Vorwahlen in den USA: Erdrutschsieg im Duell Biden gegen Sanders - doch wie es weitergeht, ist unklar

Die US-Demokraten suchen weiter nach dem Herausforderer für Präsident Donald Trump. Doch die Vorwahlen werden von der Corona-Krise überschattet - teils fallen Urnengänge aus.
- In den USA gehen am Dienstag die Vorwahlen der Demokraten weiter.
- Allerdings geht die Kür des Präsidenschaftskandidaten nicht wie geplant voran: Wegen des Coronavirus canceln mehrere Bundesstaaten Urnengänge.
- Als Favorit im parteiinternen Rennen gilt mittlerweile Joe Biden.
Update vom 18. März, 15.30 Uhr: Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden ist der Präsidentschaftskandidatur der oppositionellen Demokraten einen großen Schritt näher gekommen. Bei den von der Coronavirus-Krise überschatteten Vorwahlen gewann der 77-Jährige in Florida, Illinois und Arizona und damit in allen drei Bundesstaaten, in denen am Dienstag abgestimmt wurde.
Einen wahren Erdrutschsieg fuhr Biden im bevölkerungsreichen und damit besonders wichtigen Florida ein: Prognosen zufolge landete der hoch favorisierte Mitte-Politiker mit rund 60 Prozent etwa 40 Prozentpunkte vor Sanders. Auch in Illinois und Arizona fielen die Siege US-Medien zufolge deutlich aus.
Nun richten sich alle Augen auf seinen linksgerichteten Rivalen Bernie Sanders: Der Senator muss entscheiden, ob er weiter im Rennen bleibt oder aufgibt. "Senator Sanders wird Gespräche mit seinen Unterstützern führen, um seine Kampagne zu beurteilen", erklärte sein Sprecher Faiz Shakir am Mittwoch.
Die nächste Vorwahl finde nach jetzigem Stand erst in mindestens drei Wochen statt. Die Coronavirus-Pandemie hat den Vorwahlkalender der US-Demokraten stark durcheinandergebracht, mehrere Vorwahlen wurden verschoben.
Corona-Krise überschattet Vorwahlen in den USA - Nächster Bundesstaat kündigt Verschiebung an
Update vom 17. März, 19.18 Uhr: Die Ausbreitung des Coronavirus bringt zunehmend die Zeitpläne für die Vorwahlen in den USA durcheinander. Nach mehreren anderen Bundesstaaten (siehe Erstmeldung) kündigte am Dienstag auch Maryland an, die für Ende April geplante Vorwahl auf Anfang Juni zu verschieben
Vorwahlen in den USA: Bundesstaat cancelt Urnengang wegen Corona - Weiterer Fortgang unklar

Erstmeldung vom 17. März: Miami/Columbus - Überschattet von der Coronavirus-Pandemie halten die US-Demokraten am Dienstag die nächste Runde ihrer Präsidentschaftsvorwahlen ab - zumindest teilweise. Der Urnengang im Bundesstaat Ohio wurde in letzter Minute abgesagt.
Ohios Gouverneur Mike DeWine sagte die Vorwahl in dem Bundesstaat im Mittleren Westen am Montagabend kurzfristig ab. Wahlen inmitten der Corona-Krise abzuhalten, würde die Mitarbeiter in den Wahllokalen sowie die Wähler einem "inakzeptablen Gesundheitsrisiko aussetzen", schrieb der Republikaner auf Twitter. Einen neuen Wahltermin nannte DeWine nicht; vielmehr sollten andere Möglichkeiten einer Stimmabgabe geprüft werden.
Coronavirus-Krise torpediert Vorwahlen in Ohio
DeWine hatte am Montag zunächst versucht, die Vorwahlen per Gerichtsbeschluss verschieben zu lassen. Ein Gericht lehnte dies aber ab. Daraufhin verhängte der Gouverneur den Gesundheitsnotstand und strich die Vorwahlen auf dieser Grundlage.
Nicht nur die Demokraten wollten in Ohio Vorwahlen abhalten, sondern auch die Republikaner von Präsident Donald Trump. Die Vorwahlen der Republikaner gelten allerdings als reine Formsache, weil der Amtsinhaber keinen starken parteiinternen Herausforderer hat. Trump hatte am Montag eine Verschiebung von Vorwahlen als "unnötig" bezeichnet - nicht der einzige Ärger, den Trump in den vergangenen Tagen in Zusammenhang mit dem Coronavirus provozierte.
Vorwahlen in den USA: Floridas Demokraten wählen zwischen Biden und Sanders - Fortgang wegen Corona unklar
Im Bundesstaat Florida öffneten am Dienstagmorgen hingegen die Wahlbüros. Festgehalten wurde auch an den Vorwahlen in Arizona und Illinois. Bei den oppositionellen Demokraten ging Ex-Vizepräsident Joe Biden als klarer Favorit gegen seinen linksgerichteten Rivalen Bernie Sanders ins Rennen. Auch bei einem TV-Duell am Sonntag hatte Biden gepunktet, wie Merkur.de* berichtet.

In Florida ergriffen die Verantwortlichen eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen. So wurden dutzende Wahlbüros ausgelagert, die eigentlich in Altenheimen vorgesehen waren. Ältere Menschen gelten als Coronavirus-Risikogruppe. Zudem wurde Hand-Desinfektionsgel verteilt. Zunächst schienen nur wenige Menschen in Florida wählen zu gehen. "Die Leute wollen für eine Vorwahl kein Risiko eingehen", sagte Aaron Simcox, der bereits im Vorfeld seine Stimme abgegeben hatte.
Die Coronavirus-Pandemie hat massive Auswirkungen auf die Vorwahlen. Die Bundesstaaten Louisiana, Georgia und Kentucky haben die Wahltermine aus Sorge vor einer Ausbreitung des Virus verschoben. Die Krise lässt auch den weiteren Verlauf der Vorwahlen zunehmend unklar erscheinen.
US-Demokraten in den Vorwahlen: Biden gilt als Favorit
Der frühere Vizepräsident Biden gilt derzeit als haushoher Favorit bei den Demokraten - auch für die Vorwahlen am Dienstag. Der 77-jährige Vertreter der politischen Mitte hat bereits einen deutlichen Vorsprung der Stimmen bei den Delegierten, die im Juli den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten küren. Erst am Montagabend wurde Biden zum Sieger der Vorwahl im Bundesstaat Washington vergangene Woche ausgerufen, ein wichtiger Erfolg.
Nun könnte der einstige Stellvertreter von Präsident Barack Obama dem linksgerichteten Senator Sanders vollends enteilen. Zuletzt waren bei den Demokraten die Stimmen lauter geworden, die den selbsternannten "demokratischen Sozialisten" zur Aufgabe aufriefen, damit sich die Partei mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im November gegen Trump hinter Biden vereinen kann. Umfragen zufolge hätten allerdings beide Bewerber Chancen in einem Duell gegen Donald Trump.
Sanders hatte sich 2016 ein langes und erbittertes Vorwahlrennen mit seiner Rivalin Hillary Clinton geliefert. Kritiker machen den langjährigen Senator deswegen mitverantwortlich für Clintons Niederlage gegen Trump bei der Präsidentschaftswahl.
Das Coronavirus breitet sich derzeit auch in den USA rasant aus. Inzwischen wurden bereits mehr als 4600 Infektionen und mindestens 85 Tote gemeldet. Das Krisenmanagement von Präsident Trump wird immer wieder scharf kritisiert.
AFP/fn