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Eggstätt: Mutwillige Umweltverschmutzung sorgt für „schier unlösbare finanzielle Herausforderung“

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Von: Katharina Koppetsch

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Die Grundwasserbohrung in Natzing – die Ergebnisse werden in den kommenden Wochen bekannt
Die Grundwasserbohrung in Natzing – die Ergebnisse werden in den kommenden Wochen bekannt © Gemeinde

Im April hat eine ortsfremde Person Schadstoffe in eine Filteranlage in Natzing geleitet. Seitdem bemüht sich die Gemeinde Eggstätt um eine Schadensermittlung und - begrenzung. Die Kosten dafür trägt bisher die Gemeinde. Eine extreme Belastung für den Haushalt..

Eggstätt – „Die Gemeinde steht vor einer schier unlösbaren finanziellen Herausforderung“, schreibt Eggstätts Bürgermeister Christian Glas in seinem offenen Brief an das Bayerische Umweltministerium, das Wirtschaftsministerium, an die Regierung von Oberbayern sowie einige Abgeordnete. Anlass ist die fremdverschuldete Umweltverschmutzung in einem Filterbecken in Natzing Anfang April. Ein Ortsfremder hatte Perfluorierte Tenside in den Wasserkreislauf eingeleitet.

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Seit dem versucht die Gemeinde Eggstätt den Grad der Verunreinigung zu bestimmen und Schadensbegrenzung zu betreiben. Neuste Bohrungen haben gezeigt, dass das Grundwasser an den beprobten Stellen verunreinigt ist. Eine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung besteht derzeit nicht. All die Maßnahmen, zur Schadensbestimmung bis zur Eindämmung des Schadens, sind mit Kosten verbunden. Die Höhe ist noch nicht absehbar. Kostenträger ist derzeit die Gemeinde Eggstätt. Bisher zahlte sie rund 320 000 Euro. Eine enorme Belastung für den Haushalt.

Schlamm wurde fachgerecht entsorgt

Nachdem der Schaden Ende April im Retentionsfilterbecken entdeckt wurde, entnahm die Gemeinde zusammen mit Fachfirmen sowie dem Gewässerunterhaltungszweckverband Rosenheim (GUZV) mehrere Bodenschichten. Der mit Schadstoffen behaftete Schlamm wurde an das Entsorgungsunternehmen Zosseder übergeben. „Der Schlamm wurde in einer entsprechenden Deponie fachgerecht entsorgt“, sagt Glas in einem Interview mit den OVB-Heimatzeitungen.

Zusätzlich hat die Gemeinde einen Sand- sowie Aktivkohlefilter eingebaut, der seit Juni das abfließende Oberflächenwasser filtert. Die Anschaffung des Gerätes kostete 100 000 Euro, der monatliche Unterhalt noch mal rund 10 000 Euro.

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Derzeit laufen Bohrungen damit Proben vom Grundwasser genommen werden können. „Zwei Bohrungen zur Beprobung wurden bereits durchgeführt“, sagt der Bürgermeister. Leider sei das eingetreten, was keiner gehofft hat. „Es ist definitiv nachgewiesen, dass an den Stellen der Gefahrenstoff von der Versickerung in das Grundwasser gelangt ist“, sagt Thomas Hofmann, Geschäftsleiter vom GUZV.

In weiteren Schritten müsse nun analysiert werden, wie weit sich die sogenannte Schmutzfahne ausgebreitet hat. „In den Kiesschichten des Bodens sind Holräume, die mit Wasser gefüllt sind“, erklärt Hofmann. Der Untergrund bestimme die Fließrichtung und -geschwindigkeit des Wassers. Abhängig von diesen beiden Faktoren könne die Ausbreitung der Verschmutzung ermittelt werden.

Weitere Bohrungen sind geplant

Dafür werde die Gemeinde noch „drei vier weitere Bohrungen brauchen“, sagt Bürgermeister Glas. Wo werde gerade mit den entsprechenden Experten ermittelt. Auch hier fallen wieder pro Bohrung Kosten von rund 10 000 Euro für die Gemeinde an.

Bisher steht die Gemeinde mit der Finanzierung der gesamten Maßnahmen alleine auf weiter Flur. Obwohl die Gemeinde das Opfer ist, „kommt keine Versicherung für den Schaden auf“, sagt Glas. Laut Staatsanwaltschaft laufen die Ermittlungen gegen den Täter. „Das ist eine zivilrechtliche Angelegenheit“, erklärt Markus Andrä, stellvertretender Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein. „Es ist ein Gutachten in Auftrag gegeben worden. Das soll ermitteln inwieweit eine Gewässerverschmutzung, und eine Bodenverunreinigung durch die Tat entstanden ist.“ Ein Gericht wird dann entscheiden müssen, ob der Täter für den Schaden belangt werden kann.

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Ludwig steht im Kontakt mit den Behörden

Ob es eine finanzielle Unterstützung vonseiten der Versicherung, des Landratsamtes oder der Regierung von Oberbayern geben wird, kann Glas derzeit noch nicht abschätzen.

Inwieweit sein offener Brief die Dinge ins Rollen bringt, ist noch offen. Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig habe den Brief mit bedauern zur Kenntnis genommen. Ludwig sagt, dass ihr derzeit noch einige Informationen fehlen. „Auf Grund der bisherigen Schilderungen vermute ich, dass es sich um einen Straftatbestand handelt, sodass sich aus einem eventuellen Urteil auch Schadensersatzansprüche ergeben könnten.“ Ludwig suche derzeit das persönliche Gespräch mit Bürgermeister Glas und stehe im Kontakt mit den entsprechenden Abteilungen des Landratsamts.

Ausmaße noch unbekannt

Doch der finanzielle Aspekt ist nur der eine, der andere sind die Auswirkung, die die Verschmutzung auf das Grundwasser und das angrenzende Naturschutzgebiet haben könnte. „Unser klares Wasser in bester Trinkqualität ist ein Schatz, der aktuell durch eine mutwillig herbeigeführten Umweltschaden bedroht ist“, schreibt Glas.

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