Weihnachten im Krieg - Wie ein Bad Endorfer Verein Geschenke in die Ukraine bringen will

Weihnachten im Krieg scheint unvorstellbar. Cornelia Graf und ihr Team von der Ukraine-Hilfe Bad Endorf wollen es möglich machen. Sie sammeln Weihnachtspakete für Ukrainer. Die Vorsitzende erklärt, wie jeder helfen kann und warum die Aktion so wichtig ist.
Bad Endorf - Cornelia Graf sitzt in einem Lastwagen, als sie den Anruf annimmt. Die Verbindung ist schlecht. Es rauscht im Hintergrund. Ihre Stimme bricht ab. „Wir sind gleich durch den Tunnel, 100 Meter noch“, ruft Graf. Wir, das sind sie und ihr Mann Peter. Die beiden sind mit anderen Freiwilligen auf dem Weg in die Heimat, von Volovec in der Ukraine nach Bad Endorf. 1000 Kilometer, die Krieg von Frieden trennen.
Kleine Geschenke für Weihnachten
Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, sammeln Graf und ihr Team Sachspenden. Sieben Mal war die Vorsitzende der Ukraine-Hilfe Bad Endorf bereits in der Partnerstadt Volovec. Die Vereinsmitglieder liefern Lebensmittel, Decken und Kleidung. Doch Weinachten sollen auch kleine Geschenke in den Paketen sein.
„Wir versuchen Pakete zu bekommen für verschiedene Altersklassen und Familien“, sagt Graf. In einem Familienpaket solle etwas sein, das die Kinder lieb haben könnten. Ob Hase, Delfin oder Bär - Kuscheltiere seien optimal für die Jüngeren. Oder etwas Besonderes, wie Bilderbücher oder Gummibärchen, die die Kinder in Ukraine momentan nicht kriegen. „Eine nette, persönliche Kleinigkeit. Einfach etwas, das sich die Menschen aktuell nicht leisten können“, sagt Graf.
Kleidung und Grundnahrungsmittel
Auch eine Kerze, die Licht und Wärme in einen Raum bringe, sei ein schönes Extra. Warme Kleidung wie Schals oder Socken werden laut der Vorsitzenden ebenfalls gebraucht. Neben den kleinen Geschenken sollten Spender Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis oder Mehl in die Pakete packen.
„Leere in den Augen der Kinder“
Graf erhofft sich „Freude und Leuchten in den Augen“ der Beschenkten. „Wenn Sie einmal ein zerbombtes Haus und so eine Leere in den Augen der Kinder gesehen haben, ist das der Moment, in dem man ihnen eine Freude machen will“, sagt die Vorsitzende. Kein Kind solle im Krieg aufwachsen und unter so einem politischen Geschehen leiden. Vor Ort habe Cornelia Graf von 140 Soldatenkindern gehört, die mit ihren Vätern in den Einsatzgebieten sind. „Diese 140 Packerl müssen her, dafür sorge ich höchstpersönlich.“
Bis 20. Dezember will der Verein Geschenke sammeln. Graf wünscht sich viele Spenden von Menschen aus der Region: „Ich hoffe, dass wir Weihnachten so viele Lkw füllen, wie es nur irgendwie geht.“ Kommende Woche wollen die Vereinsmitglieder Flyer mit Packlisten verteilen. Die Pakete können ab sofort vor der Tür des Sammellagers, neben dem Bauernmarkt, abstellen oder jeden Samstag zwischen 11 und 13 Uhr abgeben. Die Pakete sollten in Geschenkpapier verpackt sein, jedoch ohne Schleife. Sonst könne das Team die Kartons nicht richtig stapeln.
„Große Aufopferungsbereitschaft“
Damit die Pakete zum orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar in der Ukraine sind, fahren die Freiwilligen am 27. Dezember los. Für den Endorfer Bürgermeister Alois Loferer ist das „ein starkes Signal für unsere Freunde in Volovec“. Dass der Verein einen Hilfstransport während der Weihnachtsfeiertage organisiert, zeige die „große Aufopferungsbereitschaft“ der Helfer. „Ich habe größten Respekt vor ihnen“, betont Loferer.
Er werde bei der Aktion mitmachen, seine Frau habe bereits Pakete gepackt. Auch die Kinder der Grundschule Bad Endorf wollen dem Bürgermeister zufolge helfen. Sie hätten sogar ausgesucht, was in die Pakete soll. „Das ist eine ganz wunderbare Idee. Ein kleines Stück Freundlichkeit und Humanität“, sagt Loferer. Die Geschenke seien ein kleiner Lichtblick für die Menschen.
Das bestätigt Cornelia Graf. „Die Menschen sind am Limit, sie versuchen ihr Leben irgendwie aufrecht zu erhalten“, sagt sie. In Volovec sei bisher nur eine russische Rakete eingeschlagen. Doch als die Vereinsmitglieder dort waren, habe es täglich Luftalarm gegeben. Vier Tage in Folge. „Es ist eine ganz bedrückende Stimmung.“

In der Nacht sei es stockfinster, es mangele an Energie. Deshalb hat das Team Graf zufolge viele Kerzen und Kurbel-Taschenlampen mitgebracht. Die Helfer hätten auch die Partnerschule besucht. Lehrer müssten Kinder in „eisig kalten Bunkern“ unterrichten. Deshalb ist es laut Graf wichtig, die Ukrainer zu unterstützen: „Mit ein bisschen Normalität, ein bisschen Freude, einem kleinen Lächeln im Gesicht.“
Bad Endorfer Verein sammelt Weinachts-Pakete für Ukrainer
Die Pakete können Spender im Endorfer Sporthaus, in der Geschenke-Manufaktur, bei Möbel Rieder, bei „die Optikerin“, bei Foto Winkler, im Schwemmer Hofcafe, im Rathaus Halfing, bei der Feuerwehr Höslwang und im alten Raiffeisen Lagerhaus abgegeben werden. Auf dem Flyer des Vereins ist ein Teil, auf dem Spender ankreuzen können, für welche Altersstufe das Paket ist, und ob es für eine Familie oder einen Soldaten ist. Dieser Teil müsse unbedingt auf das Paket geklebt werden.
