MDR zieht geplantes Merkel-Interview zurück

Leipzig - Wenige Tage vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ein geplantes Interview mit CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel kurzfristig zurückgezogen.
Der Sender teilte am Donnerstag mit, dies habe Intendant Udo Reiter entschieden. Begründet wurde dies mit einer “unglücklichen Terminwahl“. Vorausgegangen war der Entscheidung harsche Kritik der Linkspartei in Thüringen und Sachsen.
In einer Erklärung des MDR hieß es, das Interview mit Kanzlerin Merkel wäre am Donnerstagabend gesendet worden, also drei Tage vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Ein weiteres MDR-Interview mit SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier sollte dagegen nach ursprünglichen Plänen erst nach der Landtagswahl am 10. September gesendet werden. Der MDR erklärte, “dadurch wäre eine einseitige Beeinflussung der Wahlkämpfe in den beiden MDR-Ländern nicht auszuschließen gewesen.“ Um den Grundsatz der Chancengleichheit nicht zu gefährden, verzichte der Sende auf beide Interviews.
In den Gesprächen sollte es nach den Angaben vor allem um die Lage in Ostdeutschland gehen. Sowohl in Thüringen als auch in Sachsen wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Die Fraktionschefs der Linken in Dresden und Erfurt, André Hahn und Bodo Ramelow, hatten die Pläne des MDR scharf kritisiert und einen Verstoß gegen den MDR-Staatsvertrag angeprangert. Kein anderer Sender präsentiere so kurz vor den Landtagswahlen einen Spitzenpolitiker einer Partei exklusiv in einem Interview, hieß es.
Kritik kam auch von der SPD. Hahn hatte dem MDR in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, die CDU zu bevorzugen. In Sachsen habe der MDR “in vorauseilendem Gehorsam“ die Spitzen der Parteien erst gar nicht zu einem TV-Duell eingeladen, weil CDU-Spitzenkandidat Stanislaw Tillich dies abgelehnt habe.
AP