spitzenmanagern bessere Wirtschaftsaussichten in diesem Jahr erwarten. Danach setzen die Unternehmen wieder auf Aufschwung.

Firmenchefs blicken optimistisch in die Zukunft

Von den von PWC befragten Firmenchefs blicken 81 Prozent wieder optimistischer in die Zukunft, nur 16 Prozent gaben an, dass sie pessimistisch bleiben. Das ist ein deutlicher Unterschied zum vergangenen Jahr. Rund 90 Prozent glauben an ein Wirtschaftswachstum innerhalb der kommenden drei Jahre. Zwar will noch immer ein Viertel der Unternehmensführer Arbeitsplätze abbauen, doch fast 40 Prozent planen Aufstockungen. Unter den deutschen Unternehmensführern denken aber nur 27 Prozent der Befragten an die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Etwa 40 Prozent erwarten weiterhin einen Stellenabbau.

Politische Prominenz in Davos macht sich besonders aus den USA rar, wo nur Wirtschaftsberater Lawrence Summers zugesagt hat. Aus Deutschland werden von der Regierung Außenminister Guido Westerwelle (FDP), Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sowie Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erwartet.

Am Mittwoch bekamen auf einer Gegenveranstaltung in Davos von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen der Pharmakonzern Roche sowie die nichtstaatliche Royal Bank of Canada einen Schmähpreis. Roche wurde vorgeworfen, zweifelhafte Studien zum Medikament Cell Cept, das die Organabstoßung verhindern soll, angelegt zu haben. Das erklärten die Organisatoren der Anti-Veranstaltung, darunter Greenpeace. Roche führe die Studien in China durch, obwohl dort mehr als 90 Prozent aller transplantierten Organe von hingerichteten Gefangenen stammten. Das Schweizer Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben für die Studien mit Prüfungszentren zusammen, die sich vertraglich zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und der WHO- Standards verpflichtet haben.

Die Royal Bank of Canada gewann die ungeliebte Auszeichnung wegen seiner Rolle als weltweit führender Financier der Ölsandkonzerne. Diese förderten in der Provinz Alberta auf einer Fläche größer als die Schweiz und Österreich zusammen das “dreckigste Rohöl der Welt“, lautet der Vorwurf.

dpa

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