Und das im Sommer: Helmut Kohl wochenlang im Wohnzimmer aufgebahrt?

Bleibt Helmut Kohl bis zum Staatsakt wochenlang im Wohnzimmer aufgebahrt? Ist das überhaupt erlaubt? Wir haben mit einem Bestatter über die Risiken gesprochen.
Oggersheim – Als Ehrung für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl (CDU) wird es wohl zum ersten Mal einen europäischen Staatsakt geben. Bis dahin dauert es allerdings noch ein paar Tage. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) spricht viel für das Datum 1. Juli – also mehr als zwei Wochen nach seinem Tod am 16. Juni.
Bleibt der Leichnam des 87-jährigen Politikers bis zum Staatsakt über zwei Wochen in seinem Haus im rheinland-pfälzischen Oggersheim bei Ludwigshafen aufgebahrt? Nach Informationen der Bild-Zeitung hat Kohls Witwe Maike Kohl-Richter für eine Kühlung „ im Wohnzimmer des heimischen Bungalows mit einer Klimaanlage und Trockeneis bereits Sorge tragen lassen“. Und weiter heißt es: „Vermutlich bleibt Kohl bis zum Staatsakt dort aufgebahrt.“
Bis zum Staatsakt soll Altkanzler Helmut Kohl aufgebahrt werden
Aber darf ein Toter so lange zuhause bleiben? „Rechtlich gesehen darf ein Leichnam nur 36 Stunden lang aufgebahrt werden“, sagt Gerhard Hetterling vom gleichnamigen Bestattungshaus in Ludwigshafen. In diesem Zeitraum müsse der Tote auch nicht kühl gelagert werden, danach jedoch schon.
„Wenn Helmut Kohl für einen längeren Zeitraum aufgebahrt werden soll, dann braucht ausreichend Kühlung und eine Ausnahmegenehmigung vom Gesundheitsamt“, sagt Hetterling, der seit mehr als 50 Jahren als Bestatter arbeitet. Nötig seien dafür der Totenschein, Angaben zur Todesursache sowie natürlich ein triftiger Grund, um den Toten zuhause zu lassen. „Dass Helmut Kohl länger aufgebahrt wird, dürfte wenig problematisch sein“, so der Bestatter. Bei einem Staatsmann wie dem Altkanzler sei dies auch eine Sache öffentlichen Interesses.
Helmut Kohl im Wohnzimmer aufgebahrt: Wie kann die Kühlung erfolgen?
Gar nicht so einfach hingegen ist dem Bestattungs-Experten zufolge die Kühlung des Leichnams. Trockeneis, also festes Kohlenstoffdioxid (CO₂), sei die beste Lösung. Oft wird es in Pellet- oder Block gepresst. Legt man Trockeneis-Platten auf einen Leichnam, gefriert dieser. „Der Vorteil: Trockeneis schmilzt nicht, es verdampft“, sagt Gerhard Hetterling. „Eine insgesamt sehr saubere Sache.“ Allerdings kann der Leichnam nur 24 Stunden lang so gekühlt werden, danach muss neues Trockeneis her.

Oder wird Helmut Kohl in einer mobilen Kühlbox aufgebahrt? Das kann man nur mutmaßen – allerdings wäre es eine zweite Option, meint der Bestatter. Bei dieser Form der Aufbahrung wird der Sarg in eine Kiste geschoben. Sehen kann man den Toten durch eine Plexiglas-Haube an der Oberseite der Box. „Die Innentemperatur wird auf fünf Grad heruntergekühlt“, sagt Hetterling. Kalt genug, um Helmut Kohl länger darin aufzubahren, sei diese Temperatur allerdings nicht.
Helmut Kohl aufgebahrt: Darum ist Kühlung wichtig
Außerdem: Wenn dem Inneren der Kiste Wärme entzogen wird, wird sie nach außen abgeleitet – im ungünstigsten Fall in das Zimmer, in dem die Kühlbox steht. „Kritisch bei den hochsommerlichen Außentemperaturen derzeit“, sagt der Bestatter. Denn wird ein toter Körper nicht genug gekühlt, kann die Verwesung mitunter ziemlich schnell einsetzen. „Dann kann sich die Haut einer Leiche innerhalb weniger Stunden schwarz färben.“
Ob Helmut Kohl sich diese wochenlange Aufbahrung zu Lebzeiten wirklich gewünscht hat?
rm