NRW-Wahl 2017: Nach Kraft-Rücktritt - wer wird neuer SPD-Chef?

Düsseldorf - Hannelore Kraft hat alle SPD-Parteiämter niedergelegt. Jetzt wird spekuliert, wer ihr als Landesvorsitzender in NRW nachfolgen könnte, auch wenn die Genossen keinen Schnellschuss planen. Das sind die Kandidaten.
Nach dem Rücktritt von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) von ihren Parteiämtern rechnen führende Sozialdemokraten nicht mit einer raschen Entscheidung über die Nachfolge. Er gehe nicht von Entscheidungen schon in der Landesvorstandssitzung an diesem Montag aus, sagte Generalsekretär André Stinka der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. „Ich warne vor Schnellschüssen.“ Es werde in dieser Woche sicher mehrere Sitzungen dazu geben.
Auch wenn Kraft eine große Lücke in der Partei hinterlasse, verfüge die Partei über ein breit aufgestelltes Personaltableau und habe kein Nachfolgerproblem, sagte Stinka. Als mögliche Anwärter werden unter anderem Justizminister Thomas Kutschaty, Arbeitsminister Rainer Scheltzer, Verkehrsminister Michael Groschek und Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski gehandelt.
Groschek rechnet ebenfalls nicht mit einer Entscheidung schon am Montag, will aber auch kein langes Wundenlecken. Die SPD müsse sich nach der verlorenen Landtagswahl auf das alte Steiger-Motto besinnen: „Schüpp, schüpp und quatsch nich'.“
Mögliche Nachfolgekandidaten nach dem Rücktritt von Hannelore Kraft
THOMAS KUTSCHATY (48): Der Mann ohne Skandale. Seit 2010 ist der gelernte Jurist aus dem Ruhrgebiet Justizminister, er gilt als unaufgeregter Typ, der vermitteln und erklären kann. Seit 30 Jahren ist er Parteimitglied, hat Parteiarbeit von der Pike auf gelernt mit Erfahrung in der Kommunalpolitik. Seit 2016 ist er Vorsitzender des Unterbezirks Essen. In den Vorstand der Landes-SPD hat er es noch nicht geschafft. Traut ihm die Partei genug Durchsetzungsvermögen zu?
RALF JÄGER (56): Steht als Innenminister seit Monaten in der Kritik. Der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann und studierte Pädagoge musste sich nach der Kölner Silvesternacht und dem Anschlag des teils in Nordrhein-Westfalen lebenden Attentäters Anis Amri auf dem Berliner Weihnachtsmarkt als Dienstherr der NRW-Sicherheitsbehörden rechtfertigen. Hannelore Kraft stellte sich stets vor ihren Innenminister, der seit 2010 im Amt ist. Jäger wohnt mit Frau und drei Kindern in Duisburg und ist dort Vorsitzender der SPD.
MICHAEL GROSCHEK (60): Der Macher, der auch mal deutlich werden kann. SPD-Urgestein mit Erfahrung auf allen Ebenen: Kommunen, Land, Bund. Elf Jahre lang bis 2012 war der Oberhausener Generalsekretär der Landes-SPD. Seit 2009 sitzt er im Landesvorstand. Drei Jahre war er auch im Bundestag. Seit 2012 ist er Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr. Als Straßenbauminister hat er es nicht geschafft, die Debatte um den Dauerstau von der Landesregierung fernzuhalten.
NORBERT WALTER-BORJANS (65): Hat sich als Nordrhein-Westfalens Finanzminister über die Landesgrenzen hinweg mit dem Ankauf von Steuer-CDs aus der Schweiz einen Namen gemacht. Der gebürtige Krefelder ist seit 2010 Mitglied der Landesregierung und für den Landeshaushalt verantwortlich. Zuvor war der Volkswirt mit Doktor-Titel in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften seit 2006 Wirtschafts-Dezernent der Stadt Köln und seit 2009 auch Kämmerer. Der Sohn eines Schreiners und einer Schneiderin arbeitete bereits von 1984 an für das Land. Unter Johannes Rau war er in der Staatskanzlei tätig und ab 1991 stellvertretender Regierungssprecher und Wirtschaftsstaatssekretär.
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dpa