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Das „BernaMare“ bleibt zunächst geöffnet – allerdings eingeschränkt und mit ungewisser Zukunft

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Von: Oliver Lang

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Zum Ende des Monats hat der Gasversorger den Vertrag für das „BernaMare“ gekündigt.
Zum Ende des Monats hat der Gasversorger den Vertrag für das „BernaMare“ gekündigt. © Berger

Die Zukunft von Bernaus Hallenbad „BernaMare“ beschäftigt die Gemeinde schon länger. Besonders der horrende Anstieg des Gaspreises – und Gas ist nun mal die primäre Energiequelle des Hallenbades – lässt Böses befürchten.

Bernau – Befürchtungen sind das eine, Zahlen das andere: Im Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2022 verbrauchte das Hallenbad „BernaMare“ 889.884 Kilowattstunden Energie. Der Energieverbrauch ist damit im Vergleich zu den Vorjahren etwas – aber nicht dramatisch – gestiegen.

Anders sieht es bei den Energiekosten aus. Diese haben sich mehr als vervierfacht. Der entsprechende Rechnungsbetrag für die Gasabnahmestelle „BernaMare“ beträgt rund 131.000 Euro. Deshalb steht nun eine Nachzahlung in Höhe von 91.685 Euro an. Diese überplanmäßige Ausgabe wurde vom Gemeinderat einstimmig bewilligt.

Gasversorger hat gekündigt

Dazu kommt, dass der bisherige Gasversorger E-Optimum den Liefervertrag zum 31. Oktober 2022 gekündigt hat – nicht nur für das „BernaMare“, sondern für alle Liegenschaften der Gemeinde.

Im gemeindlichen Hallenbad wird das Gas für den Betrieb des bis 2026 angemieteten Blockheizkraftwerks (BHKW) benötigt, das einen großen Teil des notwendigen Stroms und der Wärme erzeugt.

Energiekosten könnten auf das Zehnfache steigen

Bisher liegen nur zwei Rückmeldungen potenzieller Gaslieferanten vor. Eine auch nur annähernd verlässliche Planung der Betriebskosten des BHKW gestaltet sich angesichts von Gaspreisen, die sich beinahe im Minutentakt ändern, enorm schwierig. Würde man eines der bereits vorliegenden Angebote für die Berechnung heranziehen, würden die Kosten um das Zehnfache gegenüber des Vorjahreszeitraums 2021/2022 steigen. Kann und will sich Bernau das „BernaMare“ unter diesen Umständen leisten?

Sondersitzung weckt großes Interesse

Vor diesem Hintergrund fand nun eine Sondersitzung des Bernauer Gemeinderats statt. „So viele Bürger hatten wir schon lange nicht mehr bei einer Sitzung. Das spricht für ein interessantes Thema.“ So eröffnete Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU) die Sondersitzung, in der viel diskutiert wurde, in der viele Vorschläge gemacht wurden, und in der sich schon bald herauskristallisierte, dass die Gaspreise nicht das einzige Problem sind, welches einem gewöhnlichen Weiterbetrieb des Hallenbades entgegensteht.

Denn auch die Personalsituation im „BernaMare“ ist äußerst angespannt, wie Ernst Linhuber, Betriebsleiter des Bades, schilderte. Zwei der vier Bademeister fallen für längere Zeit aus.

Hallenbad als wichtige Institution

Die Wortmeldungen der Gemeinderäte machten deutlich, dass man den Bürgern mit dem „BernaMare“ einen Ort bieten möchte, an dem sie sich erholen und Sport treiben können. Kinder würden hier das Schwimmen erlernen, was in unserer gewässerreichen Region besonders wichtig sei. Jugendliche Sportler des Schwimmvereins gehen hier teils zu Hunderten täglich ihrem Hobby nach.

Unter der Woche wird das „BernaMare“ vormittags von Schulen aus Bernau, Prien, Übersee und vielen weiteren Gemeinden für den Schwimmunterricht genutzt. Für den Mittwoch wurde das Hallenbad bisher stets aufgeheizt für das Babyschwimmen des TSV Bernau und das Seniorenschwimmen. Gerade Letzteres wäre immer sehr gut angenommen worden und böte den älteren Herrschaften eine gute Möglichkeit, die Beweglichkeit zu erhalten. Auch für den Tourismus ist das „BernaMare“ bedeutsam.

„Nur ein Tropfen auf den heißen Stein“

In der Diskussion des Gemeinderats kam die Überlegung auf, ob man sich mit den anderen Gemeinden, die das „BernaMare“ für den Schulsport nutzen, nicht auf eine Teilübernahme der gestiegenen Betriebskosten einigen könne. Doch dies, so das Ergebnis, wäre angesichts der zu erwartenden enormen Gaspreis-Steigerung kaum umsetzbar und ohnehin nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, wie Irene Biebl-Daiber betonte.

Kompromissbereitschaft ist da

Insbesondere Sportreferent Matthias Vieweger (CSU) sprach sich trotz der hohen Energiepreise und der angespannten Bademeistersituation für einen Weiterbetrieb des Hallenbads aus. „Nicht auf Biegen und Brechen“, wie er betonte, „sondern kompromissbereit“. So könne man etwa den Warmbadetag aussetzen. Franz Praßberger (FW/ÜWG), Dritter Bürgermeister und Seniorenbeauftragter, signalisierte dafür die Zustimmung „seiner“ Senioren. Weiter könne man überlegen, so Vieweger, ob man das Bad nur über das Wochenende für das gesamte Publikum öffnet.

Bis Ende des Jahres offen – aber nicht für jeden

Letztendlich jedoch setzte sich mit 13:5 Stimmen der Beschluss durch, dass das „BernaMare“ bis zum 31. Dezember als reines Lehrschwimmbad für Schulen und Schwimmkurse sowie für das Seniorenschwimmen genutzt wird.

Das entschärft zumindest die angespannte Personalsituation. Wie es in den Monaten Januar und Februar 2023 weitergehen wird, ist unklar. Hier wollte der Gemeinderat zuerst den angekündigten Rettungsschirm der Bundesregierung abwarten, bevor Beschlüsse gefasst werden.

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