Ein „Energiepotenzial“ auf der Insel
Christkindlmarkt auf der Fraueninsel: So lautet die Bilanz der Fieranten
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Entschleunigt oder bummvoll – was gefällt Standlern und Besuchern besser? Wie die Bilanz des Christkindlmarkts auf der Fraueninsel ausfällt. Und: Warum die einen Besucher heuer mehr kauften, andere aber weniger.
Chiemsee – Ein „Energiepotenzial“ sei auf der Fraueninsel zu spüren. Das findet Gerhard Schuler, langjähriger Fierant und heuer wieder auf dem Christkindlmarkt mit dabei. Wo es vielen Besuchern vor Corona oft zu überlaufen war, nahm der Handwerksmeister aus Kaufbeuren eine intensive Willkommenskultur wahr – besonders heuer. Ein Grund dafür dürfte die geringere Besucheranzahl sein. Ein weiterer die zwei zusätzlichen Donnerstage, welche die Veranstalter Prien Marketing GmbH (PriMa) und Gemeinde Chiemsee heuer als Testballon gestartet haben.
„Weil man auch schon am Donnerstag kommen konnte, war der Markt entschleunigt und entzerrt“, lobt der Fierant. Sein selbst gemachtes Kunsthandwerk von Halsgeschmeiden bis hin zu Ringen habe sich gut verkauft. Das Stammpublikum schätze seine Unikate, auch wenn manch einer mit dem Geldausgeben zurückhaltender gewesen sei, so Gerhard Schuler. Dies hätten einige Standler erlebt, sagt Andrea Hübner, Geschäftsführerin der PriMa. Die geringeren Besucherzahlen hätten sich vor allem darin gezeigt, dass weniger Speisen und Getränke verkauft worden seien.
Schifffahrt zählte 42.000 Gäste statt 50.000
Gut 20 Prozent weniger Tickets für die Überfahrt zur Fraueninsel und retour hat die Chiemsee Schifffahrt Ludwig Feßler mit Sitz in Prien verkauft. „An den heuer acht Tagen Christkindlmarkt hatten wir knapp 42.000 Gäste. Vor Corona waren es an den damals sechs Tagen rund 50.000 Gäste“, sagt Chef Michael Feßler.
Er würde es begrüßen, im nächsten Jahr wieder donnerstags den Markt zu öffnen, denn, so Fessler: „Normalerweise fahren bis zu 65 Prozent der Besucher von Prien aus zum Christkindlmarkt. Donnerstags fuhr aber mehr als die Hälfte vom Hafen Gstadt aus hinüber. Das waren hauptsächlich Einheimische.“ Die wüssten, dass die Überfahrt von Gstadt aus weniger als die Hälfte als von Prien aus koste.
Weniger Besucher, das ließ wiederum bei einigen Handwerkständen die Kassen klingeln. „Die Leute hatten wieder die Möglichkeit, in Ruhe Mützen anzuprobieren oder sich über die verschiedensten Waren an den vielen Ständen beraten zu lassen“, schildert Andrea Hübner. Eine Kunstgewerbehütte sei sogar ausverkauft gewesen. Karin Pothmann war zwar nicht diese Standlerin, ist aber dennoch zufrieden. Sie verkaufte ihre selbst gestalteten und -genähten Walkmützen aus Merinowolle „wie früher“, sagt sie.
Die Standlerin schwärmt insbesondere über die netten Begegnungen auf der vorweihnachtlichen Insel. Pothmann: „Das Schönste war die Stimmung und die gute Laune.“ Manche Besucher hätten sich vor ihrem Stand zusammengestellt und bayerische Lieder gesungen. „Ich glaube, die waren einfach froh, wieder hier sein zu können“, meint die Prienerin.
Prien: Glühwein auch nach 20 Uhr
In Prien sei der Christkindlmarkt an den ersten beiden Wochenenden sehr gut angelaufen, berichtet die PriMa-Geschäftsführerin. Auch hier seien weniger Besucher als noch 2019 gekommen. Eine Neuheit ist die „Verlängerung“ des Marktes durch das „Piraten Pub“. Dieses schenkt am Wendelsteinplatz mit seinen vielen geschmückten Christbäumen an den Christkindlmarkttagen Freitag und Samstag bis 22 Uhr Glühwein und andere Getränke aus.