Was Zuschauern besonders unangenehm aufgefallen sein dürfte: vor allem Trump unterbrach Biden unzählige Male. Auch Moderator Chris Wallace hatte sichtlich damit zu kämpfen, die Diskussion in geordnete Bahnen zu lenken. Trump fuhr selbst eine Reihe von Attacken gegen seinen Herausforderer von den oppositionellen Demokraten. Biden werde von der „radikalen Linken“ manipuliert und sei alles andere als „schlau“. Trump attackierte Biden auch für Geschäfte von dessen Sohn Hunter in der Ukraine und mit China. Biden lachte immer wieder und wollte damit deutlich machen, dass er sich von dem Präsidenten nicht provozieren lassen will. Was aber beiden fehlte, ist politische Substanz, kommentiert Friedemann Diederichs, USA-Korrespondent des Ippen-Digital-Netzwerks*.
Thema waren auch Enthüllungen der „New York Times“, wonach Trump in den Jahren 2016 und 2017 jeweils nur 750 Dollar Einkommenssteuer auf Bundesebene gezahlt hatte. Der Republikaner sagte dazu, er zahle „Millionen“ an Steuern, ohne aber Details zu nennen. Biden hatte Stunden vor der TV-Debatte seine eigene Steuererklärung des Jahres 2019 veröffentlicht. Er und seine Frau Jill zahlten demnach im vergangenen Jahr 299.346 Dollar an Bundessteuern.
Zu Beginn hatten die Rivalen über die umstrittene Nominierung einer neuen Verfassungsrichterin durch Trump gestritten. Biden warf dem Präsidenten vor, durch die Stärkung der konservativen Mehrheit des Obersten US-Gerichtshofs die Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama rückgängig machen zu wollen. Trump entgegnete, er habe als Präsident das Recht zur Nominierung der Richterin Amy Coney Barrett nach dem Tod der linksliberalen Richterin Ruth Bader Ginsburg. Außerdem hätten seine Republikaner im Senat die notwendige Mehrheit, um Barrett zu bestätigen.
Der in Umfragen zurückliegende Republikaner Trump und der Demokrat Biden werden vor der Wahl noch in zwei weiteren Fernsehdebatten am 15. Oktober und am 22. Oktober aufeinandertreffen. Das TV-Duell der Vize-Kandidaten Mike Pence und Kamala Harris findet am 7. Oktober statt. *fr.de und Merkur.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks