Bis ans Ende der Welt

Hape Kerkeling hatte ihn 2006 mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ zum Bestseller gemacht. Jetzt wird der Jakobsweg zum Filmstar in der tiefgründigen Familiengeschichte „Ich trag dich bis ans Ende der Welt“.
In dem Pilger-Epos spielen Elmar Wepper und Ann-Kathrin Kramer in den Hauptrollen. Hier erzählen die beiden Schauspieler, wie sie die Dreharbeiten auf dem berühmten spanischen Pilgerweg erlebten, und was er ihnen heute bedeutet:
Man sagt, er könne ein Leben verändern, könne Verzweifelten neue Hoffnung geben, Verirrten den Blick für die Zukunft schärfen und Verlorene zurückholen. 800 Kilometer Wanderweg als seelische und moralische Reparaturwerkstätte? Elmar Wepper sagt heute: „Es beschleicht einen das Gefühl, dass nicht nur du es bist, der diesen Weg macht, sondern der Weg macht auch dich.“
Zwei Monate lang, im Mai und Juni 2009, hatte Wepper (66) mit seiner Kollegin Ann-Kathrin Kramer (44) in Nordspanien gedreht. In Léon, der Stadt mit ihrer beeindruckenden gothischen Kathedrale, am Brunnen des Dörfchens Sotoserrano, am Marktplatz von Candelario, in einer Herberge in Murias de Rechivaldo und im Pilgerbüro von Santiago de Compostela, – einmal Jakobsweg rauf und runter.
„Natürlich hatte ich so eine vage Ahnung vom Jakobsweg. Man pilgert bei Regen oder sengender Sonne, übernachtet in überfüllten Herbergen, läuft Hunderte von Kilometern und ist dann irgendwann in Santiago de Compostela“, sagt Elmar Wepper. „Vor Ort aber bekommt der Weg ein ganz eigenes Gesicht. Die Begegnung mit den Pilgern, die historischen Stätten, und auch die körperlichen Mühen, die wir selbst bei den Dreharbeiten erfuhren – das alles prägt sehr intensiv. Es gab immer wieder Momente, wo ich tief berührt wurde: ein Gespräch, der Besuch einer Kirche, ein Fluss, ein weiter Blick ins Tal.“
„Kap Finisterre ist wirklich ein magischer Ort“
Horst, gespielt von Elmar Wepper, wird das Ziel des Jakobsweges nicht mehr erleben. Unterwegs merkt seine Tochter Anna (Ann-Kathrin Kramer), dass es für ihren schwer kranken Vater die letzte Reise ist. Er stirbt und sie trägt seine Urne bis an das Kap, das an der Westküste von Galicien weit in den Atlantik hinausragt – Finisterre, das Ende der Welt.
„Kap Finisterre ist wirklich ein magischer Ort“, erzählt Ann-Kathrin Kramer. „Durch seine Lage, fast zu 70 Prozent vom Wasser umgeben, hat man tatsächlich das Gefühl, am Ende der Welt angekommen zu sein. Und man kann sich sehr gut in die Menschen versetzen, die vor der Entdeckung Amerikas ihre Pilgerreise dort beendet haben, in dem festen Glauben, dass hinter dem Horizont nichts weiter ist als Wasser.“

Mehr als 1000 Jahre alt ist die Geschichte des Jakobswegs. Schon 1047 wurde die spanische Hauptverkehrsachse in einer Urkunde als Weg bezeichnet, „der seit alten Zeiten von Pilgern des Heiligen Jakobus .... begangen“. Es ist seitdem die Geschichte eines christlichen Erfolgsmodells, Tendenz stark steigend zum Ende des 20. Jahrhunderts. Wurden 1990 noch 5000 Pilger auf dem Jakobsweg gezählt, so waren es im Jahr 2000 schon 50000 und im Jahr 2009 schließlich 150000. Besonders frequentiert ist die Pilgerstrecke immer im Heiligen Compostelanischen Jahr, wenn der Festtag des Heiligen Jakobus, wie auch heuer, auf einen Sonntag fällt. Dann werden die Wege zur Rennmeile, die Herbergen sind überfüllt und die historischen Orte der reinste Rummelplatz. „Mir persönlich ist auf dem Jakobsweg zu viel los“, berichtet denn auch Ann-Kathrin Kramer über ihre Erfahrungen: „Es ist gerade sehr modern, dort zu pilgern. Die vielen Menschen würden mich zu sehr ablenken von dem Eigentlichen.“ Die Anstrengung dagegen ist für sie „kein Problem“. „Es geht ja auch nicht darum, körperliche Höchstleistungen zu vollbringen“, ergänzt ihr Kollege Elmar Wepper. „Man geht diesen Weg, um sich selbst und dadurch vielleicht zu Gott oder umgekehrt zu Gott und dadurch zu sich selbst zu finden.“
C. Hinkofer
DIE REISE-INFOS ZUM JAKOBSWEG
REISEZIEL Als Jakobsweg wird der Pilgerweg zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela bezeichnet. Er verläuft hauptsächlich auf der hochmittelalterlichen Hauptverkehrsachse Nordspaniens von den Pyrenäen über die Königsstädte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und Léon. Die Strecke ist ca. 800 Kilometer lang und führt durch die spanischen Regionen Navarra, Rioja, Nordkastilien und Galicien. Aus ganz Europa gibt es ein Wegenetz an Zubringern zum Jakobsweg.
ANREISE Die Pilger starten in der Regel in Pamplona, das von München aus via Madrid von Iberia angeflogen wird. Preis für den Hin- und Rückflug: ca. 350 Euro.
REISEZEIT/KLIMA Der Jakobsweg ist ein ganzjähriges Reiseziel, allerdings muss man bei der Wahl des Termins beachten, dass die Sommer in Spanien sehr heiß werden können und dass im Winter vor allem in den Ausläufern der Pyrenäen auch mal Schnee fällt und es heftige Stürme geben kann.
PILGERPASS Der Pilgerpass gilt als Dokument, um auf dem Weg in Kirchen, bei Pfarrämtern, im Tourismusbüro und in Herbergen Pilgerstempel (mindestens einen pro Tag) zu sammeln. In Santiago bekommt man dafür die Pilgerurkunde.
PILGERABZEICHEN Das Symbol der Santiagopilger ist die Jakobsmuschel. Früher war sie der Nachweis, dass der Pilger die Reise gemacht hatte. Außerdem hatte sie praktischen Wert, weil man damit Wasser schöpfen konnte.
PAUSCHALREISEN Spezialveranstalter wie das Bayerische Pilgerbüro bieten zahlreiche organisierte Pilgerreisen auf dem Jakobsweg an, auch in Teilabschnitten mit unterschiedlichen Wanderstrecken. Preise ab ca. 1200 Euro bis 1550 Euro inklusive Flug für die achttägige Reise. Infos/Katalog beim Bayerischen Pilgerbüro unter Tel. 089/5458110, www.pilgerreisen.de.
PROMI-PILGER Berühmte Pilger der Neuzeit sind Papst Johannes Paul II., die US-Schauspielerin Shirley MacLaine und Showmaster Frank Elstner. Hape Kerkeling schrieb über seine Pilger-Erfahrungen 2006 das Buch „Ich bin dann mal weg“.
TV-FILM „Ich trag dich bis ans Ende der Welt“ mit Elmar Wepper und Ann-Kathrin Kramer in den Hauptrollen läuft am Freitag, 26. März, um 20.15 Uhr in der ARD.
BUCHTIPP
"Jakobsweg"

Ein liebevoll und aufwendig produzierter Band zum Jakobsweg mit Texten von Cordula Rabe und Bildern von Stefan Rosenboom ist soeben im Bergverlag Rother erschienen, ISBN 978-3-7633-7053-5; Preis: 49,90 Euro.