Kein Telefon, kein Internet, kein Besuch: So schlecht geht es Assange nach acht Jahren im Exil

Wikileaks-Gründer Julian Assange droht in den USA die Todesstrafe - deshalb lebt er seit acht Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London. Zwei deutsche Abgeordnete besuchten ihn jetzt.
Update vom 11. April: Wende im Fall Assange: Der Wikileaks-Gründer ist in London festgenommen worden.
London/Berlin - Die Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen und Heike Hänsel (beide Linke) haben den Wikileaksgründer Julian Assange in seinem Botschaftsasyl in London besucht. Assange wirke nach Monaten der "totalen Isolation" auf dem ecuadorianischen Botschaftsgelände "geschwächt", aber "mental stark", sagte Hänsel der Nachrichtenagentur AFP im Anschluss. Beide Parlamentarierinnen forderten Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in einer Erklärung dazu auf, "Haltung zu zeigen und sich für die Gesundheit und Sicherheit von Julian Assange einzusetzen".
Der heute 47-jährige Australier war 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflohen, um einer Auslieferung an Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen zu entgehen. Assange befürchtete, dass ihn Schweden weiter an die USA ausliefern könnte - wo ihm möglicherweise wegen der brisanten Wikileaks-Enthüllungen die Todesstrafe droht.
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Ecuador will Assange mittlerweile loswerden
Die Stockholmer Staatsanwaltschaft legte den Fall im Mai 2017 Jahr zu den Akten. Doch besteht nach wie vor ein britischer Haftbefehl, weil Assange 2010 gegen Auflagen der Justiz verstoßen haben soll. Die seit Mai 2017 in Ecuador amtierende Regierung sieht Assanges Aufenthalt in der Botschaft zusehend kritisch und versucht seit einigen Monaten, ihn zum Gehen zu bewegen. Unter anderem durfte er monatelang keinen Besuch empfangen, telefonieren oder das Internet benutzen.
Dagdelen und Hänsel bedauerten in einer Mitteilung, dass die deutsche Regierung bisher nichts unternommen habe, um eine Lösung zu finden. "Die friedliebenden und freiheitsliebenden Menschen in Deutschland und der ganzen Welt sind Herrn Assange zu Dank verpflichtet", hieß es weiter. Für die Aufdeckung von Kriegsverbrechen "verdient Assange Preise, keine politische Verfolgung und keinen Prozess".
dpa