Die Pakete sollen fest verschlossen und in Geschenkpapier verpackt sein - ohne Schleifen oder Anhänger. Füllen sollten Spender die Kartons mit neuen oder neuwertigen Artikeln. Kriegsspielzeug, Medikamente, Alkohol und deutschsprachige Produkte wie Spiele oder Bücher sollen keinesfalls in die Pakete. Nur Mal- oder Bilderbücher ohne Text sind dem Flyer zufolge geeignet.
Der Verein schlägt sechs Paket-Arten vor. „Um die Verteilung vor Ort so sinnvoll wie möglich zu ge
stalten, haben wir verschiedene Pakete zusammengestellt“, heißt es auf dem Flyer. In ein „Familien-Paket“ sollen ein bis zwei Geschenke für Kinder, Zucker, Salz, Mehl, Reis, Nudeln, Multivitamin-Brausetabletten, Kekse, Schokolade oder Gummibärchen, Kakaogetränkepulver, Kaffee und Tee, Haferflocken oder Gries, Duschgel und Shampoo.
In ein „Soldaten-Paket“ soll lange Unterwäsche in dunkler Farbe, dicke Socken in dunkler Farbe, Lebkuchen, Kerzen, Feuerzeug, Brausetabletten, Schokolade, Kekse, Dosenbrot und Dosenwurst, hochkalorische Riegel, Fruchtriegel, löslicher Kaffee oder Getränkepulver, getrocknete Früchte, Nüsse, Thermobecher, Trinkflasche und eine kleine Taschenlampe mit Batterien.
Ein „Kinder-Paket“ ist für Jungen und Mädchen im Alten von zwei bis fünf Jahren. Kleidergrößen sollten von 98 bis 110, Schuhgrößen 23 von 27 gehen. Etwas zum Liebhaben sollte in den Pakten sein: ein kleines Kissen, Kuscheltier oder eine kleine Puppe. Auch etwas Wärmendes wie Mütze, Schal, Handschuhe oder Socken eignet sich. Etwas zum Spielen wie ein Malbuch mit dicken Stiften, ein Spielzeugauto, Puzzle, Knetmasse, Jo-Jo, Ball, Wimmelbuch, Spielfiguren, zum Beispiel Tiere. Etwas Süßes wie Schokolade, Gummibärchen, Traubenzucker, Lutscher und eine Zahnbürste sowie Zahnpasta für Kleinkinder.
Das „Grundschüler-Paket“ ist für Kinder von sechs bis zehn Jahre. Die Kleidergrößen sollten von 116 bis 140, Schuhgrößen von 28 bis 35 gehen. Etwas zum Liebhaben wie ein Kuscheltier, etwas Wärmendes wie Mütze, Schal, Handschuhe oder Socken und etwas zum Spielen wie ein Malbuch, Spielzeugauto, eine Pupp oder Barbie, Puzzle, Ball, Frisbee, Jo-Jo, Würfelspiel sollten in ein solches Paket. Als etwas zum Basteln eignen sich Bastelmaterialien, ein gefülltes Federmäppchen, Malkasten mit Pinseln, Radiergummi. Süßigkeiten wie Schokolade, Gummibärchen, Traubenzucker und Lutscher können auch in das Paket - und eine Zahnbürste und Zahnpasta für Kleinkinder.
Ein „Teenager-Paket“ ist für Elf- bis 14-Jährige. Die Kleidergrößen gehen von 146 bis 176, Schuhgrößen von 36 bis 40. Etwas zum Spielen sollte ein Fußball (nicht aufgepumpt) und eine dazugehörige Pumpe, ein Musikinstrument (Flöte, Mundharmonika), Jo-Jo, Frisbee, Gummitwist, Würfelspiel (Kniffel), Springseil, Tischtennisschläger mit Bällen, Klettball oder Lego sein. Etwas Wärmendes wie Mütze, Schal, Handschuhe und Socken und etwas Nützliches wie ein Taschenrechner, gefülltes Federmäppchen, kleiner Collegeblock, Haargummi, Haarspangen, Kette oder Armband können in das Paket. Als Süßigkeiten eigenen sich Schokolade, Gummibärchen, Traubenzucker, Riegel. Als Hygieneartikel sind Deodorant, Shampoo, Duschgel erwünscht.
Das „Jugendliche-Paket“ ist für 15- bis 18-Jährige. Als etwas zum Spielen eignet sich ein Fußball (nicht aufgepumpt) und eine Pumpe, Musikinstrument (Flöte, Mundharmonika), Jo-Jo, Frisbee, Gummitwist, Würfelspiel (Kniffel), Springseil, Tischtennisschläger mit Bällen, Klettball und Lega. Als etwas Wärmendes sind Mütze, Schal, Handschuhe und Socken erwünscht. Etwas Nützliches sind ein Taschenrechner, gefülltes Federmäppchen, kleiner Collegeblock, Haargummi, Haarspangen, Kette, Armband. Süßigkeiten wie Schokolade, Gummibärchen, Traubenzucker, Riegel und Hygieneartikel wie Deodorant, Shampoo, Duschgel können auch in das Paket.
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